Dieses Dokument wurde im Rahmen des Seminars „Entwicklung großer Softwaresysteme“ an der Hochschule München verfasst und beschäftigt sich mit der Appraisal-Methode SCAMPI von CMMI. Dazu werden zunächst der Ursprung des CMMI Models und die dazugehörigen Darstellungsmöglichkeiten vorgestellt. Die Seminararbeit beschreibt Ziele und Anforderungen an selbst definierte Appraisalmethoden und stellt anhand von SCAMPI A den Ablauf eines Appraisals dar. Im letzten Teil werden die Anwendungsgebiete von SCAMPI B und SCAMPI C erörtert und Überlegungen zu Trends angestellt.
Kurzfassung —Dieses Dokument wurde im Rahmen des Seminars „Entwicklung großer Softwaresysteme“ an der Hochschule München verfasst und beschäftigt sich mit der Appraisal-Methode SCAMPI von CMMI. Dazu werden zunächst der Ursprung des CMMI Models und die dazugehörigen Darstellungsmöglichkeiten vorgestellt. Die Seminararbeit beschreibt Ziele und Anforderungen an selbst definierte Appraisalmethoden und stellt anhand von SCAMPI A den Ablauf eines Appraisals dar. Im letzten Teil werden die Anwendungsgebiete von SCAMPI B und SCAMPI C erörtert und Überlegungen zu Trends angestellt.
Schlüsselwörter —CMMI, Appraisal-Methode, SCAMPI, SEI, Entwicklung großer Softwaresysteme, Hochschule München
I. EINFÜHRUNG
Bei der Entwicklung von Software oder Systemen stehen Organisationen der Schwierigkeit gegenüber, die folgenden drei Einflussfaktoren in Einklang zu bringen: Erstens, die Einhaltung von Zeiten und Terminen. Als zweiter Punkt muss das vorgegebene Budget und drittens, die zugesagte bzw. erwartete Qualität ständig im Auge behalten werden. Dabei treten Probleme auf, die vielfältige Ursachen haben und daher oft schwierig zu lösen sind.
Probleme aus Auftraggebersicht ergeben sich durch beispielsweise fehlerhafte Lieferungen. Erfüllt eine neue Software nicht ihren erwarteten Nutzen sind häufig Zusatzkosten die Folge. Auf der Seite des Auftragnehmers kann ein missglücktes Softwareprojekt einen schweren Imageschaden bedeuten, von dem sich ein kleines Unternehmen nicht mehr so schnell erholt.
Derartige Probleme bei der Vergabe und Lieferung von Softwaresystemen haben 1986 das amerikanische Verteidigungsministerium veranlasst, einen neuen Lösungsansatz zu suchen 1. Diese Arbeit begann am Software Engineering Institute (SEI) der Carnegie Mellon University in Pittsburgh. Daraus resultierend entstand 1991 das Capability Maturity Model, kurz CMM. Das CMM wurde in der Anfangszeit nur von Organisationen verwendet, die vom Verteidigungsministerium beauftragt waren. Für das Ministerium war das Anwenden des CMM eine Voraussetzung für die Auftragserteilung. Es stellte sich aber schnell heraus, dass auch der Auftragnehmer einen deutlichen Nutzen von einer solchen Vorgehensweise hat.
Das CMMI (Capability Maturity Model Integration) ist der Nachfolger des CMM. Es wurde ebenfalls am SEI entwickelt. In CMMI sind Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge zum CMM eingeflossen. Die Anforderungen sind einheitlicher, und der Anwendungsbereich ist über die Softwareentwicklung hinaus erweitert worden. Im CMMI gibt es zwei Arten der Darstellung. Die eine besteht aus fünf Stufen, die den Reifegrad einer Organisation und ihrer Prozesse beschreiben. Die andere Darstellung ermöglicht eine feinere, themenbezogene Darstellung der Reife einer Organisation. Es gibt dabei pro Prozessgebiet einen sogenannten Fähigkeitsgrad auf einer Skala von null bis fünf.
Die Einteilung in Reifegrade und Fähigkeitsgrade liefert ein Kriterium für die Beurteilung einer Organisation, einen erteilten Auftrag erfolgreich durchzuführen. Das CMMI hilft bei der Verbesserung der eigenen Prozesse und zeigt auf, was für eine erfolgreiche Entwicklungsorganisation erforderlich ist. Dabei beruht das CMMI auf Vorgehensweisen, die sich in der Praxis bewährt haben (Best Practices) 2, und nicht auf einem theoretischen Modell.
Um in einer Organisation die Umsetzung der Anforderungen gegenüber CMMI zu evaluieren, wurde vom SEI die Appraisal1-Methode SCAMPI entwickelt. Diese Seminararbeit versucht einen Überblick über die Ziele und den Aufbau von SCAMPI zu geben und beschreibt dabei im Speziellen einen Ablauf eines SCAMPI A Appraisals. Dazu werden weitere weniger aufwendige Möglichkeiten eines Appraisals vorgestellt, die einer Organisation trotzdem einen Vorteil gegenüber Konkurrenten erzeugen.
II. AUFBAU UND DARSTELLUNG DES CMMI
Um SCAMPI zu verstehen, sollten wir zunächst das Prozessmodell CMMI und dessen Darstellungsmöglichkeiten erklären können. Das CMMI versteht sich als ein integriertes Modell. Im CMMI sind verschiedene Vorgängermodelle integriert, die zwar die gleichen Grundideen und Ziele haben, sich aber in Aufbau und Anwendungsgebiet unterscheiden. Des Weiteren werden die gleichen Inhalte jeweils unterschiedlich strukturiert. Die Integration dieser Modelle wird u.a. durch das Konzept der zwei Darstellungsformen des CMMI umgesetzt (vgl. B und C).
A. Prozessgebiete
Prozessgebiete zählen zu den wichtigsten Strukturelementen im CMMI. Ein Prozessgebiet ist jeweils eine Zusammenfassung aller Anforderungen zu einem Thema.
Beispielsweise Projektplanung oder Ursachenanalyse. Eine Organisation ordnet zunächst die realen Prozesse den CMMI- Prozessgebieten zu. Dabei umfasst jedes Prozessgebiet eine Reihe von Zielen. Jedem Ziel sind eine oder mehrere Praktiken zugeordnet, die detailliert beschreiben, wie diese erreicht werden. Um die Praktiken richtig zu interpretieren muss der allgemeine Kontext berücksichtigt werden, in dem sie verwendet werden. Die CMMI-Praktiken verwenden bewusst allgemein formulierte Wendungen wie „soweit erforderlich“. Damit soll den Bedürfnissen unterschiedlicher Organisationen und Projekte gerecht werden 3.
Die Prozessgebiete werden im CMMI je nach ausgewählter Darstellungsform in Reifegraden bzw. Fähigkeitsgraden zusammengefasst.
B. Darstellung in Reifegraden
In dieser Darstellung des CMMI gibt es fünf Stufen, die man als Reifegrade bezeichnet 3. Mit Ausnahme von Reifegrad 1 ist jedem dieser Reifegrade eine Reihe von Prozessgebieten mit konkreten Anforderungen zugeordnet. Die Erfüllung dieser Anforderungen unterstützt jeweils einen wichtigen Aspekt des Softwareentwicklungsprozesses. Die Reifegrade bauen aufeinander auf, was bedeutet, um beispielsweise Reifegrad 3 zu erreichen, muss man Reifegrad
2 plus zusätzliche Anforderungen erfüllen. Abbildung 1 veranschaulicht diesen Zusammenhang:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Die Reifegrade im CMMI-Modell, Quelle:4
Nachfolgend die fünf Reifegrade im Einzelnen:
Reifegrad 1, Initial: Einstiegsstufe. Noch keine Anforderungen an die Prozesse.
Reifegrad 2, Geführt (Gemanaged): Die grundlegenden Projektmanagementprozesse sind eingeführt. Die Erfahrung zeigt, dass ein funktionierendes Projektmanagement die Grundlage aller weiteren Verbesserung ist.
Reifegrad 3, Definiert: Kernanforderung ist, die Entwicklungs- und Projektmanagementprozesse organisationsweit zu standardisieren. Dazu verlagert sich der Schwerpunkt der Arbeit von den einzelnen Projekten auf die gesamte Organisation.
Reifegrad 4, Quantitativ geführt (Qunat. Gemanaged): Weitere Verbesserung und Vereinheitlichung von Prozessen. Erstellung von organisationsweiten, quantitativen Prozessmodellen. Diese dienen dazu, das Verhalten von Prozessen besser vorherzusagen. Besonders geeignet für wichtige Teilprozesse mit einem hohen Wiederholungsgrad.
Reifegrad 5, Prozessoptimierung (Optimierend): Systematische und kontinuierliche Verbesserung und Behebung von auftretenden Fehlern und Problemen. Als Basis dienen dabei die in Reifegrad 4 erstellten quantitativen Prozessmodelle der Organisation.
C. Darstellung in Fähigkeitsgraden
Bei der Darstellung in Reifegraden wird jeweils eine vorgegebene, fest definierte Sammlung von Prozessgebieten untersucht (vgl. B). Dagegen betrachtet man bei der Darstellung in Fähigkeitsgraden jeweils einzelne Prozessgebiete auf ihre gründliche Umsetzung hin. Hierfür gibt es fünf generische Ziele und die Stufe 0 5.
Um einen bestimmten Fähigkeitsgrad für ein Prozessgebiet zu erreichen, muss das dazugehörige generische Ziel GG erfüllt werden. Ist kein generisches Ziel erreicht, hat die Organisation auf diesem Prozessgebiet den Fähigkeitsgrad 0.
Ähnlich der Darstellung in Reifegraden bauen die Fähigkeitsgrade einander auf. Folgende Fähigkeitsgrade sind definiert:
Fähigkeitsgrad 0: Unvollständig.
Fähigkeitsgrad 1: Durchgeführt.
Fähigkeitsgrad 2: Gemanagt.
Fähigkeitsgrad 3: Definiert.
Fähigkeitsgrad 4: Quantitativ gemanagt.
Fähigkeitsgrad 5: Optimierend.
Durch die Darstellung in Fähigkeitsgraden kann eine Organisation gezielt in ihrem Spezialgebiet einen hohen Fähigkeitsgrad erreichen. Beschäftigt sich beispielsweise eine Organisation im Wesentlichen mit der Projektplanung, kann sie sich darauf konzentrieren und dadurch einen hohen Fähigkeitsgrad erlangen. Themen mit geringerer Bedeutung können von dieser Organisation weniger intensiv bearbeitet werden. Deswegen ist mit den Fähigkeitsgraden eine wesentlich feingranulare Beschreibung der Organisation möglich. Umgekehrt kommt es aber bei der Bewertung der einzelnen Prozessgebiete zu stark unterschiedlichen Fähigkeitsgraden innerhalb einer Organisation.
D. Auswahl der Darstellung
Zur Auswahl der Darstellung gibt es einige Empfehlungen6. Für die Darstellung in Reifegraden sind folgende Punkte als vorteilhaft zu nennen:
- Der Vergleich zwischen Organisationen oder Teilorganisationen ist einfacher. Gerade aus Managementsicht ist dies ein wesentlicher Vorteil, da Ziele leichter vorgegeben werden können.
- Die Abhängigkeiten zwischen den verschieden Prozessgebieten sind berücksichtigt.
[...]
1 dt. „Bewertung“, „Beurteilung“
2 S. Chen, “Best Practices in Software Engineering: Does Anybody in Industry or Academia Care?,” 29th Annual International Computer Software and Applications Conference (COMPSAC’05), vol. 1, 2005.
3 R. Kneuper and E. Wallmüller, CMMI in der Praxis: Fallstudien zur Verbesserung der Entwicklungsprozesse mit CMMI. Dpunkt Verlag, ISBN: 9783898645713, 2009.
4 F.-K. Koschnick, “Agile Softwareentwicklung im Fokus,” Sybit agile, p. 2, 2010.
5 D. M. Ahern, A. Clouse, and R. Turner, CMMI Distilled: A Practical Introduction to Integrated Process Improvement (2nd Edition). Addison-Wesley, ISBN: 978-0321186133, 2004.
6 S. Shrum, “Choosing a CMMI Model Representation,” The Journal of Defense Software Engineering, vol. 13, no. 7, pp. 6–7, 2000.
- Quote paper
- Adam Staisch (Author), 2011, SCAMPI – Die Appraisal-Methode von CMMI, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183407
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