Der Grundgedanke des Schutzes der Menschenrechte fand seine elementare Bedeutung erst relativ spät in der Entwicklung des Völkerrechts. Erst nach Beendigung des 2. Weltkrieges – genauer gesagt am 10. Dezember 1948 – wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR) von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verkündet. Im modernen Völkerrecht durchzieht dieser Grundgedanke des Schutzes der Menschenrechte annähernd alle Rechtsgebiete und ist von herausragender Bedeutung für die Entwicklung des Völkerrechts sowie für die Gründung der Vereinten Nationen. Zwar entwickelte sich die Idee der modernen Menschenrechte durchaus zur Zeit des klassischen Völkerrechts, aber erst mit Beginn des modernen Völkerrechts durchbrechen die Menschenrechte den ursprünglichen Völkerrechtsgedanken der Staatensouveränität. Während im klassischen Völkerrecht nur die Staaten sowie teilweise internationale Organisationen Völkerrechtssubjektivität genossen, verleiht der Menschenrechts-schutz nun auch dem Individuum das Recht vor völkerrechtlichen Instanzen und Gerichten die Verletzung seiner Rechte geltend zu machen. Die frühen Menschenrechtsabkommen berechtigten das Individuum nicht unmittelbar. Vielmehr war ein Verstoß gegen Menschenrechte ihnen zu Folge lediglich eine Verletzung der vertraglichen Pflichten gegenüber den anderen Vertragsstaaten. Inzwischen beinhalten einige neuere Menschenrechtsabkommen jedoch unmittelbare Rechts-positionen von Individuen. Unter Menschenrechten können nach internationalem Menschenrechtsverständnis all diejenigen Rechte subsumiert werden, „die jeder natürlichen Person in ihrer Eigenschaft als menschliches Wesen zustehen“. Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam und der Frage, was die islamischen Staaten dazu veranlasste, die AEMR nicht zu ratifizieren, sondern eigene – evt. islamische – Menschenrechte in einer Erklärung niederzulegen. Der zentrale Kernpunkt dieser Arbeit ist jedoch der Vergleich der in der Cairo Declaration niedergelegten Artikel mit denen aus der AEMR, um festzustellen, ob die von der OIC ausgearbeiteten „islamischen“ Menschenrechte den Ansprüchen des internationalen Menschenrechtsstandards gerecht werden, oder ob es sich in bestimmten Bereichen vielmehr so verhält, dass dieser angestrebte Schutz durch kulturrelativistische Argumentationen zu Gunsten der eigenen Kultur, Tradition sowie Religion ausgehebelt wird.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Ursprung der Menschenrechte
- A. Ursprung der Menschenrechte gemäß westlicher Auffassung
- B. Ursprung der Menschenrechte gemäß islamischer Auffassung
- III. Schutz und Auslegung von Menschenrechten
- A. Universalisten
- B. Kulturrelativisten
- C. Kritik
- IV. Kairo Declaration
- A. Religionsfreiheit
- B. Gleichberechtigung
- C. Kritik
- V. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam (Cairo Declaration) und untersucht die Gründe, die islamische Staaten dazu veranlassten, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR) nicht zu ratifizieren und stattdessen eigene „islamische Menschenrechte“ in einer Erklärung festzulegen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich der in der Cairo Declaration niedergelegten Artikel mit denen der AEMR, um zu ermitteln, ob die von der Organisation of the Islamic Conference (OIC) ausgearbeiteten „islamischen“ Menschenrechte den Anforderungen des internationalen Menschenrechtsstandards entsprechen. Die Arbeit hinterfragt zudem, ob der angestrebte Schutz in bestimmten Bereichen durch kulturrelativistische Argumentationen zugunsten der eigenen Kultur, Tradition und Religion ausgehöhlt wird.
- Vergleich der Artikel zur Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in der Cairo Declaration und der AEMR
- Analyse der Artikel zur Religionsfreiheit in beiden Dokumenten
- Untersuchung des Verhältnisses zwischen „islamischen“ und „westlichen“ Menschenrechten
- Bewertung der kulturrelativistischen Argumentation in der Cairo Declaration
- Analyse der Ursachen für die Entwicklung einer eigenen Erklärung islamischer Menschenrechte
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Arbeit untersucht den Vergleich der Artikel zur Religionsfreiheit und Gleichberechtigung in der Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam (Cairo Declaration) mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR). Sie beleuchtet die Frage, ob die in der Cairo Declaration niedergelegten „islamischen“ Menschenrechte den Ansprüchen des internationalen Menschenrechtsstandards gerecht werden oder ob kulturrelativistische Argumentationen eine Gefahr für den Schutz der Menschenrechte darstellen.
II. Ursprung der Menschenrechte
Dieser Abschnitt analysiert die konträren Ansichten über den Ursprung der Menschenrechte, wobei der Fokus auf der westlichen und islamischen Sichtweise liegt. Der Einfluss der Aufklärung, der 2. Weltkrieg und die Entwicklung des modernen Völkerrechts werden in Bezug auf die westliche Auffassung beleuchtet. Es werden die Argumente für einen westlichen Ursprung der Menschenrechte sowie die Sichtweisen derjenigen erörtert, die einen islamischen Ursprung der Menschenrechte bekräftigen.
III. Schutz und Auslegung von Menschenrechten
Dieser Teil behandelt verschiedene Ansätze im Umgang mit Menschenrechten, wobei die Positionen der Universalisten und Kulturrelativisten dargestellt werden. Es werden die Kritikpunkte an beiden Positionen erläutert und die Komplexität der Auslegung von Menschenrechten in verschiedenen kulturellen Kontexten aufgezeigt.
IV. Kairo Declaration
Hier erfolgt eine detaillierte Analyse der Kairo Declaration mit besonderem Fokus auf die Artikel zur Religionsfreiheit und Gleichberechtigung. Die Arbeit untersucht, inwieweit die Cairo Declaration die internationalen Menschenrechtsstandards erfüllt oder ob kulturelle und religiöse Überzeugungen eine abweichende Interpretation der Menschenrechte rechtfertigen. Die Kritik an der Cairo Declaration wird ebenfalls behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet die zentralen Begriffe und Konzepte, die im Zusammenhang mit Menschenrechten und deren Interpretation in verschiedenen Kulturkreisen stehen. Dies umfasst Themen wie Religionsfreiheit, Gleichberechtigung, Universalismus, Kulturrelativismus, Kairoer Erklärung, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, islamische Menschenrechte, westliche Menschenrechte, und die Bedeutung von kultureller und religiöser Diversität für den Schutz der Menschenrechte.
- Arbeit zitieren
- Magistra Artium Jessica Plambeck (Autor:in), 2009, Vergleich der Artikel der Religionsfreiheit und der Gleichberechtigung der Cairo Declaration mit denen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183323