Die Abgrenzung latenter Steuern hatte lange Zeit für die Bilanzierungspraxis im HGB Einzelabschluss keine besondere Bedeutung, da es nur zu wenigen Abweichungen zwischen
Einzelabschluss und Steuerbilanz durch das Prinzip der (umgekehrten) Maßgeblichkeit gekommen ist. Im HGB-Konzernabschluss hingegen nahm die Steuerabgrenzung schon immer einen höheren Stellenwert ein, da es, bedingt durch erfolgswirksame Konsolidierungsmaßnahmen, regelmäßig zu abzugrenzenden Steuerlatenzen kam.
Durch das Inkrafttreten des BilMoG am 29. Mai 2009 ergaben sich umfangreiche Neuregelungen für den handelsrechtlichen Einzel- und Konzernabschluss. Es ist die bedeutendste Reform seit dem Bilanzrichtliniengesetz Mitte der 1980er Jahre der handelsrechtlichen
Rechnungslegungsnormen. Sie leitet eine neue Zeitrechnung in der Konzernrechnungslegung ein.
Eine der wesentlichsten Änderungen des BilMoG ist, neben der Aufhebung der umgekehrten Maßgeblichkeit, der Übergang vom bisher anzuwendenden Timing-Konzept zum international gebräuchlichen Temporary-Konzept durch die Neufassung der §§ 274 und 306 HGB. Dadurch hat das Thema der latenten Steuern generell an Brisanz gewonnen.
Der Gesetzgeber wagte sich damit an eines der komplexesten Bilanzierungsthemen, dessen Ausgestaltung eines der zentralen Diskussionsthemen um die Anwendung des BilMoG in den nächsten Jahren darstellen dürfte. Die Änderungen führen zu einem deutlich erhöhten Bilanzierungsaufwand bei der Erstellung der Jahresabschlüsse bzw.
des Konzernabschlusses.
Die im HGB kurzgehaltenen Neuregelungen der §§ 274 und 306 HGB werfen in der Bilanzierungspraxis vielerlei Fragen auf. Durch die fehlenden Detailregelungen im Gesetzestext und die Aufhebung des durch den Berufsstand der Wirtschaftsprüfer Ende Mai 2009 herausgegebenen IDW ERS HFA 27 werden viele Unternehmen im DRS 18
Rat suchen. Der durch das Deutsche Rechnungslegungs Standards Committee e. V. verabschiedete und durch das Bundesministerium der Justiz veröffentlichte DRS 18 „Latente Steuern“ konkretisiert die Regelungen der §§ 274 und 306 HGB wiederum nur in einigen strittigen Bereichen. Es bleiben Fragen offen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Zielsetzung
- 1.3 Vorgehensweise
- 1.4 Thematische Abgrenzungen
- 2 Grundlagen
- 2.1 Grundlagen des Konzernabschlusses
- 2.1.1 Begriff und Bedeutung
- 2.1.2 Aufgaben und Grundsätze des Konzernabschlusses
- 2.1.3 Aufstellungspflicht und Konsolidierungskreis
- 2.1.4 Grundsatz der Einheitlichkeit
- 2.2 Grundlagen der Steuerabgrenzung
- 2.2.1 Begriff und Definition latenter Steuern
- 2.2.2 Grundlagen der Abgrenzung latenter Steuern
- 2.2.3 Konzepte und Methoden der Steuerabgrenzung
- 2.2.3.1 Timing-Konzept
- 2.2.3.2 Temporary-Konzept
- 2.2.3.3 Deferred-, Liability- und Net-of-tax-Methode
- 2.3 DRSC, DSR und DRS 18
- 3 Latente Steuern im Konzernabschluss
- 3.1 Überblick
- 3.2 Entstehungsursachen latenter Steuern
- 3.3 Latenzen aus der Übernahme von Einzelabschlüssen (HB I)
- 3.4 Latenzen aus der Überleitung zur Handelsbilanz II (HB II)
- 3.4.1 Vereinheitlichung von Ansatz und Bewertung nach HGB
- 3.4.2 Vereinheitlichung von Ansatz und Bewertung nach IFRS
- 3.4.3 Währungsumrechnung nach HGB
- 3.4.4 Währungsumrechnung nach IAS/IFRS
- 3.5 Latente Steuern aus Konsolidierungsmaßnahmen
- 3.5.1 Kapitalkonsolidierung
- 3.5.1.1 Grundlagen
- 3.5.1.2 Ansatz nach HGB
- 3.5.1.2.1 Stille Reserven und stille Lasten
- 3.5.1.2.2 Geschäfts- oder Firmenwert/Unterschiedsbetrag
- 3.5.1.2.3 Steuerliche Verlustvorträge
- 3.5.1.3 Ansatz nach IAS/IFRS
- 3.5.1.3.1 Goodwill/Unterschiedsbetrag
- 3.5.1.3.2 Steuerliche Verlustvorträge
- 3.5.1.4 Quotenkonsolidierung
- 3.5.1.5 At-Equity-Konsolidierung
- 3.5.2 Schuldenkonsolidierung
- 3.5.3 Zwischenergebniskonsolidierung
- 3.5.4 Aufwands- und Ertragskonsolidierung
- 3.6 Besteuerung beim Anteilseigner (Outside Basis Differences)
- 4 Bewertung latenter Steuern im Konzernabschluss
- 4.1 Anwendbarer Steuersatz
- 4.2 Diskontierung
- 5 Ausweis und Angaben im Konzernabschluss
- 5.1 Ausweis im Konzernabschluss
- 5.1.1 Ausweis in der Konzernbilanz nach HGB
- 5.1.2 Ausweis in der Konzernbilanz nach IAS/IFRS
- 5.1.3 Ausweis in der GuV nach HGB
- 5.1.4 Ausweis in der GuV nach IAS/IFRS
- 5.2 Angaben im Konzernabschluss
- 5.2.1 Angaben im Konzernanhang nach HGB
- 5.2.2 Angaben im Konzernanhang nach IAS/IFRS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht latente Steuern im Konzernabschluss nach BilMoG und IFRS unter Berücksichtigung des DRS 18. Ziel ist es, die Entstehung, Bewertung und Ausweisung latenter Steuern in diesem Kontext umfassend zu analysieren.
- Grundlagen des Konzernabschlusses und der Steuerabgrenzung
- Konzepte und Methoden der Steuerabgrenzung (Timing-, Temporary-Konzept etc.)
- Entstehung latenter Steuern im Konzernabschluss (verschiedene Konsolidierungsmethoden)
- Bewertung latenter Steuern (Steuersatz, Diskontierung)
- Ausweisung latenter Steuern im Konzernabschluss nach HGB und IFRS
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Problemstellung, Zielsetzung und Vorgehensweise der Arbeit ein. Kapitel 2 legt die Grundlagen des Konzernabschlusses und der Steuerabgrenzung dar, einschließlich verschiedener Konzepte und Methoden der Steuerabgrenzung. Kapitel 3 befasst sich ausführlich mit der Entstehung latenter Steuern im Konzernabschluss, unterteilt nach verschiedenen Konsolidierungsmethoden und weiteren Ursachen. Kapitel 4 behandelt die Bewertung latenter Steuern, und Kapitel 5 beschreibt den Ausweis und die Angaben im Konzernabschluss nach HGB und IFRS.
Schlüsselwörter
Latente Steuern, Konzernabschluss, BilMoG, IFRS, DRS 18, Steuerabgrenzung, Konsolidierung, Bewertung, Ausweisung, HGB, IAS.
- Quote paper
- Dipl. Betriebswirt (FH) Tobias Locker (Author), 2011, Latente Steuern im Konzernabschluss nach BilMoG und IFRS unter Beachtung von DRS 18, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183037