Vor dem 01. Oktober 1949 galt China als Kaiserreich, in dem das Rechtswesen ein Teil
der Exekutive (Verwaltung) darstellte. Die Verwaltung sorgte dafür, dass das Staatswesen
reibungslos funktionierte und hatte Fehlverhalten zu sanktionieren. Dabei waren Rechte
des Einzelnen gegenüber dem Staat nicht vorgesehen.
Im Laufe des letzen Jahrhunderts hat das Rechtswesen in China eine sehr bewegte
Entwicklung durchlebt.
Zwischen den Jahren 1929 und 1935 wurden die ‚6 Kodices’, nämlich Zivilgesetzbuch,
Strafgesetzbuch, Straf- und Zivilprozessgesetzte und handels- und verwaltungsrechtliche
Einzelgesetze geschaffen, aber aufgrund von (Bürger-) Krieg konnten die Kodices nicht in
die Rechtspraxis umgesetzt werden.
Im Jahre 1949 wurde die Volksrepublik China gegründet und die Kommunisten ergriffen
die Macht. Alle bis dahin existierenden Gesetze wurden außer Kraft gesetzt.
Mit dem Beginn der Reformära ab 1978 wurde mit Nachdruck am Aufbau eines
Rechtswesens gearbeitet, da an einen wirtschaftlichen Aufbau nicht zu denken war,
solange die Funktionäre und Behörden aufgrund fehlender Gesetze nach eigener Willkür
entscheiden konnten.
Da es zu Beginn der Reformära kaum Juristen gab, legten die Chinesen beim Aufbau des
Gesetzwesens großen Wert auf die Unterstützung europäischer und amerikanischer
Institutionen. Von deutscher Seite aus waren zum Beispiel die Max-Planck-Gesellschaft,
die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, die Konrad-Adenauer-Stiftung und die
Friedrich-Ebert-Stiftung Partner der Chinesen. Als Ergebnis ähneln wesentliche Teile des
Rechts Chinas dem deutschen Recht.
Nachdem man seit dem Jahr 1949 mehr als zweitausend Verordnungen bzgl.
arbeitsrechtlicher Fragen erlassen hatte, trat im Jahre 1995 auch endlich ein
Arbeitsgesetz der VRC in Kraft. In ihm wurde eine Vielzahl von unterschiedlichen
Rechtslagen vereinheitlicht.
Beim Arbeitsgesetz handelt es sich um ein Rahmengesetz, das die bereits oben
erwähnten Verordnungen nicht ersetzt. Lediglich die Bestimmungen, die dem
Arbeitsgesetz widersprechen, werden hier außer Kraft gesetzt.
Da das Arbeitsrecht des bevölkerungsreichsten Landes der Erde bislang kaum
Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen gewesen ist, möchte ich mit dieser Arbeit
versuchen, einen Überblick über das bisher oft novellierte Rechtsgebiet zu geben.[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung und Historie
- 2. Die Rollenverteilung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der chinesischen Arbeitswelt
- 3. Wichtige Rechtsquellen
- 4. Einteilung des Arbeitsrechts
- 4.1 Individualarbeitsrecht
- 4.1.1 Vertragsarten
- 4.1.2 Erfordernisse für die Anwendung von Individualarbeitsrecht
- 4.2 Kollektivarbeitsrecht
- 4.2.1 Kollektivarbeitsverträge
- 4.1 Individualarbeitsrecht
- 5. Änderungen im Arbeitsrecht
- 5.1 Alte Gesetzeslage
- 5.2 Novellierung
- 6. Arbeitsgesetz
- 7. Arbeitsvertragsgesetz
- 7.1 Entstehung, Struktur und Intention des Arbeitsvertragsgesetzes
- 7.2 Arbeitsverträge
- 7.2.1 Mehrere Arbeitsverhältnisse
- 7.2.2 Verbot von Kettenarbeitsverträgen
- 7.2.3 Mündliche Arbeitsverträge
- 7.2.4 Mindestinhalt nach § 19 des Arbeitsgesetzes und nach Artikel 17 des Arbeitsvertragsgesetzes
- 7.3 Arbeitszeit
- 7.3.1 Probezeit
- 7.3.2 Überstunden
- 7.3.3 Teilzeitarbeit
- 7.4 Arbeitsentgelt
- 7.4.1 Mindestlohn
- 7.4.2 Lohnnebenkosten
- 7.4.3 Lohnentwicklung
- 7.5 Kündigung von Arbeitsverhältnissen
- 7.5.1 Kündigung durch den Arbeitnehmer
- 7.5.2 Kündigung durch den Arbeitgeber
- 7.5.3 Massenentlassungen
- 7.5.4 Sozialauswahl bei betriebsbedingten Kündigungen
- 7.5.5 Zahlung von Abfindungen
- 7.6 Urlaub und Feiertage
- 7.7 Regelungen im Krankheitsfall und bei Schwangerschaft (Ein Vergleich zwischen Taiwan und Hongkong)
- 7.8 Konkurrenzklauseln
- 7.9 Ausbildungsvereinbarungen
- 8. Arbeitskonfliktgesetz
- 8.1 Konfliktursachen und Streitpunkte
- 8.2 Schlichtung von Arbeitsstreitigkeiten
- 8.3 Schiedsverfahren bei Arbeitsstreitigkeiten
- 8.4 Klage vor einem Volksgericht
- 9. Sozialversicherungsrecht
- 9.1 Arbeitslosenversicherung
- 9.2 Berufsunfallversicherung
- 9.3 Krankenversicherung
- 9.4 Mutterschaftsversicherung
- 9.5 Rentenversicherung
- 10. Das novellierte Gewerkschaftsgesetz vom 27. Oktober 2001
- 11. Chinesisches Arbeitsrecht und ausländische Unternehmen
- 11.1 Unternehmen mit ausländischem Kapital
- 11.2 Unternehmen mit ausschließlich ausländischem Kapital (WFOE)
- 11.3 Chinesisch-Ausländische Joint Venture (FIE)
- 12. Besteht die Möglichkeit einer freien Rechtswahl für deutsche Arbeitnehmer in China?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit dem Arbeitsrecht der Volksrepublik China und untersucht die Entwicklung des Arbeitsrechts im Kontext der chinesischen Wirtschaft und Gesellschaft.
- Entwicklung des Arbeitsrechts in China
- Die Rolle von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der chinesischen Arbeitswelt
- Wichtige Rechtsquellen und ihre Interpretation
- Die Bedeutung des Arbeitsvertrags und die Regelung von Arbeitsbedingungen
- Die Anwendung des Arbeitsrechts auf ausländische Unternehmen in China
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einführung und Historie Dieses Kapitel stellt das Thema der Bachelorarbeit vor und gibt einen historischen Überblick über die Entwicklung des Arbeitsrechts in China.
- Kapitel 2: Die Rollenverteilung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der chinesischen Arbeitswelt Dieses Kapitel untersucht die Rollenverteilung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der chinesischen Arbeitswelt und analysiert die spezifischen Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen.
- Kapitel 3: Wichtige Rechtsquellen Dieses Kapitel präsentiert die wichtigsten Rechtsquellen des chinesischen Arbeitsrechts und erklärt deren Bedeutung für die Praxis.
- Kapitel 4: Einteilung des Arbeitsrechts Dieses Kapitel gliedert das chinesische Arbeitsrecht in Individualarbeitsrecht und Kollektivarbeitsrecht und beleuchtet die wichtigsten Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
- Kapitel 5: Änderungen im Arbeitsrecht Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Entwicklung des chinesischen Arbeitsrechts und untersucht die wichtigsten Änderungen, die in den letzten Jahren stattgefunden haben.
- Kapitel 6: Arbeitsgesetz Dieses Kapitel analysiert das Arbeitsgesetz der Volksrepublik China und erklärt seine wichtigsten Regelungen.
- Kapitel 7: Arbeitsvertragsgesetz Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Arbeitsvertragsgesetz und erklärt die Bedeutung des Arbeitsvertrags für die Gestaltung von Arbeitsverhältnissen.
- Kapitel 8: Arbeitskonfliktgesetz Dieses Kapitel untersucht das Arbeitskonfliktgesetz und analysiert die Mechanismen zur Konfliktlösung im Arbeitsverhältnis.
- Kapitel 9: Sozialversicherungsrecht Dieses Kapitel befasst sich mit dem Sozialversicherungsrecht in China und erläutert die wichtigsten Sozialversicherungsleistungen.
- Kapitel 10: Das novellierte Gewerkschaftsgesetz vom 27. Oktober 2001 Dieses Kapitel analysiert das novellierte Gewerkschaftsgesetz und untersucht seine Auswirkungen auf das chinesische Arbeitsrecht.
- Kapitel 11: Chinesisches Arbeitsrecht und ausländische Unternehmen Dieses Kapitel beleuchtet die Anwendung des chinesischen Arbeitsrechts auf ausländische Unternehmen in China und diskutiert die spezifischen Herausforderungen und Chancen.
Schlüsselwörter
Chinesisches Arbeitsrecht, Individualarbeitsrecht, Kollektivarbeitsrecht, Arbeitsvertrag, Arbeitskonfliktgesetz, Sozialversicherung, Gewerkschaft, Ausländische Unternehmen, Rechtswahl, Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit, Kündigung, Entgelt, Arbeitsverhältnis, Rechtsentwicklung.
- Quote paper
- Stefanie Souheur (Author), 2010, Arbeitsrecht der Volksrepublik China, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182895