Kaum eine andere Technologie hat in den vergangenen Jahren die Gesellschaft und die Wirtschaft so stark verändert wie der Mobilfunk. Auf den Mobilfunkmärkten in Europa haben in den letzten Jahren grundlegende Veränderungen stattgefunden. Diese Veränderungen betreffen nahezu alle Bereiche der sehr dynamischen Märkte für mobile Kommunikation. Ziel dieser Arbeit soll es sein bisherige und heutige Mobilfunkmärkte und ihre Besonderheiten darzustellen. Außerdem sollen Chancen und Risiken der Mobilfunk-Netzbetreiber in Europa ausgearbeitet werden. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt nicht in der Untersuchung des aktiven Agierens bestimmter Anbieter sowie einzelner realisierter oder zukünftig möglicher Strategien. Stattdessen ist die Zielsetzung primär das Beschreiben diverser Wettbewerbsbedingungen, die das Agieren der Anbieter mobiler Kommunikation maßgeblich beeinflussen (werden). Damit liegt der Schwerpunkt auf dem Aufbau einer auch mittelfristig bei der Bewertung der Branche nutzbaren Grundlage.
Die Märkte für mobile Kommunikation werden ausführlich analysiert. Es werden staatliche Regeln dargestellt, die das Wirtschaften der Mobilfunkanbieter eingrenzen. Schließlich soll der Wettbewerb in den Märkten mobiler Kommunikation strukturiert analysiert werden. Als Grundlage dient die Branchenstrukturanalyse nach Porter.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Bedeutung der mobilen Kommunikation
1.2 Problemstellung
1.3 Zielsetzung
1.4 Vorgehensweise
1.5 Begriffsklärung
2 Die Märkte für mobile Kommunikation
2.1 Bisherige Entwicklungen
2.1.1 Bisherige technische Entwicklungen
2.1.2 Entstehung der Märkte für mobile Kommunikation in Europa
2.1.2.1 Deregulierung der Telekommunikationsmärkte in Europa
2.1.2.2 Privatisierung der Telekommunikationsanbieter
2.1.2.3 Lizenzvergaben
2.1.3 Netzaufbau und Wachstum – Die Expansionsphase
2.1.4 Internationalisierungen großer Netzanbieter
2.1.5 Preiswettbewerb im Mobilfunkmarkt – Die Reifephase
2.2 Die heutigen Märkte für mobile Kommunikation
2.2.1 Wertschöpfung im Mobilfunk
2.2.2 Charakteristika des Mobilfunks
2.2.2.1 Strukturfaktoren der Wettbewerbsintensität
2.2.2.2 Netzeffekte
2.2.2.3 Differenzierung in Teilmärkte
2.2.3 Anbieter
2.2.3.1 Netzanbieter
2.2.3.2 Serviceprovider
2.2.4 Der Trend „mobiles Internet“
3 Regulierung mobiler Kommunikation
3.1 Ökonomische Theorie zur Regulierung mobiler Kommunikation
3.2 Ziele der Regulierung mobiler Kommunikation in Europa
3.3 Relevante Rechtsakte und Institutionen in Deutschland
3.4 Regulierung der Marktstruktur
3.4.1 Zugangsregulierung
3.4.2 Entgeltregulierung
3.5 Allgemeine Regulierung der Geschäftstätigkeit von Anbietern
3.5.1 Universaldienste
3.5.2 Kundenschutz
3.5.3 Datenschutz – Fernmeldegeheimnis – Öffentliche Sicherheit
3.6 Technische Wettbewerbsregulierung
3.6.1 Frequenzvergabe
3.6.2 Vergabe von Rufnummern
4 Wettbewerb auf Märkten mobiler Kommunikation
4.1 Strukturanalyse des Gesamtmarktes für mobile Kommunikation
4.1.1 Branchenstrukturanalyse nach Porter
4.1.2 Die Struktur des Gesamtmarktes für mobile Kommunikation
4.2 Brancheninterner Wettbewerb der Netzbetreiber
4.3 Die Beziehung zu liefernden Unternehmen
4.3.1.1 Netzausrüster
4.3.1.2 Hersteller von Endgeräten
4.4 Substitute klassischer Telekommunikationsprodukte
4.4.1 Internetbasierte Dienste – Neue Märkte oder Kannibalisierung?
4.4.2 WLAN-basierte Netze
4.4.2.1 Technische Aspekte der WLAN-Standards
4.4.2.2 Mobile Kommunikation auf WLAN-Basis – FON
4.4.3 WiMAX als Alternative für UMTS und LTE
5 Zusammenfassung und abschließende Bewertung
Anhang
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Evolution der Mobilfunkstandards in Deutschland
Abbildung 2: Die Evolution der Mobilfunkstandards
Abbildung 3: Teilnehmerzahlen und Penetration in deutschen Mobilfunknetzen
Abbildung 4: Nutzer von UMTS-Diensten
Abbildung 5: Preisindex für Mobilfunkdienstleistungen
Abbildung 6: Außenumsatzerlöse im Mobilfunk
Abbildung 7: Klassische Wertschöpfungskette im Mobilfunk
Abbildung 8: Wertnetz mobiler Kommunikation
Abbildung 9: Typische Gesamtnutzenfunktion bei Netzeffekten
Abbildung 10: Teilnehmer-Marktanteile der Netzbetreiber
Abbildung 11: Datenvolumen in deutschen Mobilfunknetzen in Mio. GigaByte
Abbildung 12: Triebkräfte des Branchenwettbewerbs
Abbildung 13: Branchenstrukturanalyse für Netzbetreiber
Abbildung 14: Anteile der größten Endgerätehersteller an weltweiten Verkäufen in Prozent
Abbildung 15: WLAN-Standards im Überblick
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: GSM- und UMTS-Netzbetreiber in wichtigen europäischen Ländern 20
Tabelle 2: Strukturfaktoren der Wettbewerbsintensität 33
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
In der Einleitung soll die Bedeutung der mobilen Kommunikation verdeutlicht werden. Die Problemstellung, die dieser Arbeit zugrunde liegt, wird näher definiert und ein Ziel gesetzt. Die Vorgehensweise wird kurz dargestellt. Schließlich werden wichtige Begriffe definiert, die zusätzlich die Thematik dieser Arbeit präzisieren.
1.1 Bedeutung der mobilen Kommunikation
Kaum eine andere Technologie hat in den vergangenen Jahren die Gesellschaft und die Wirtschaft so stark verändert wie der Mobilfunk. Die Einführung des GSM-Standards vor etwa zwanzig Jahren eröffnete neue Märkte und Möglichkeiten der Kommunikation. Durch diesen neuen Standard sind die technischen Voraussetzungen geschaffen worden, die mobile Kommunikation jedermann zugänglich zu machen. Die Technik wurde schnell akzeptiert. Es konnte ein exponentielles Wachstum der Anzahl der Teilnehmer beobachtet werden mit Wachstumsraten, die zeitweise auf über 100% stiegen. Ähnlich, teilweise noch deutlich schneller als in Deutschland, verlief das Wachstum des Mobilfunks in allen anderen europäischen Ländern. Zwanzig Jahre nach der Einführung des GSM-Standards ist die Zahl der Mobilfunkanschlüsse in den meisten Ländern Europas längst höher als die Einwohnerzahl. Weltweit können ähnliche Diffusionsverläufe beobachtet werden. Aufgrund der relativ niedrigen Kosten eines Mobiltelefons ist die Technik auch in Entwicklungsländern stark verbreitet. Dort hat der Mobilfunk zusätzlich eine relativ starke Bedeutung, weil sich andere konkurrierende Technologien wie Festnetztelefonie, Personal Computer und Internet aufgrund der hohen Kosten nur relativ schwach verbreiten konnten.
Der wirtschaftliche Nutzen des Mobilfunks für eine Ökonomie ist nicht exakt zu beziffern. Die Umsätze der Mobilfunkgesellschaften und die in der Branche geschaffenen Arbeitsplätze sind lediglich ein kleiner Teil des Nutzens, den Mobilfunk generiert. Weitaus bedeutender ist die durch Mobilfunk ermöglichte Zunahme der Kommunikation und ihrer Geschwindigkeit. Ohne den Mobilfunk wären deshalb viele aktuelle Trends in der Wirtschaft nicht möglich.
Auch aus soziologischer Sicht hat der Mobilfunk einen Einfluss auf die heutige Gesellschaft, wie ihn seit langem keine andere Technologie hatte. Der Mobilfunk ermöglicht es heute, dass Menschen mittels Mobiltelefonen nahezu überall telefonieren können. Dies schafft neue Dialoge und Formen der Kommunikation. Zunehmend verbreiten sich aber auch andere Formen der Nutzung der Mobilfunk-Infrastruktur. Der mobile Zugang zum Internet ist ein seit Jahren zu beobachtender Trend, der den Mobilfunkanbietern neue Märkte öffnet und neue Wachstumschancen bietet. Die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ermöglichen die Entstehung der Informationsgesellschaft. Man kann heute immer und überall über eine unvorstellbare Masse an Informationen verfügen. Dies ist gleichbedeutend mit einer besseren Informiertheit von Personen. Es führt aber auch zu einer deutlicher wahrgenommenen Komplexität, die wiederum u.a. neue Fähigkeiten des Filterns von Informationen verlangt. Diese Trends haben Rückwirkungen auf unmittelbar wirtschaftsrelevante Aspekte des Marktes und sind deshalb für Anbieter von Telekommunikationsdiensten sehr wichtig. Sie müssen in Planungen stets berücksichtigt werden.
Diese dargelegten Entwicklungen können lediglich andeuten wie wichtig die mobile Kommunikation heute nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht ist. Bis heute ist der Markt sehr dynamisch, sodass neue Technologien und heute kaum vorhersagbare Trends in der Zukunft sehr bedeutend sein werden.
1.2 Problemstellung
Auf den Mobilfunkmärkten in Europa haben in den letzten Jahren grundlegende Veränderungen stattgefunden. Diese Veränderungen betreffen nahezu alle Bereiche der sehr dynamischen Märkte für mobile Kommunikation. Die Struktur der Märkte hat sich grundsätzlich verändert, sodass die Wettbewerber heute nicht mehr mit exponentiell wachsenden Teilnehmerzahlen rechnen können, sondern zunehmend in gesättigten Nachfragemärkten agieren. Häufig sind aber auch Innovationen zu beobachten, die neue Wachstumschancen eröffnen, sich aber nur schlecht vorhersagbar entwickeln. Um erfolgreich in diesen Märkten agieren zu können, müssen sowohl technologische als auch soziologische Entwicklungen bedacht werden. In dieser Arbeit wird der Fokus auf direkt wirtschaftsrelevante Entwicklungen gelegt. Vor allem soziologische Aspekte bleiben weitgehend unberücksichtigt. Die Arbeit beschreibt die Märkte für mobile Kommunikation aus der Perspektive der Mobilfunk-Netzbetreiber. Heute konkurrieren große europäische Netzbetreiber auf vielen nationalen Märkten, teilweise auch weltweit, sodass es nicht sinnvoll ist, sich in dieser Arbeit auf ein europäisches Land zu beschränken. Im Fall ähnlicher zu beobachtender Entwicklungen auf nationalen europäischen Märkten in Vergangenheit und Gegenwart, kann sich aber auf ein Land beschränkt werden. In solchen Fällen wird sich hier auf Deutschland beschränkt.
Die Übertragungstechnologien ändern sich seit der Einführung des Mobilfunks. Es werden sogar immer schneller neue Technologien eingeführt, die ältere Technologien ersetzen. Diese Veränderungen führen stets zu leistungsstärkeren Übertragungstechnologien, die eine Zunahme an Möglichkeiten ihrer Nutzung zur Folge haben. Zwar ist immer noch das klassische Gespräch zentral, andere Dienste haben in der Vergangenheit aber an Bedeutung gewonnen und werden für Anbieter mobiler Kommunikationsdienste zunehmend zu Feldern, die für den Erfolg des Unternehmens entscheidend sind. Die Anbieter müssen nicht nur auf besagte Veränderungen reagieren können, sondern sollten Innovationen aktiv in die Märkte einführen. Um dies tun zu können, müssen sie diese erkennen und bewerten können. Es kann auch bei Mobiltelefonen eine rasante Entwicklung festgestellt werden. Mittlerweile bieten neuere Mobiltelefone, die wegen der Zunahme ihrer Funktionen häufig auch als Smartphone, Business-Phone oder PDA bezeichnet werden, eine Vielzahl von Funktionen, die weit vom ursprünglichen Telefonieren entfernt sind. Sie ersetzen sogar andere Geräte wie Kompaktkameras und MP3-Player und dienen in großen Teilen der Bevölkerung auch als Statussymbole. Hersteller können durch diese Geräte eine große Verhandlungsmacht gegenüber den Mobilfunkanbietern aufbauen.
Die Mobilfunkmärkte in Europa zeigen seit Jahren Sättigungsanzeichen und entwickeln sich zunehmend zu Nachfragemärkten, auf denen ein intensiver Wettbewerb der Anbieter zu einem Verfall der Gesprächsgebühren führt. Ein weiterer bedeutender Trend ist bis heute das Wachstum der großen – i.d.R. ehemals staatlichen – Mobilfunkanbieter durch den Zukauf kleinerer Konkurrenten in Europa und weltweit.
Mobilfunkmärkte sind zum einen historisch bedingt speziell reguliert. Andererseits müssen Kundenrechte wie das Recht auf die eigene Privatsphäre nach wie vor aktiv geschützt werden. Desweiteren sollen funktionierende Märkte aufrechterhalten werden und kartellähnliche Absprachen der wenigen Netzanbieter verhindert und ggf. sanktioniert werden.
In allen diesen Bereichen müssen die Anbieter aktuelle Trends erkennen und schnell reagieren. Effizienz und ein agiles und effektives Management sind wegen der hohen Wettbewerbsintensität unerlässlich. Um auch in der Zukunft erfolgreich zu bleiben, ist es wichtig zukünftige Trends möglichst gut erkennen und bewerten zu können.
1.3 Zielsetzung
Ziel dieser Arbeit soll es sein bisherige und heutige Mobilfunkmärkte und ihre Besonderheiten darzustellen. Außerdem sollen Chancen und Risiken der Mobilfunk-Netzbetreiber in Europa herausgearbeitet werden. Die Arbeit wendet sich an interessierte Laien und soll ihnen besagte Informationen bereitstellen, damit, auf diesen aufbauend, eine Bewertung der Position von Mobilfunkanbietern geschehen kann. Die Arbeit soll desweiteren eine Wissens-Struktur aufbauen, die ermöglichen soll die Vielzahl der Neuigkeiten innerhalb der Branche einordnen zu können. Hierzu müssen die Märkte beschrieben werden, auf denen die Netzbetreiber aktiv sind, sowie weitere Bedingungen, unter denen Netzbetreiber wirtschaften. Zu diesen Bedingungen zählen rechtliche Regeln sowie wirtschaftliche Gegebenheiten, wie die Wettbewerbssituation der Anbieter auf den Märkten und ihre Beziehungen zu anderen Wirtschaftssubjekten im Wertnetz. Zudem hängt der Erfolg der Anbieter maßgeblich von ihrer Fähigkeit ab, neue Technologien und aus diesen erwachsende Chancen und Risiken richtig zu bewerten. Somit sind neben ökonomischen auch technische und juristische Aspekte zu beleuchten.
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt nicht in der Untersuchung des aktiven Agierens bestimmter Anbieter sowie einzelner realisierter oder zukünftig möglicher Strategien. Stattdessen ist die Zielsetzung primär das Beschreiben diverser Wettbewerbsbedingungen, die das Agieren der Anbieter mobiler Kommunikation maßgeblich beeinflussen. Damit liegt der Schwerpunkt auf dem Aufbau einer auch mittelfristig bei der Bewertung der Branche nutzbaren Grundlage.
1.4 Vorgehensweise
Nach einer Einleitung, die den Untersuchungsgegenstand definiert, vorstellt sowie die Problemstellung und die Vorgehensweise in der Arbeit beschreibt, werden im zweiten Kapitel die Märkte für mobile Kommunikation ausführlich analysiert. Hierbei werden zuerst die vergangenen Entwicklungen der Technologien dargestellt, die eine unerlässliche Basis dieser Arbeit darstellen und zugleich den Untersuchungsgegenstand der Arbeit näher definieren. Es werden hiernach die Entstehung und die bisherigen Entwicklungen der Mobilfunkmärkte beschrieben, beginnend mit der Deregulierung der Märkte und den Privatisierungen ehemals staatlicher Monopolisten. Bedeutende vergangene Entwicklungen, wie die Internationalisierungen europäischen Anbieter sowie die Entwicklung der Märkte hin zu gesättigten Nachfragemärkten, werden dargestellt. Im zweiten Teil des Kapitels werden die heutigen Märkte für mobile Kommunikation beschrieben. Hierzu wird zuerst die Wertschöpfung in der Branche skizziert. Strukturfaktoren und Netzeffekte sowie ihre Wirkungen werden erläutert. Es wird versucht einzelne Teilmärkte mobiler Kommunikation mittels diverser Kriterien abzugrenzen. Desweiteren wird die Anbieterstruktur untersucht. Schließlich wird das mobile Internet als ein zentraler Trend im Mobilfunk vorgestellt.
Im dritten Kapitel werden staatliche Regeln dargestellt, die das Wirtschaften der Mobilfunkanbieter eingrenzen. Einführend werden theoretische Aspekte der Mobilfunkregulierung dargestellt und grundsätzliche Ziele der Regulierung genannt. Es werden das relevante Recht und Institutionen vorgestellt, um im Folgenden v.a. näher auf Regulierung einzugehen, die für Mobilfunkanbieter relevant ist. Zentral ist die Marktstrukturregulierung. Als wichtige Punkte sind hierbei die Zugangs- und Entgeltregulierung identifiziert. Außerdem werden in zwei Abschnitten zuerst allgemeine und dann technische Wettbewerbsregeln näher erläutert. Als „allgemeine Wettbewerbsregulierung“ werden Universaldienste und die, auch in anderen Branchen übliche aber für die Telekommunikation angepasste, Regulierung bezüglich Kunden- und Datenschutz näher betrachtet. Technische Wettbewerbsregeln betreffen die Anbieter mobiler Kommunikation vor allem in Form der Regulierung der Vergabe von Frequenzen und Nummern.
Im vierten Kapitel soll der Wettbewerb in den Märkten mobiler Kommunikation strukturiert analysiert werden. Als Grundlage dieses Kapitels dient die Branchenstrukturanalyse nach Porter. Im ersten Abschnitt wird die Strukturanalyse ausführlich vorgestellt, um danach auf Märkte mobiler Kommunikation angewendet zu werden. Einzelne der betrachteten Felder werden im Folgenden näher untersucht. Zuerst wird der Wettbewerb unter den Anbietern mobiler Kommunikation dargelegt. Hierauf wird auf die Beziehung der Branche der Netzbetreiber zu ihren Lieferanten eingegangen. Es werden Entwicklungen in den Branchen der Netzausrüster und Endgerätehersteller skizziert. Im letzten Abschnitt des vierten Kapitels werden Telekommunikationsprodukte vorgestellt, die zumindest teilweise klassische Produkte der etablierten Mobilfunkanbieter ersetzen können. Es werden zuerst internetbasierte Dienste vorgestellt. Außerdem werden Kommunikationsprodukte vorgestellt, die auf WLAN- und WiMAX-Technologien basieren.
Schließlich wird die Arbeit durch das fünfte Kapitel abgeschlossen, in dem noch einmal wichtige Erkenntnisse der Arbeit zusammengestellt, sowie offene Fragen rekapituliert werden.
1.5 Begriffsklärung
Einige zentrale Begriffe dieser Arbeit werden nicht allgemein eindeutig benutzt und sollen deshalb an dieser Stelle näher definiert werden. So ist „mobile Kommunikation“ näher einzugrenzen. Als Kommunikation wird der Austausch von Informationen zwischen zwei Personen verstanden werden. In dieser Arbeit wird Kommunikation gleichgesetzt mit dem Begriff der Telekommunikation. Das Telekommunikationsgesetz (TKG) definiert diese als technischen Vorgang des Aussendens, Übermittelns und Empfangens von Signalen mittels Telekommunikationsanlagen, welche dieses Gesetz als Systeme definiert, die als Nachrichten identifizierbare elektromagnetische oder optische Signale senden, übertragen, vermitteln, empfangen, steuern oder kontrollieren können.[1] Einfacher kann Telekommunikation auch als „Austausch von Nachrichten bzw. Informationen zwischen räumlich entfernten Kommunikationspartnern mit Hilfe von Technischen Systemen“[2] definiert werden. In dieser Arbeit wird sich auf die mobile Kommunikation beschränkt werden, also auf die Kommunikation mittels mobiler Endgeräte. Hierzu zählen vor allem alle Formen von Mobiltelefonen, mit denen zunehmend mobil auf das Internet zugegriffen wird. Es wird sich desweiteren auf die terrestrische Übertragung konzentriert. Mobile Kommunikation wird hier folglich vereinfacht als Sprach- und Datenkommunikation räumlich getrennter Kommunikationspartner mittels mobiler Endgeräte und terrestrischer Mobilfunknetze verstanden werden.
Als Wettbewerbsbedingungen werden sowohl juristische als auch wirtschaftliche Bedingungen verstanden. Juristische Bedingungen, die vor allem aus staatlicher Regulierung resultieren, werden hier zur Unterscheidung als (Wettbewerbs-) Regeln bezeichnet. Hierzu zählen vor allem Regeln, die in Gesetzen relativ präzise bestimmt werden. Einzelne Unternehmen haben keinen Einfluss auf diese Regeln.[3] Die wirtschaftlichen Bedingungen sind eine Folge der auf den Märkten vorzufindenden Strukturen. Sie sind nicht formuliert und relativ dynamisch und wage. Zu wirtschaftlichen Bedingungen zählen z.B. Präferenzen von Verbrauchern oder die Machtposition kooperierender Unternehmen. Diese Bedingungen muss ein Unternehmen wahrnehmen, um sie bei der Strategiegestaltung berücksichtigen und durch eigene Maßnahmen nutzen und begrenzt verändern zu können. Wirtschaftliche Bedingungen können systematisch mittels Branchenstrukturanalysen erforscht werden. Juristische und wirtschaftliche Bedingungen werden in dieser Arbeit getrennt in jeweils einem Kapitel untersucht.
2 Die Märkte für mobile Kommunikation
Es sollen im Folgenden die Märkte für mobile Kommunikation beschrieben werden. In einem ersten Teil werden bisherige Entwicklungen auf diesen Märkten dargestellt. Hiernach werden im zweiten Abschnitt die heutigen Märkte für mobile Kommunikation dargestellt. In beiden Abschnitten werden ökonomische und technische Aspekte beleuchtet.
2.1 Bisherige Entwicklungen
Einleitend werden bisherige technische Entwicklungen chronologisch aufgezeigt, um hiernach näher auf die Expansions- und Reifephase der Mobilfunkmärkte, sowie bisher beobachtete Strategien der Anbieter mobiler Telekommunikationsdienste einzugehen. Hierbei wird sich im Wesentlichen auf die Entwicklungen in Deutschland und die in Deutschland operierenden Anbieter konzentriert. Dies geschieht weil in anderen europäischen Ländern ähnliche Entwicklungen aber mit teilweise anderen technischen Standards beobachtet werden konnten.
2.1.1 Bisherige technische Entwicklungen
Die im Mobilfunk verwendeten Übertragungstechniken sind Vermittlungsnetze, also Netzwerke, die eine Signalübertragung in beide Richtungen zulassen.[4] Die Abbildung 1 bildet die bisherigen Entwicklungen der im Folgenden dargestellten Übertragungstechnik in Deutschland ab.[5]
Als Anfang des zivilen Mobilfunks in Deutschland kann die Einführung des A-Netzes (Autotelefon-Netz) durch die Deutsche Bundespost (DBP) im Jahr 1958 verstanden werden. Hierbei handelte es sich um ein analoges Netz, das bereits vorher existierende lokale Netze integrierte.[6] Die Mobilität der Nutzer war aber begrenzt. Erstens waren die Endgeräte so groß und schwer, dass sie nicht getragen werden konnten, sondern zumeist in Autos und Züge eingebaut wurden. Außerdem wurden Gespräche per Hand vermittelt. Verlor man das Signal einer Funkstelle, konnte das Gespräch nicht automatisch an die nächste Funkstelle weitergegeben werden. Das Gespräch brach ab.[7] Die Handvermittlung bedingte ebenfalls erhebliche Wartezeiten vor dem Gesprächsaufbau. Das Netz wurde mit der Zeit erweitert und deckte 1968 ungefähr 80% des Gebietes der BRD ab. Die Teilnehmerzahl wuchs exponentiell. Fünf Jahre nach der Einführung des A-Netzes gab es knapp 2000 Teilnehmer, weitere fünf Jahre später knapp 6000 und weitere drei Jahre später, 1971, wurde die Kapazitätsgrenze von knapp 11.000 Teilnehmern erreicht.[8] Hierauf wurde das fortschrittlichere B-Netz eingeführt, zu dem die meisten Teilnehmer mit der Zeit wechselten. Das A-Netz wurde schließlich 1977 abgeschaltet. Die aus heutiger Sicht sehr geringe Teilnehmerzahl ist wirtschaftlich vor allem durch die sehr hohen Kosten zu begründen. So kostete ein Standardgerät zwischen 8.000 und 15.000 DM, also dem zwei- bis dreifachen eines VW Käfers.[9]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Evolution der Mobilfunkstandards in Deutschland
Das 1972 eingeführte B-Netz hatte einen wesentlichen Vorteil gegenüber dem A-Netz: Die Vermittlung wurde automatisiert und es wurden bidirektionale Selbstwählverbindungen möglich. Diese verringerten die Wartezeiten vor einem Gespräch und trugen zu einer Kapazitätserweiterung des Mobilfunk-Netzes bei. Ein Nachteil bestand aber fort: der Anrufer musste stets wissen in der Nähe welcher Funkstation sich der Anzurufende befand. Wieder konnte am Anfang ein exponentielles Wachstum der Teilnehmerzahl beobachtet werden, das sogar 1979 die Bundespost zu einem temporären Aufnahmestopp neuer Teilnehmer zwang.[10] Das Wachstum erreichte Mitte der 1980-er, nach der Einführung des C-Netzes, mit knapp 27.000 Teilnehmern sein Maximum. Mit der Einführung des B-Netzes erhöhte die DBP die Grundgebühren drastisch von 45 DM auf 270 DM. Die Endgeräte waren bei Einführung des Netzes über 10.000 DM teuer und weiterhin, bis auf Ausnahmen nicht tragbar. Das Netz wurde 1995 abgeschaltet.[11]
Das C-Netz wurde von 1985 bis 2000 betrieben und ermöglichte erstmals eine automatische Suche des mobilen Endgerätes, sodass der Aufenthaltsort des Angerufenen dem Anrufer nicht bekannt sein musste.[12] Auch das „Handover“ ist mit dem C-Netz ermöglicht worden. Hierbei wird ein Endgerät von einer Funkstelle an die nächste übergeben, falls dessen Signal stärker ist. Diese Technik war auch unbedingt notwendig geworden, weil sich das C-Netz nun aus deutlich kleineren Zellen mit Radien von zwei bis 20 km zusammensetzte. Die hohe Anzahl der Funkmasten und die höhere verwendete Frequenz ermöglichten im Maximum eine Unterstützung von über 800.000 Teilnehmern. Diese starke Verbreitung des Mobilfunks ermöglichten erstmals tragbare Endgeräte mit einem Gewicht von etwa einem Kilo und deutlich geringere Kosten selbiger. Die Grundgebühr sank im Laufe des Betriebs von anfänglichen 120 auf 19 DM.[13] Die Gerätepreise sanken ebenfalls weiter.
Zum endgültigen Durchbruch verhalf der mobilen Kommunikation der 1992 in Europa und später in großen Teilen Asiens, Süd-Amerikas und Afrikas eingeführte digitale Mobilfunkstandard GSM, der in Deutschland mit dem D- und E-Netz 1992 bzw. 1994 umgesetzt wurde.[14] Die digitale Technik des GSM-Standards wird wegen der großen Unterschiede zu vorherigen Netzen als zweite Generation (2G) des Mobilfunks bezeichnet. Die Digitalisierung der Daten ermöglichte neben der Sprach- auch eine Datenübertragung. Zudem wurde eine Komprimierung ermöglicht, sodass die Kapazität der Mobilfunknetze stark stieg. Es stand einem Teilnehmer eine Sprachübertragungskapazität von 13 kbit/s und eine Datenübertragungskapazität von 9,6 kbit/s zur Verfügung. Diese reicht lediglich für langsame Textübertragung. Die Digitalisierung ermöglichte aber auch handlichere und günstigere Endgeräte, die dennoch eine bessere Sprachqualität erreichten. Ein zentraler Vorteil des GSM-Standards ist die mit ihm erreichte Kompatibilität der europäischen Netze, die es Nutzern ermöglicht mit ihren Geräten europaweit zu telefonieren. Das E-Netz ist eng mit dem D-Netz verwandt und unterscheidet sich lediglich durch die verwendete Frequenz: Während das D-Netz einen Frequenzbereich um 900 MHz nutzt, verwendet das E-Netz einen Bereich um 1800 MHz. Die höhere Frequenz ermöglicht es Endgeräten mit geringeren Sendeleistungen zu operieren.[15] Mit dem GSM-Standard werden aus dem Festnetz bekannte Zusatzdienste wie Rufumleitung, Anklopfen, Rufnummernanzeige u.a. eingeführt. Es sind auch positionsbezogene Dienste möglich, die einige Mobilfunkanbieter durch die Einführung von „Heimzonen“ anbieten. Hierbei sind Gespräche aus einem frei wählbaren Gebiet deutlich günstiger als Gespräche von anderen Orten im Netz.
Im Jahr 1995 wird der GPRS -Standard durch das Europäische Institut für Telekommunikationsnormen (ETSI) eingeführt. Dieser Standard stellt die wichtigste Weiterentwicklung des GSM-Standards dar und wird als Generation 2,5 oder 2+ des Mobilfunks bezeichnet. Wesentlicher Vorteil ist die deutlich höhere Datenübertragungsrate von theoretisch bis zu 171,2 kbit/s. Diese theoretische Geschwindigkeit wird lediglich dann erreicht, wenn sonst kein Verkehr vorhanden ist und alle Kanäle genutzt werden können. In der Praxis sind Raten von ca. 50 kbit/s üblich. Bei GPRS werden zu übertragende Daten in „Pakete“ aufgeteilt, unabhängig voneinander versendet und am Ziel zusammengesetzt. Somit arbeitet dieser Standard ähnlich dem Internetprotokoll TCP/IP. Weitere Erweiterungen des GSM-Standards, die zur Generation 2,5 zählen und das Ziel hatten die Datenübertragung zu steigern, sind HSCSD und EDGE. Nach der Einführung dieser Technologien, sind zunehmend Mobiltelefone auf den Markt gekommen, die diese Standards nutzten und breiten Bevölkerungsschichten einen Zugriff auf einfache Internetseiten ermöglichten.
[...]
[1] Vgl. § 3 Nr. 22f TKG
[2] Lüders (2001), S. 18.
[3] Lobbyarbeit in Ministerien und speziellen Behörden sowie der Einfluss eines Unternehmens in Branchenverbänden bleiben unberücksichtigt.
[4] Vgl. Klodt u.a. (1995), S. 25 ff.
[5] In der Arbeit unberücksichtigt bleibt der satellitengestützte Mobilfunk, weil er in Europa im zivilen Mobilfunk relativ unbedeutend ist und mit dem terrestrischem nicht (mehr) konkurriert.
[6] Ab 1950 wurden in der BRD in Groß- sowie Hafenstädten lokale UKW-Funkdienste aufgebaut. Außerdem versuchte man wichtige Verkehrskorridore abzudecken.
[7] Vgl. Lange (1990), S. 6.
[8] Vgl. Strunz (1969), S. 328 und Anhang 1.
[9] Vgl. IZMF (a).
[10] Vgl. Deutsche Bundespost (1979).
[11] Vgl. hierzu Hassberger (b).
[12] Vgl. hierzu Lüders (2001), S. 13 ff oder Hassberger (c).
[13] Vgl. IZMF (a).
[14] Vgl. ausführlich zu GSM und GPRS Lehner (2003), S.33 ff. und Walke (2001), S. 135 ff.
[15] Zu wirtschaftlichen Aspekten der Entstehung und Entwicklung von GSM sowie nachfolgender Technologien siehe 2.1.2 und 2.1.3.
- Quote paper
- Nenad Vujasinovic (Author), 2010, Wettbewerbsbedingungen auf den Märkten für mobile Kommunikation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181586
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