In einem semantischen Modell, das den Faktor Zeit beinhalten soll, müssen neue Elemente hinzugefügt werden. Eine Menge T von Zeitpunkten t1, t2, t3 etc. können von der Sprechzeit aus betrachtet in der Vergangenheit oder Zukunft liegen. Zur Sortierung der Abfolge jener Zeitpunkte muss eine Ordnungsrelation liegt vor oder liegt nach über der Menge T definiert werden: t1 < t2 bedeutet somit, dass der Zeitpunkt t1 zeitlich vor dem Zeitpunkt t2 liegt. Zeitachse T: [Abbildung in Downloaddatei vorhanden]
Bei genauer Betrachtung dieses einfachen temporalen Modells zeigt sich, dass es zur Darstellung bestimmter Ereignisse oder Handlungen nicht ausreicht: Zu einem bestimmten Zeitpunkt t1 lässt sich zwar bewerten, ob etwa der Satz Helga tanzt wahr ist. Die Punktualität der Zeitachse mit den Punkten t1, t2, t3 etc. entspricht im Grunde jedoch nicht dem Tanz-Ereignis, das stets über einen längeren Zeitraum ausgedehnt stattfindet. Will man die Bedeutung von tanzen ermitteln, so ist ein Modell, dessen wesentliche Bestandteile Zeitpunkte sind, nicht hinreichend. Die vorliegende Arbeit wird daher ein temporales Modell darstellen, dessen Grundelemente nicht Zeitpunkte sondern Zeitintervalle sein sollen, mit dessen Hilfe sich beispielsweise das Ereignis tanzen darstellen lassen kann. Die Darstellung und Syntax soll hierbei insbesondere aus Horst Lohnsteins Einführung „Formale Semantik und natürliche Sprache“ entnommen sein.
Inhalt
1. Einleitung
2. Die grundlegende Einheit temporaler Bezüge
3. Zeitintervalle
3.1. Definition eines Zeitintervalls
3.2. Randpunkte eines Intervalls
3.3. Wahrheitsintervalle
3.4. Erweiterung des temporalen Modells
4. Temporale Strukturen verbaler Prädikate
5. Literatur
Zeitintervall-Semantik
1. Einleitung
In einem semantischen Modell, das den Faktor Zeit beinhalten soll, müssen neue Elemente hinzugefügt werden. Eine Menge T von Zeitpunkten t1, t2, t3 etc. können von der Sprechzeit aus betrachtet in der Vergangenheit oder Zukunft liegen. Zur Sortierung der Abfolge jener Zeitpunkte muss eine Ordnungsrelationliegt voroderliegt nachüber der Menge T definiert werden: t1 < t2 bedeutet somit, dass der Zeitpunkt t1 zeitlich vor dem Zeitpunkt t2 liegt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei genauer Betrachtung dieses einfachen temporalen Modells zeigt sich, dass es zur Darstellung bestimmter Ereignisse oder Handlungen nicht ausreicht: Zu einem bestimmten Zeitpunkt t1 lässt sich zwar bewerten, ob etwa der SatzHelga tanztwahr ist. Die Punktualität der Zeitachse mit den Punkten t1, t2, t3 etc. entspricht im Grunde jedoch nicht dem Tanz-Ereignis, das stets über einen längeren Zeitraum ausgedehnt stattfindet. Will man die Bedeutung vontanzenermitteln, so ist ein Modell, dessen wesentliche Bestandteile Zeitpunkte sind, nicht hinreichend.
Die vorliegende Arbeit wird daher ein temporales Modell darstellen, dessen Grundelemente nicht Zeitpunkte sondern Zeitintervalle sein sollen, mit dessen Hilfe sich beispielsweise das Ereignistanzendarstellen lassen kann. Die Darstellung und Syntax soll hierbei insbesondere aus Horst Lohnsteins Einführung „Formale Semantik und natürliche Sprache“ entnommen sein.
2. Die grundlegende Einheit temporaler Bezüge
Das in der Einleitung gezeigte temporale Modell ist nicht adäquat, um den SatzHelga tanzthinreichend darzustellen. Ereignisse, Situationen und auch Zustände haben eine zeitliche Ausdehnung:Schlafen, spielenodergenesenerfolgen nicht punktuell, sondern lassen sich nur angemessen formulieren, wenn sie unter Verwendung längerer Zeiträume beschrieben werden.
Helgatanztgeschieht beispielsweise nicht an einem Zeitpunkt, sondern an einer ganzen Reihe von Zeitpunkten, die zusammengehören: Betrachtete man eine Fotografie, die entstand, während Helga tanzt, könnte man aufgrund der festgehaltenen Abbildung wahrscheinlich vermuten, dass die Person auf dem Bildtanzt. Eine gesicherte Aussage, ob die Dame auf der Fotografie nun wirklichtanzt, würde ein Wagnis darstellen. Festgehalten wurde nämlich nur eine bestimmte Körperhaltung, nicht aber das EreignisTanzen, das aus einer Reihe von verschiedenen Bewegungen und Körperhaltungen – einer Sequenz von verschiedenen Schritten also – bestünde. Sähe man sich jedoch eine Filmaufnahme an, die eine ganze Reihe von Einzelbildern über einen Zeitraum hinweg zeigte, ließe sich aus der Abfolge der einzelnen Darstellungen der Eindruck eines tanzenden Menschen ableiten.
Entscheidend ist somit die Verfolgung des Ereignisses über einen Zeitraum oder ein Intervall hinweg.
Da sich eine große Anzahl von Ereignissen nur über die Betrachtung von Zeitintervallen hin darstellen lassen, stellt sich somit die Frage, ob Zeitpunkte oder nicht vielmehr Zeitintervalle die grundlegenden Einheiten sind, mit deren Hilfe temporale Bezüge zu deuten sind.
Der SatzHelga tanztdeutet darauf hin, dass Zeitpunkte als elementare Einheit nicht geeignet sind. Betrachtet man weiterhin die Wahrheitswerte von Prozessen zu bestimmten Zeitpunkten, zeigt sich, dass zu einem Zeitpunkt t ein Prozess nicht alswahroderfalschdeklariert werden kann.
Beispiel:Helgas Fieber sank.
Betrachtete man Helgas Körpertemperatur zu einem einzelnen Zeitpunkt, ließe sich eine Aussage über ihre Höhe oder Tiefe machen:Helgas Körpertemperatur beträgt 38,5° Celsius.Der Prozess des Absinkens ist damit jedoch nicht festzuhalten. Zu jedem Zeitpunkt t hat Helga eine bestimmte Temperatur; jedoch erst die Betrachtung mehrerer Zeitpunkte, zwischen denen das Fieber sinkt, beschreibt den Prozess. Es zeigt sich, dass ein Intervall von Nöten ist, damit der Satz als wahr oder falsch zu bestimmen ist. Die Wahrheit zu einem einzelnen Zeitpunkt hingegen ist nicht zu bestimmen, da nicht festzustellen ist, ob das Fieber sank, stieg oder Helga eine konstante Temperatur hatte. Was zu einer vollständigen Darstellung der Verhältnisse gehört, ist eine Menge von Zeitpunkten, relativ zu denen die Temperaturunterschiede eingestuft werden können.
Aus diesen Gründen scheint es angemessener, nicht Zeitpunkte sondern Zeitintervalle als Elementareinheit einzusetzen: Die Ereigniszeiten atomarer Propositionen und die jeweilige Referenzzeit der klassischen Temporalsemantik werden als Intervalle dargestellt[1]. Das einfache Modell der Zeitachse muss also erweitert werden, so dass aufeinander folgende Zeitpunkte als Mengen, also Intervallen, zusammengefasst werden können.
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[1]vlg. Fabricius-Hansen, Cathrine. Tempus. in: Stechow, Arnim von, Wunderlich, Dieter. Semantik. 1991, Berlin: de Gruyter, S.736
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