Der 'Selbstmord' galt im Europa der Frühen Neuzeit prinzipiell als Straftat und Sünde. Dies hatte eine lange Tradition, welche besonders durch das Christentum geprägt war und dem darin eingeschriebenen Tötungsverbot folgte: „Dürfen wir andere nicht tödten, so dürfen wir auch nicht Hand an uns selber legen.“ Die Bewertung der Selbsttötung begann sich jedoch im Zeitalter der Aufklärung zu ändern. Die Freisetzung der Individuen ermöglichte einen neuen Diskurs um die Freiheit zum selbst gewählten Tod. Individualisierung, Autonomie und Selbstbestimmung konnten so auch einen positiven Bezug auf die Selbsttötung als Signatur der Freiheit zur Folge haben. Ausgehend vom Wissen über die grundlegende Ablehnung der Selbsttötung in der Frühen Neuzeit und deren Wandel während der Zeit der Aufklärung, soll in der vorliegenden Arbeit der Relation von Selbsttötung und Moral nachgegangen werden. Wurde durch den philosophischen Diskurs der Aufklärung der 'Selbstmord' zum moralisch legitimen 'Freitod'?
Gliederung
1. Einleitung
2. Suizid und Moral im Diskurs der Aufklärung
2.1 Säkularisierung und Individualisierung der Selbsttötung
2.2 Konträre Positionen
2.2.1 David Hume und die Freiheit zum Suizid
2.2.2 Immanuel Kant und die (erneuerte) moralische Verurteilung des 'Selbstmord'
2.2.3 Die Pflicht zum freiwilligen Tod nach Bischof
3. Eine differenzierte Bewertung
4. Quellen- und Literaturangaben
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