Die Betrachtung des amerikanischen Parteiensystem unter Berücksichtung der historischen Perspektive zeigt auf, dass die Herausbildung eines zweipoligen Parteiensystems in den USA tiefgreifende historische und systemische Ursachen hat, die weit über den Faktor eines Mehrheitswahlrechts hinausgehen. Das amerikanische Parteiensystem, dessen Ausgangspunkt in den Konflikten zwischen Föderalisten und Anti-Föderalisten im Umfeld des Verfassungsgebungsprozesses zu finden ist, hat über mehr als 2 Jahrhunderte thematisch und strukturell immer auf gesellschaftliche Konfliktlinien (Cleavages) reagiert und sich entsprechend anpassen müssen.
Die amerikanischen Parteien sind durch ihre historische Entwicklung und ihre organisatorische Struktur nicht mit denen westeuropäischer parlamentarischer Systeme vergleichbar. Ihnen kommt im Präsidialsystem der Vereinigten Staaten in erster Linie eine elektorale Funktion zu. Sie richten ihre gesamte Tätigkeit auf anstehende Wahlkämpfe aus und versuchen Kandidaten unter dem Label ihrer Partei im Wahlkampf zu unterstützen. Zur Umsetzung dieser Funktion kommen sie zwischen den Wahlkämpfen mit einem Mindestmaß an organisatorischer Struktur aus.
Für die Wahrnehmung von Interessenartikulations- und –aggregationsaufgaben sind im politischen Prozess der USA, der an pluralistischen Grundsätze orientiert ist, in erster Linie Interessenverbände und Single-Iussue-Groups und nicht die Parteien zuständig.
Parteibindungen von Bürgern und Politikern sind in den USA traditionell schwach ausgeprägt. Dieser Umstand erschwert eine Bewertung der jüngsten Entwicklungen des amerikanischen Parteiensystems hinsichtlich der Existenz einer Realignment- oder Dealignment-Phase. Die seit den Wahlerfolgen von Nixon und Reagan immer wieder geäußerte Vermutung, dass ein Realignment zugunsten der Republikaner stattgefunden habe , muss in sofern als ungenau charakterisiert werden, als dass die Erfolge der Republikaner bei Präsidentschafts- und Kongresswahlen nur die jahrelange Vorherrschaft der Demokraten gebrochen haben. Insbesondere in den Südstaaten hat dies dazu geführt, dass sich ein echtes Zweiparteiensystem entwickeln konnte und sich die Demokraten und Republikaner als gleich starke Kontrahenten gegenüberstehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Rahmenbedingungen des amerikanischen Parteiensystems
- 2.1 Verfassung
- 2.2 Wahlsystem
- 2.3 Checks and Balances
- 2.4 Föderalismus
- 2.5 Pluralismus
- 3. Merkmale des Parteiensystems
- 3.1 Party as Organization
- 3.1.1 Parteiorganisation auf lokaler und einzelstaatlicher Ebene
- 3.1.2 Parteiorganisation auf Bundesebene
- 3.2 Party in Congress
- 3.3 Party in the Electorate
- 3.1 Party as Organization
- 4. Bedeutung/Funktion von Parteien
- 4.1 Personalrekrutierung
- 4.2 Interessenaggregation und -artikulation
- 4.3 Programmformulierung
- 4.4 Partizipation
- 4.5 Sozialisation
- 5. Historische Entwicklung
- 5.1 Das erste amerikanische Parteiensystem (1789-1828)
- 5.2 Das zweite amerikanische Parteiensystem (1828-1860)
- 5.3 Das dritte amerikanische Parteiensystem (1860-1896)
- 5.4 Das vierte amerikanische Parteiensystem (1896-1932)
- 5.5 Das fünfte amerikanische Parteiensystem (ab 1932)
- 6. Parteienlandschaft heute
- 6.1 Demokraten
- 6.2 Republikaner
- 6.3 Dritte Parteien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Rolle der Parteien im politischen Prozess der Vereinigten Staaten. Ausgehend von der historischen Entwicklung des amerikanischen Parteiensystems, werden die klassischen Funktionen von Parteien (Personalrekrutierung, Interessenartikulation, Programmformulierung, Partizipation und Legitimation) im Kontext der US-amerikanischen Verfassung und des Wahlsystems analysiert. Die Arbeit beleuchtet den Einfluss konstitutioneller und struktureller Rahmenbedingungen auf die Ausrichtung, Organisationsstruktur und Rolle der Parteien.
- Einfluss der US-Verfassung und des Wahlsystems auf das Parteiensystem
- Funktionen von Parteien im amerikanischen politischen Prozess
- Historische Entwicklung des amerikanischen Parteiensystems (Realignment und Dealignment)
- Charakteristika der beiden großen Parteien (Demokraten und Republikaner)
- Bedeutung von „dritten Parteien“
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Parteienbegriff. Sie skizziert die Zielsetzung der Arbeit, die darin besteht, die Rolle der Parteien im politischen Prozess der USA zu untersuchen, unter Berücksichtigung der klassischen Funktionen von Parteien und des Einflusses der konstitutionellen und strukturellen Rahmenbedingungen. Die Bedeutung von Realignment- und Dealignment-Phasen in der historischen Entwicklung wird ebenfalls angesprochen.
2. Rahmenbedingungen des amerikanischen Parteiensystems: Dieses Kapitel untersucht die grundlegenden Rahmenbedingungen des amerikanischen Parteiensystems. Es analysiert die Rolle der Verfassung, die Parteien zwar nicht explizit erwähnt, aber dennoch ihren Einfluss auf das politische System indirekt prägt. Das Wahlsystem, basierend auf der Majority Rule und mit Vorwahlen (Primaries) oder Caucuses, wird detailliert beschrieben. Die Kapitel erläutert auch die Bedeutung von Checks and Balances und des Föderalismus auf die Organisation und Funktionsweise der Parteien.
3. Merkmale des Parteiensystems: Dieses Kapitel beschreibt die Merkmale des amerikanischen Parteiensystems, indem es die drei funktionalen Bereiche „Party as Organization“, „Party in Congress“ und „Party in the Electorate“ differenziert. Es analysiert die Parteiorganisation auf verschiedenen Ebenen (lokal, einzelstaatlich, Bundesebene) und beleuchtet die Rolle der Parteien im Kongress und bei den Wählern.
4. Bedeutung/Funktion von Parteien: Dieses Kapitel geht auf die klassischen Funktionen amerikanischer Parteien ein: Personalrekrutierung, Interessenaggregation und -artikulation, Programmformulierung, Partizipation und Sozialisation. Es analysiert, wie diese Funktionen im Kontext des amerikanischen politischen Systems ausgeübt werden und wie sich diese im Vergleich zu anderen Parteiensystemen darstellen.
5. Historische Entwicklung: Dieses Kapitel beschreibt die historische Entwicklung des amerikanischen Parteiensystems, unterteilt in fünf Phasen von Realignment und Dealignment. Es erklärt die Bedeutung dieser Phasen für die Entwicklung der Parteiensysteme und analysiert die Veränderungen in den Sozialstrukturen und Milieus, welche diese Phasen begleiteten. Das Kapitel endet mit einer Betrachtung der Entwicklung bis zum Jahr 2008.
Schlüsselwörter
Amerikanisches Parteiensystem, Verfassung, Wahlsystem, Majority Rule, Primaries, Caucuses, Checks and Balances, Föderalismus, Party as Organization, Party in Congress, Party in the Electorate, Realignment, Dealignment, Demokraten, Republikaner, Dritte Parteien, Personalrekrutierung, Interessenaggregation, Programmformulierung, Partizipation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Das amerikanische Parteiensystem
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Rolle der Parteien im politischen Prozess der Vereinigten Staaten. Sie analysiert die Funktionen von Parteien im Kontext der US-amerikanischen Verfassung und des Wahlsystems und beleuchtet den Einfluss konstitutioneller und struktureller Rahmenbedingungen auf die Ausrichtung, Organisationsstruktur und Rolle der Parteien. Die historische Entwicklung des amerikanischen Parteiensystems, einschließlich Phasen von Realignment und Dealignment, wird ebenfalls betrachtet.
Welche Themen werden in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: den Einfluss der US-Verfassung und des Wahlsystems auf das Parteiensystem; die Funktionen von Parteien im amerikanischen politischen Prozess (Personalrekrutierung, Interessenartikulation, Programmformulierung, Partizipation und Sozialisation); die historische Entwicklung des amerikanischen Parteiensystems; die Charakteristika der beiden großen Parteien (Demokraten und Republikaner); und die Bedeutung von „dritten Parteien“. Die Arbeit differenziert zwischen „Party as Organization“, „Party in Congress“ und „Party in the Electorate“ und analysiert die Parteiorganisation auf verschiedenen Ebenen (lokal, einzelstaatlich, Bundesebene).
Wie ist die Seminararbeit strukturiert?
Die Seminararbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Eine Einleitung, die das Thema einführt und die Zielsetzung beschreibt; ein Kapitel zu den Rahmenbedingungen des amerikanischen Parteiensystems (Verfassung, Wahlsystem, Checks and Balances, Föderalismus, Pluralismus); ein Kapitel zu den Merkmalen des Parteiensystems; ein Kapitel zur Bedeutung/Funktion von Parteien; ein Kapitel zur historischen Entwicklung des amerikanischen Parteiensystems (inkl. fünf Phasen); und ein Kapitel zur heutigen Parteienlandschaft (Demokraten, Republikaner, Dritte Parteien). Jedes Kapitel wird zusammengefasst.
Welche Schlüsselbegriffe werden in der Arbeit verwendet?
Schlüsselbegriffe sind: Amerikanisches Parteiensystem, Verfassung, Wahlsystem, Majority Rule, Primaries, Caucuses, Checks and Balances, Föderalismus, Party as Organization, Party in Congress, Party in the Electorate, Realignment, Dealignment, Demokraten, Republikaner, Dritte Parteien, Personalrekrutierung, Interessenaggregation, Programmformulierung, Partizipation.
Welche Unterschiede zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Parteienbegriff werden angesprochen?
Die Einleitung der Seminararbeit skizziert die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Parteienbegriff, jedoch werden die genauen Unterschiede nicht im Detail in der FAQ erläutert. Diese Information findet sich nur im vollständigen Text der Seminararbeit.
Wie wird die historische Entwicklung des amerikanischen Parteiensystems dargestellt?
Die historische Entwicklung wird in fünf Phasen unterteilt (Das erste amerikanische Parteiensystem (1789-1828), Das zweite amerikanische Parteiensystem (1828-1860), Das dritte amerikanische Parteiensystem (1860-1896), Das vierte amerikanische Parteiensystem (1896-1932), Das fünfte amerikanische Parteiensystem (ab 1932)), wobei die Bedeutung von Realignment- und Dealignment-Phasen hervorgehoben wird. Die Entwicklung wird bis zum Jahr 2008 betrachtet.
Welche Rolle spielen die Verfassung und das Wahlsystem im amerikanischen Parteiensystem?
Die Verfassung, obwohl sie Parteien nicht explizit erwähnt, prägt indirekt das politische System und beeinflusst somit das Parteiensystem. Das Wahlsystem, basierend auf der Majority Rule und mit Vorwahlen (Primaries) oder Caucuses, spielt eine entscheidende Rolle für die Organisation und Funktionsweise der Parteien. Checks and Balances und Föderalismus beeinflussen ebenfalls die Organisation und Funktionsweise der Parteien.
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- Nils Müller (Author), 2009, Das Parteiensystem der USA - Ein Überblick, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180858