Als Jugendkultur werden kulturelle Aktivitäten und Subkulturen von Jugendlichen genannt, die sich dadurch auszeichnen, dass Jugendliche Akteure und Publikum sind. Mittels ihrer selbst entworfenen und selbst bestimmten Subkultur suchen die Jugendlichen ihr Verhältnis zum Mainstream und verbinden damit auch oft ihre Kritik am Bestehenden. Der Ausgangspunkt für eine Jugendkultur ist häufig im Bereich von Musik, Mode und Verhalten zu finden. Häufig entwickeln sich Nachahmer, welche dann alternative Handlungsweisen herausbilden und Werte aufstellen und im Extremfall sogar eine eigene Weltanschauung entwickeln und aktiv weiter vermitteln. Größtenteils identifizieren sich Angehörige dieser Jugendkulturen mit ihr über verschiedene Gruppensymbole. Diese zeigen sich beispielsweise in der Jugendsprache, bestimmten Moderichtungen, Schmuck oder Musikstilen.
Hausarbeit zum Seminar „Jugend im 20. Jahrhundert“
Jugendkulturen im 20. Jahrhundert
Als Jugendkultur werden kulturelle Aktivitäten und Subkulturen von Jugendlichen genannt, die sich dadurch auszeichnen, dass Jugendliche Akteure und Publikum sind. Mittels ihrer selbst entworfenen und selbst bestimmten Subkultur suchen die Jugendlichen ihr Verhältnis zum Mainstream und verbinden damit auch oft ihre Kritik am Bestehenden. [1] Der Ausgangspunkt für eine Jugendkultur ist häufig im Bereich von Musik, Mode und Verhalten zu finden. Häufig entwickeln sich Nachahmer, welche dann alternative Handlungsweisen herausbilden und Werte aufstellen und im Extremfall sogar eine eigene Weltanschauung entwickeln und aktiv weiter vermitteln. Größtenteils identifizieren sich Angehörige dieser Jugendkulturen mit ihr über verschiedene Gruppensymbole. Diese zeigen sich beispielsweise in der Jugendsprache, bestimmten Moderichtungen, Schmuck oder Musikstilen.
Die erste prägnante Jugendkultur im 20. Jahrhundert war die Jugendbewegung. Diese, besonders im ersten drittel des 20. Jahrhunderts vorhandene einflussreiche Strömung, bezeichnet eine vor allem in der bürgerlichen Jugend zu findende Hinwendung zum Naturerleben. [2] Die Gründung des „Wandervogels“ 1896 wird im Allgemeinen als Anfang der Jugendbewegung in Deutschland bezeichnet. Die Bewegung bestand aus einer Vielzahl von Kleingruppen, die selbst organisiert unter Führung meist junger Erwachsener hauptsächlich Wanderungen und Fahrten an Wochenenden oder in den Ferien durchführten. Die äußeren Formen, die der Wandervogel schuf, sind gemeinsames Gut der wandernden deutschen Jugend geworden. Insbesondere die Wandertracht (Kluft), die Technik der Fahrtenvorbereitung und des Abkochens, die große Fahrt mit wenig Geld, die Heim- oder Gruppenabende mit Liedsingen, Volkstänzen und Lesestunden, die Sonnenwendfeiern. Der Wandervogel war politisch und konfessionell neutral. Die Freiheit von den Vorurteilen der Klassengesellschaft machten den Wandervogel offen für die Jugend aller Schichten. Da die Arbeiterjugend jedoch oft schon früh die Schule verließ, um zu arbeiten und daher keine Zeit für lange Fahrten und Gruppenabende hatte und der Adel auch wegblieb, rekrutierte sich der Wandervogel in seiner breiten Masse aus dem mittlerem Bürgertum.
Zur Jugendbewegung zählten ebenfalls noch einige andere Gruppierungen, wie zum Beispiel die Pfadfinder, die Arbeiterjugendbewegung, sowie die evangelische und katholische Jugendbewegung. [3]
In der NS-Zeit war die bedeutendste Jugendkultur die Swing-Jugend. Der Begriff "Swingjugend" stammt vermutlich von den nationalsozialistischen Verfolgungsbehörden zur Kennzeichnung von Jugendlichen, die ihrer Distanz zum NS-Regime vor allem durch ihre Vorliebe für amerikanische Swing-Musik Ausdruck verliehen. Die Mitglieder der "Swingjugend" waren in der Regel unpolitisch. Ihnen ging es vor allem um die Schaffung eines jugendkulturellen, autonomen Lebensbereichs und einer Gegenkultur zum uniformierten Alltag der Hitler-Jugend. Die Jugendlichen der "Swing-Gruppen" kamen vornehmlich aus dem Mittelstand und dem gehobenen Bürgertum. Die vor allem während des Zweiten Weltkriegs in Hamburg und Berlin auftretenden Gruppen zeichneten sich durch einen bewusst internationalen und weltstädtischen Lebensstil aus, der sich an amerikanischen und englischen Moden orientierte. Die Jugendlichen trugen oft längere Haare, karierte Sakkos, Hut und Regenschirm und trafen sich in Cafés oder Clubs, um den bei den Nationalsozialisten verrufenen Swing zu hören. Ihre Abgrenzung gegenüber dem normierten Alltag zeigte sich auch in der bewussten Verwendung von Anglizismen. Ohne im eigentlichen Sinne politisch-oppositionell eingestellt zu sein, wichen sie in Aussehen und Verhalten stark vom nationalsozialistischen Ideal des Jugendlichen ab. [4]
Eine etwas politischere Ausrichtung als die „Swing-Jugend“ zeigten zu der Zeit die „Edelweißpiraten“. Nach ihrem Erkennungszeichen - einer Edelweißanstecknadel - wurden verschiedene "wilde Cliquen" von den Nationalsozialisten als "Edelweißpiraten" bezeichnet. Dabei handelte es sich um mehrere tausend Jugendliche, die in der Regel aus dem Arbeitermilieu stammten. In kleineren Gruppen trafen sie sich regelmäßig außerhalb der Hitler-Jugend in bestimmten Parks oder Stadtvierteln. Vom NS-Regime als "verlottert", "sittlich verwahrlost" und "kriminell" bezeichnet, lehnten sie vor allem den während des Zweiten Weltkriegs zunehmenden Zwangscharakter, den Drill und die wachsende Militarisierung der HJ ab. Von der einheitlich uniformierten HJ hoben sich die "Edelweißpiraten" durch eine eigene Kluft - oft Skihemden, Wanderschuhe, Halstuch und kurze Lederhosen - ab. Auf ihren Wochenendausflügen, Fahrten und Wanderungen in das Umland der Großstädte kam es nicht selten zu handgreiflichen Auseinandersetzungen mit der HJ. Im Unterschied zu der strengen geschlechtlichen Trennung in Schule und HJ gingen bei den "Edelweißpiraten" Jungen und Mädchen gemeinsam auf Fahrt. [5]
Nach dem zweiten Weltkrieg waren die aufkommenden Jugendkulturen bestimmt durch Musik, Konsum und die Verbreitung vom amerikanischen Kapitalismusmodell. Durch den steigenden Wohlstand und das Warenangebot war erstmals die Möglichkeit gegeben, lang entbehrtes zu kompensieren. Die Berufstätigkeit der Eltern führte dazu, dass die Jugendlichen einen Raum zur Selbstverwaltung hatten. Die Jugendlichen orientierten sich an neuen Trends und Moden, die vorwiegend aus den USA kamen. Es entstand eine Trennung der Jugendlichen von ihren Eltern, ausgedrückt in Mode, Musik und Konsumverhalten. [6] Die Lebensformen der amerikanischen Soldaten in den deutschen Städten hatte besonderen Einfluss auf die Jugend, die zum Träger der Westernisierung (West-)Deutschlands werden sollte. Am deutlichsten tritt die Amerikanisierung der deutschen Jugend in der Populär- und Alltagskultur hervor. So ist im Bereich der Populärkultur festzustellen, dass die amerikanischen Einflüsse auf die bürgerliche Jugend zu Beginn besonders wegen der zunächst auch sehr ablehnenden Haltung der Eltern eher gering war. Das konservative Bürgertum war noch Jahrzehnte in elitären Denkmustern gefangen, die die deutsche Kultur als überlegen darzustellen versuchten und im Gegensatz dazu das Bild von einem „kulturlosen“ Amerika zu zeichnen versuchten. Die Arbeiterjugend übernahm als erste Gruppe nach dem Krieg US-amerikanische Rollenmuster und Gewohnheiten und konstituierte als Halbstarke eine erste Jugendbewegung.
[...]
- Quote paper
- Vanessa Falkenstein (Author), 2010, Jugend und Jugendkulturen im 20. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180558