Unsere Zeit ist geprägt von ökonomischen Veränderungen (z.B. Globalisierung und
weltweite Rezession), vom technologischen Wandel (z.B. Internet), von politischen
Veränderungen (z.B. Europäischer Einigungsprozess), von der demografischen
Entwicklung (z.B. Geburtenrückgang) und vom Klimawandel (z.B. Zunahme von Naturkatastrophen),
um nur einige Veränderungsprozesse zu nennen. Diese komplexen
und dynamischen Umweltphänomene verlangen auch von Organisationen neue
oder zumindest andere Problemlösungen als bisher. So beginnen Veränderungen
immer in den Köpfen der Menschen.
Obwohl die Veränderungen seit längerem bekannt und verschiedene Verwaltungsreformen,
nicht zuletzt in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts durch das
„New Public Management“, angestoßen wurden, stellen die erzielten Ergebnisse
nicht zufrieden.
Vielfach scheitern Projekte daran, dass der Faktor Mensch und damit Emotionen,
Macht, Konflikte, Wahrnehmung und Motivation zu wenig in den Vordergrund gerückt
wurde. Eine nur begrenzte Modellierung des Organisationswandels, die mangelnde
Berücksichtigung der Verwaltungskultur und die unzureichende Förderung
von organisationalem Lernen geben weitere Anhaltspunkte dafür.
Die Fähigkeit, sich an stetig wandelnde Anforderungen anzupassen, ist die Voraussetzung
dafür, dass Organisationen auf Dauer ihren Fortbestand sichern können.
Diese Folgerung bedingt, dass das Lernen immer mehr in den Fokus der Sozialwissenschaften
rückt. Unter Einbeziehung organisationaler Lernstrukturen wird Systemen
die Möglichkeit eröffnet, relevante Veränderungen ihres Umfeldes umzusetzen.
Das Erkenntnisinteresse sehe ich7 darin begründet, die relevanten Umweltveränderungen
eines Phänomens auf der Grundlage kognitiver Lerntheorien zu entziffern
und daraus den Umsetzungsgrad von organisationalem Lernen abzuleiten. Ich folge
der Annahme, dass der Umgang mit Phänomenen ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft aller Beteiligten erfordert und je nach Lernfortschritt zu einer Erneuerung
von organisationalem Handeln führt. Grundlage der Untersuchung bilden
dabei die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Theorien zur lernenden Organisation
von Chris Argyris und Donald A. Schön.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Veränderungsmanagement in Organisationen gestalten
- Organisationsbegriff
- Change Management
- Definition
- Rahmenkonzeption und Phasen
- Change Management in der öffentlichen Verwaltung
- Der kontinuierliche Verbesserungsprozess
- Wesen und Ziel
- Umsetzung und Rollen
- Potenziale und Risiken
- Organisationales Lernen
- Definition
- Lernebenen
- Bedingungen an lernende Organisationen
- Wirkung von individuellem und organisationalem Lernen
- Führungsverhalten und mentale Modelle
- Erzeugung von Lernprozessen
- Lernsystem einer lernenden Organisation
- Modelle handlungsleitender Theorien
- Organisationsstruktur
- Verhaltenswelt
- Wissenschaftliches Vorgehen und Forschungsdesign
- Ansatz der Praxisforschung
- Untersuchungsort
- Rolle als Forscher und Praktiker
- Qualitativer Forschungsansatz und Gütekriterien
- Forschungsfrage und Entwicklung von Prozesshypothesen
- Erhebungsverfahren und qualitative Auswertungskategorien
- Datengenerierung und Felderschließung
- Auswertungskategorien
- Vorgehensweise und Dokumentation
- Ansatz der Praxisforschung
- Projekt ,,KVP-Einführung in einem Ministerium"
- Ziele und Konzeption
- Projektdurchführung
- Empirische Untersuchung
- I. Hypothese: Jüngere bzw. kürzlich eingestellte Mitarbeiter sind offener und aufgeschlossener gegenüber Veränderungsprozessen als die etablierten Mitarbeiter.
- Jung oder Alt - Der fehlende Kausalbezug
- Abwehrroutinen begrenzen Aufgeschlossenheit
- II. Hypothese: Der Lernerfolg zeichnet sich durch den Grad an Intersubjektivität der Rolleninhaber zum KVP aus.
- Die Projektleitung gibt KVP ein Gesicht
- Der Moderator in unterschätzter Schlüsselfunktion
- Der Koordinator als Bindeglied und Informationsvermittler
- Die Mitarbeiter in besonderer Verantwortung
- III. Hypothese: Ausgeprägte personale und organisationale Hierarchieebenen begünstigen begrenzte Lernsysteme.
- Auswirkungen auf handlungsleitende Modelle
- Zurückgehaltene Informationen
- Handlungen werden zum Teil einseitig entschieden
- Inneres Engagement und unterdrückte Gefühle
- Defensive Denkmuster
- Auswirkungen auf die Organisationsstruktur
- Räumliches Umfeld
- Wissen
- Neue Wege der Kommunikation
- Einführung von Anreiz-Systemen
- Lenkende Maßnahmen und Verfahren
- Auswirkungen auf die Verhaltenswelt
- Auswirkungen auf handlungsleitende Modelle
- Ergebnisse im Bezug auf die Forschungsfrage
- Wirkungen der Hypothesen auf die Forschungsfrage
- Lernebenen und organisationale Lernprozesse
- I. Hypothese: Jüngere bzw. kürzlich eingestellte Mitarbeiter sind offener und aufgeschlossener gegenüber Veränderungsprozessen als die etablierten Mitarbeiter.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Einführung des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP) in einem Landesministerium. Im Fokus steht dabei das organisationale Lernen und dessen Auswirkungen auf die Implementierung des KVP. Die Studie analysiert die Lernprozesse und -barrieren im Kontext der organisationalen Hierarchieebenen und beleuchtet die Interaktion der verschiedenen Rollen im KVP-Prozess.
- Einführung des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses in der öffentlichen Verwaltung
- Organisationales Lernen und seine Bedeutung für die Implementierung von Veränderungsprozessen
- Die Rolle von Hierarchieebenen und Machtstrukturen im Lernprozess
- Die Interaktion verschiedener Rollen und Akteure im KVP-Prozess
- Analyse von Herausforderungen und Erfolgsfaktoren bei der Einführung des KVP
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel liefert eine Einleitung in das Thema der lernenden Verwaltung und skizziert die Problematik der KVP-Einführung in einem Landesministerium. Es werden die Forschungsfrage und die Methodik der Untersuchung vorgestellt.
- Veränderungsmanagement in Organisationen gestalten: Dieses Kapitel beleuchtet die theoretischen Grundlagen des Veränderungsmanagements und des KVP. Es werden Konzepte des Organisationsbegriffs, des Change Managements sowie die Besonderheiten des KVP in der öffentlichen Verwaltung erläutert.
- Organisationales Lernen: Dieses Kapitel widmet sich dem Thema des organisationalen Lernens. Es werden Definitionen und Lernebenen vorgestellt sowie die Bedeutung des organisationalen Lernens für die Implementierung von Veränderungsprozessen hervorgehoben. Die Kapitel analysiert auch die Bedingungen für lernende Organisationen, insbesondere das Zusammenwirken von individuellem und organisationalem Lernen.
- Wissenschaftliches Vorgehen und Forschungsdesign: Dieses Kapitel beschreibt die wissenschaftliche Methodik der Untersuchung. Es erläutert den Ansatz der Praxisforschung, den qualitativen Forschungsansatz sowie die Forschungsfrage und die Entwicklung von Prozesshypothesen.
- Projekt ,,KVP-Einführung in einem Ministerium": Das Kapitel beleuchtet die Ziele und die Konzeption des KVP-Projekts im Landesministerium. Es beschreibt die Projektdurchführung und die involvierten Akteure.
- Empirische Untersuchung: Dieses Kapitel präsentiert die empirischen Ergebnisse der Untersuchung. Es analysiert die drei Hypothesen der Studie und deren Auswirkungen auf die Forschungsfrage. Es werden die Lernprozesse und -barrieren im Kontext der organisationalen Hierarchieebenen untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Themenfeld des organisationalen Lernens im Kontext der öffentlichen Verwaltung, insbesondere im Zusammenhang mit der Einführung des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP). Die zentralen Schlüsselbegriffe umfassen Change Management, KVP-Implementation, Lernsysteme, Hierarchieebenen, Rollen und Akteure im KVP-Prozess sowie die Analyse von Erfolgsfaktoren und Herausforderungen.
- Arbeit zitieren
- Daniel Hoffmann (Autor:in), 2011, Die lernende Verwaltung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180263