In allen Kulturen und zu allen Zeiten waren religiöse Phänomene Teil des gesellschaftlichen Lebens. Aus diesem Grund mag es auch wenig verwundern, dass heutige Religionssoziologen auf eine lange Tradition innerhalb ihres Faches zurückgreifen können. Wie später noch zu zeigen sein wird, beschäftigten sich fast alle Klassiker der Soziologie intensiv mit dem Thema Religion. Doch so selbstverständlich wie uns eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema heute erscheinen mag, war sie in der Geschichte des Abendlandes keineswegs. Das „moderne“ religionswissenschaftliche Denken ist das Ergebnis eines langwierigen Prozesses. Eine Aufgabe dieser Seminararbeit will es sein, den Beitrag Niklas Luhmanns im Rahmen seiner Systemtheorie zu diesem Prozess zu untersuchen. Um diese Fragestellung adäquat bearbeiten zu können wird sich der erste Teil dieser Ausarbeitung mit den historischen Entwicklungen hin zu einer allgemeinen Religionssoziologie und deren Probleme befassen, um im Anschluss die systemtheoretische Sicht auf die Funktion der Religion zu erarbeiten. Mit diesen Vorarbeiten soll im letzten Teil dieser Ausarbeitung ein Versuch gelingen, innerhalb Luhmanns Theoriegebäude eine Vorstellung von Moral und deren Folgen für eine Ethik ‚nach‘ Luhmann zu entwerfen. Im Gesamten soll so eine Seiten- und Direktbeleuchtung der Systemtheorie Niklas Luhmanns entstehen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Religionskritik zur Religionssoziologie
- Die Entstehung der Religionssoziologie
- Das Paradoxon der Religionssoziologie
- Die Religionstheorie von Niklas Luhmann
- Transzendenz und Immanenz
- Zwischenresümee
- Luhmanns Soziologie der Moral
- Anregungen für eine Ethik, nach' Luhmann
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Rolle der Religion im Kontext der Systemtheorie Niklas Luhmanns. Dabei wird zunächst die historische Entwicklung der Religionssoziologie beleuchtet, um anschließend die systemtheoretische Perspektive auf die Funktion der Religion zu erarbeiten. Schließlich soll auf Basis von Luhmanns Theoriegebäude eine Vorstellung von Moral und deren Auswirkungen auf eine Ethik nach Luhmann entwickelt werden.
- Die Entstehung der Religionssoziologie im Kontext des Investiturstreits
- Das Paradoxon der Religionssoziologie zwischen Integration und Differenzierung
- Die Religionstheorie von Niklas Luhmann und ihre Konzepte von Transzendenz und Immanenz
- Luhmanns Soziologie der Moral und ihre Relevanz für eine Ethik
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Arbeit untersucht die historischen Wurzeln der Religionssoziologie, beginnend mit dem Investiturstreit und der daraus resultierenden Trennung von Reich und Kirche. Die Ausdifferenzierung einer Klerikerkultur und einer Laienkultur, die zu einer neuen Sicht auf Religion und Gesellschaft führte, wird beleuchtet. Dabei wird die Paradoxie der Religionssoziologie deutlich, die sowohl eine Einheit von Religion und Gesellschaft postuliert als auch eine Differenz zwischen beiden voraussetzt.
Anschließend wird die religionssoziologische Perspektive von Feuerbach und Marx vorgestellt, die die Religion als Kompensations- oder Projektionsthese bzw. als ideologische Verschleierung der gesellschaftlichen Verhältnisse analysieren.
Der zweite Teil der Arbeit konzentriert sich auf die Religionstheorie von Niklas Luhmann. Der Schwerpunkt liegt auf den Konzepten von Transzendenz und Immanenz und ihrer Bedeutung für die Funktion der Religion im System der Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Religionssoziologie, Systemtheorie, Niklas Luhmann, Religionskritik, Investiturstreit, Transzendenz, Immanenz, Moral, Ethik
- Quote paper
- Tony Dathe (Author), 2011, Luhmann und die Religion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180166