Der im Rahmen dieser Hauptseminararbeit von mir zu interpretierende Quellentext entstammt
den „Politika“ des Aristoteles.
Die erhaltenen Werke des Aristoteles umfassen nur einen kleinen Teil seines aus antiken Zita-
tionen und aus einigen, an antike Biographien angehängten Schriftenverzeichnissen, bekann-
ten Œuvres. Aus diesen ergibt sich, daß Aristoteles nahezu 200 Titel verteilt auf 550 Bücher
verfasste. Im Werk lassen sich exoterische Schriften, also solche die vom Verfasser zur Ver-
öffentlichung bestimmt waren, von Lehrschriften in Form von Vorlesungsmanuskripten für
den Gebrauch in der Schule trennen. Von den erstgenannten sind 20 Titel bekannt, die z. T.
nach dem Vorbild Platons in Dialogform abgefasst wurden. Keines von diesen Werken ist
erhalten. Erhalten sind hingegen die zweitgenannten sog. esoterischen Schriften oder Prag-
matien. Zu diesen Schriften gehörten auch die „Politika“ des Aristoteles in acht Büchern.
Für die Reformen Solons stützt sich Aristoteles vor allem auf die solonischen Gedichte, aus denen wiederholt zitiert wird, und den Gesetzeskodex des Solon. Die wichtigsten und zeitlich nächstgelegenen Quellen zu Solon und seinem Wirken sind seine, aus späteren Sekundärquellen kompilierten und fragmentarisch erhaltenen Dichtungen. Daneben können die, bei anderen antiken Autoren meist indirekt zitierten, Solonischen Gesetzestexte herangezogen werden. In der Mitte des 5 Jh. v. Chr. widmete Herodot (ca 485-425 v. Chr.) Solon einige Passagen seiner histories apoxis, worin Solons politisches Wirken jedoch nur am Rande Erwähnung findet. Ferner schenkte ihm die im 5 Jh. v. Chr. einsetzende historische Literatur nur wenig Aufmerksamkeit. Als Gesetzgeber greifbar wird er erst wieder im 4. Jh. v. Chr., wo er sowohl von oligarchischer Partei als auch von Seiten radikaler Demokraten vereinnahmt und seine Bedeutung als Urheber der Demokratie ausgebaut wird. In diese Diskussion greift die aristotelische Schrift der Politik ein, in der Solon als Begründer der gemäßigten Demokratie dargestellt wird, die wiederum der bestehenden, radikalen Demokratie als positives Gegenstück gegenübergestellt wird. Eine weitere in dieser Arbeit genutzte Quelle stellt Plutarchs (um 45 - um 125 n. Chr.) Parallelbiographie Solon-Poplicola dar, die zwar zeitlich weit entfernt von den behandelten Ereignissen steht, aber durch ihre umfangreiche Quellenbasis ergänzende Informationen liefern kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Zur Person des Aristoteles und der Quelle im Kontext seines Werkes..
- Die solonischen Reformen...
- Der Gesetzgeber Solon.........
- Solon als Gesetzgeber.........
- Zeitpunkt der Reformgebung...
- Stellung Solons als Archon mit gesetzgeberischen Vollmachten.…………………..\li>
- Form der Publikation des Gesetzeswerkes……………………………..\li>
- Der Inhalt der Reformgesetze Solons zur Neuordnung der Polis und Institutionalisierung seines Eunomia-Programms..
- Die Beseitigung der gestörten Ordnung (dysnomia) in Form der Oligarchie........
- Die Sozialreform: Seisachtheia - Die Befreiung der Bauernschaft.......
- Die Verfassungsreform: Timokratie oder Hoplitenpoliteia als Begründung einer gemäßigten Demokratie auf der Grundlage einer Mischvervassung....
- Das oligarchische Element: Die Reform des Areopag.....
- Das aristokratische Element: Das passive Wahlrecht der ersten drei Vermögensklassen.………………………………..
- Das demokratische Element...
- Die Heliaia (Volksgericht).
- Die Berufungsklage (ephesis) gegen Entscheidungen und Urteile der Archonten während ihrer Amtszeit durch das Volksgericht.........
- Die Popularklage: Das Klagerecht eines Unbeteiligten stellvertretend für das Opfer vor dem Volksgericht.........
- Die Ekklesia (Volksversammlung)..\li>
- Aktives Wahlrecht: Wahl der Beamten und Qualifikationsprüfung (dokimasie) durch die Volksversammlung
- Euthynai: Die Beamtenkontrolle durch die Volksversammlung als Vorraussetzung des Eintritts der gewesenen Archonten in den Areopag..\li>
- Die Eisangelia-Klage: Das Recht und die Pflicht im Falle einer Verschwörung gegen die Verfassung Anklage beim Areopag zu erheben…...\li>
- Die Bewertung der solonischen Reformen in aristotelischer Zeit: Progressive und bewahrende Elemente der solonischen Reform...........
- Rat und Wahl der Beamten als bewahrendes Element.......
- Das Volksgericht als progressives, demokratisches Element...
- Die Kritik zu aristotelischen Zeiten an der bestehenden, vermeintlich durch Solon geschaffenen Demokratie.....
- Die Entwicklung von der gemäßigten Demokratie zur radikalen Demokratie der klassischen Zeit......
- Die Entwicklung zur radikalen Demokratie im Sinne einer Herrschaft des Pöbels (Ochlokratie)......
- Die Entmachtung des Areopags durch die Maßnahmen des Ephialtes und Perikles 462/461 v. Chr..
- Die Einführung der Diäten als demagogische Maßnahme des Perikles.......
- Die Intention des solonischen Reformwerkes als gemäßigte Demokratie im Gegensatz zu der weiteren Entwicklung hin zu einer radikalen Demokratie......
- Die Perserkriege und die Gründung der attischen Seeherrschaft durch das Volk als historische Voraussetzung für die Entstehung der radikalen Demokratie
- Die timokratische Verfassungsidee des Solon mit eng eingeschränkter politischer Teilhabe des demos.....
- Die Rolle des demos......
- Die Beamten.......
- Die Theten...\li>
- Die Ablehnung der Forderung des demos nach einer Neuaufteilung des Landes in gleich große Parzellen (isomoiria) durch Solon...\li>
- Fazit: Die Bedeutung der solonischen Reformen und ihre Bewertung durch Aristoteles im Kontext der von Aristoteles abgelehnten radikalen Demokratie seiner Zeit _.......
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Bedeutung der solonischen Reformen im Kontext der Entstehung und Entwicklung der attischen Demokratie. Sie analysiert und interpretiert die Ansichten des Aristoteles zu den Reformen Solons, wie sie in seinen „Politika“ festgehalten sind.
- Die Person und das Wirken des Gesetzgebers Solon
- Die Inhalte der solonischen Reformen zur Neuordnung der Polis
- Die Bewertung der Reformen aus aristotelischer Perspektive
- Die Entwicklung der attischen Demokratie von der gemäßigten Demokratie zur radikalen Demokratie
- Die Bedeutung der solonischen Reformen in der Geschichte der attischen Demokratie
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Diese Einleitung führt den Leser in die Person des Aristoteles und die Quelle seiner Gedanken zu Solon ein. Sie beleuchtet den Kontext der „Politika“ und skizziert Aristoteles‘ Leben und Werk.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel stellt Solon als Gesetzgeber vor und untersucht die Umstände seiner Reformtätigkeit, seine Stellung als Archon und die Form der Publikation seiner Gesetze.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel analysiert den Inhalt der Reformen Solons und beleuchtet ihre Auswirkungen auf die politische und soziale Ordnung Athens. Es widmet sich dabei insbesondere der Beseitigung der dysnomia, der Sozialreform der Seisachtheia, sowie der Verfassungsreform, die Elemente der Oligarchie, Aristokratie und Demokratie vereinte.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel untersucht die Bewertung der solonischen Reformen aus aristotelischer Sicht. Es betrachtet die Elemente der Reformen, die als bewahrend oder progressiv angesehen wurden, und beleuchtet die Kritik am damals bestehenden, vermeintlich durch Solon geschaffenen System der Demokratie.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel schildert die Entwicklung der attischen Demokratie von der gemäßigten Form zur radikalen Demokratie der klassischen Zeit. Es analysiert die maßgeblichen Faktoren dieser Entwicklung, wie die Entmachtung des Areopags und die Einführung von Diäten.
- Kapitel 6: Dieses Kapitel untersucht die Intention der solonischen Reformen als gemäßigte Demokratie im Gegensatz zur weiteren Entwicklung hin zu einer radikalen Demokratie. Es analysiert die Rolle des Demos, der Beamten und der Theten in der timokratischen Verfassung des Solon und die Ablehnung der Forderung des Demos nach einer isomoiria.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der attischen Demokratie, der solonischen Reformen, Aristoteles‘ „Politika“, sowie den Begriffen der Oligarchie, Aristokratie, Timokratie, Demokratie, Ochlokratie, Seisachtheia, Areopag, Ekklesia, Heliaia und Eunomia.
- Quote paper
- M. A. Daniel Funke (Author), 2007, Die Bedeutung der solonischen Reformen im Kontext der Entstehung und Entwicklung der attischen Demokratie , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179878