Als Kurt Schwitters 1919 sein Gedicht „An Anna Blume“ veröffentlichte, entfachte er einen Skandal unter den Kunstkritikern. „Neue Wahnsinnsformen“, „ungereimter Unsinn“ und „Verworrenheit der Psyche“ (Hereth 1996, 17) lautete die zeitgenössische Rezeption. Denn die alteingesessene Schule orientierte sich während der einsetzenden Moderne noch an eingefrorenen Bewertungsschemata und lehnte jegliche Abweichung von der Norm schlichtweg ab. Schwitters versuchte die Kunst von diesem Normbegriff zu befreien und die Gesellschaft zum Umdenken zu bewegen, indem er eine neue Sichtweise auf die Kunst propagierte. Auch eine andere Bewegung hatte sich das gleiche Ziel auf die Fahne geschrieben: der Dadaismus. Das Verhältnis Schwitters zu den Dadaisten war seit jeher ein ambivalentes und er wird von der Literaturwissenschaft nur bedingt zum dadaistischen Kreis gezählt. Seine Merzkunst baut jedoch auf den Prinzipien Dadas auf und bildet dessen geistigen Hintergrund.
Die vorliegende Arbeit soll einen Versuch darstellen Schwitters erstes Merzgedicht „An Anna Blume“ zu interpretieren. Dabei sollen sowohl seine Verbindung zum Dadaismus als auch die Prinzipien der Merzkunst berücksichtigt werden. Ziel der Arbeit ist jedoch keine einheitliche Interpretation des Gedichtes, sondern das Aufzeigen verschiedener Verständnismöglichkeiten.
Der erste Teil der Hausarbeit geht auf das künstlerische Phänomen Dada ein und veranschaulicht Schwitters‘ Verhältnis zu den Dadaisten. Im nächsten Abschnitt konzentriere ich mich auf die von Schwitters eigens initiierte Kunstbewegung Merz. Hierbei werde ich vor allem auf die Verfahrensweisen des Merzkünstlers eingehen. Anschließend möchte ich Schwitters‘ Gedicht „An Anna Blume“ unter die Lupe nehmen. In diesem Sinne werde ich zunächst die Umstände bei der Entstehung und Veröffentlichung des Gedichtes untersuchen, danach komme ich auf den Inhalt und Aufbau zu sprechen. Im Anschluss daran soll geklärt werden, inwiefern „An Anna Blume“ eine Parodie auf die Liebeslyrik und auf die Lyrik des »Sturm« darstellt. Zum Schluss möchte ich der Frage nachgehen, wer sich hinter Anna Blume verbirgt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kurt Schwitters ist DADAist
- Aller Anfang ist Merz
- „An Anna Blume. Merzgedicht 1“
- Entstehung und Veröffentlichung des Gedichts
- Inhalt und Aufbau des Gedichts
- „An Anna Blume“ als Parodie
- …auf die Liebeslyrik
- …auf die Lyrik des »Sturm«
- Wer ist Anna Blume?
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Kurt Schwitters' erstes Merzgedicht „An Anna Blume“ und untersucht dessen Verbindung zum Dadaismus sowie die Prinzipien der Merzkunst. Das Ziel ist es, verschiedene Verständnismöglichkeiten des Gedichts aufzuzeigen und seine Bedeutung innerhalb des künstlerischen Kontextes der frühen Moderne zu beleuchten.
- Der Einfluss des Dadaismus auf Schwitters' Werk
- Die Entwicklung und die Prinzipien der Merzkunst
- Die Bedeutung von „An Anna Blume“ als Parodie
- Die Vielschichtigkeit und Interpretationsmöglichkeiten des Gedichts
- Schwitters' Verhältnis zu den Dadaisten und zur Kunst des frühen 20. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Arbeit widmet sich dem künstlerischen Phänomen Dada und beleuchtet Schwitters' Verhältnis zu den Dadaisten. Dabei werden die wichtigsten Charakteristiken der Bewegung, wie der bewusste Verzicht auf Ordnung und Kontrolle sowie die Anerkennung des Zufalls, hervorgehoben.
Der zweite Teil konzentriert sich auf die Merzkunst, die Schwitters selbst initiierte. Hier werden die Verfahrensweisen des Merzkünstlers und die Verbindung zu den Prinzipien des Dadaismus näher untersucht.
Im dritten Teil wird Schwitters' Gedicht „An Anna Blume“ analysiert. Zunächst werden die Entstehungs- und Veröffentlichungsgeschichte des Gedichts beleuchtet, gefolgt von einer Untersuchung des Inhalts und Aufbaus. Schließlich wird die Frage, inwiefern „An Anna Blume“ als Parodie auf die Liebeslyrik und die Lyrik des »Sturm« interpretiert werden kann, diskutiert.
Schlüsselwörter
Dadaismus, Merzkunst, Kurt Schwitters, „An Anna Blume“, Parodie, Liebeslyrik, »Sturm«, Collage, Montage, Lautdichtung, Kunst der frühen Moderne.
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- Christin Lübke (Author), 2011, Alles stimmt, aber auch das Gegenteil, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179839