„Postmoderne“ ist ursprünglich ein in der Architektur verwendeter Begriff, der die gesamte gegenwärtige Kulturepoche bezeichnet. Dieser Baustil ist mehr als Funktionserfüllung, er regt in seiner Vielfalt die Phantasie an.
Schließlich wurde dieses Wort auch auf andere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens übertragen, so spricht man auch von postmoderner Literatur. Diese Schreibweise entwickelte sich aus der Erschöpfung der Innovationsmöglichkeiten der literarischen Moderne. Diese modernen Experimente erreichten oft nur die gehobenen Kreise der gebildeten Kenner. Die Postmoderne greift nun wieder zunehmend auf traditionelle Erzählformen zurück, wobei sie versucht, breitere Leserschichten anzusprechen. Meist sind postmoderne Texte kunstvoll aufgebaut und auf Spannung bedacht, sie gehen auf Historisches zurück, das einerseits vergessenes Wissen entfaltet, andererseits aber auch eine kriminalistisch oder detektivisch geprägte Handlung enthält.
Auch in Patrick Süskinds Roman ist diese Vielfalt an genrespezifischen Lesarten wieder zu finden. Er vereint den Bildungsroman mit der Biografie (Lebensgeschichte Grenouilles), die kulturgeschichtlichen Hintergründe weisen .....
....Der Songtext „Scentless Apprentice“ von Nirvana fasst in kurzen und prägnanten, thesenförmigen Aussagesätzen biografisch die olfaktorische Situation Grenouilles zusammen. Für eine Person, die mit dem Buch „Das Parfum“ vertraut ist, steht dieses Lied in direktem Bezug zu dem Roman, fast könnte man meinen, der Künstler besinge das Schicksal Grenouilles. Denn die Figur, von der die Rede ist, lässt sich nahezu wie eine Folie auf Grenouille übertrage, wie auch die Amme Jeanne Bussie feststellt, riechen normale Babies nach Milch, Butter und Karamel (vgl. S.17). Auf diese Tatsache wird auch in dem Song verwiesen (“most babies smell like butter“ Z.1). Die Geruchlosigkeit wird in dem Lied mit dem Fehlen jeglicher moralischer Normen und humanen Handelns gleichgesetzt (“scentless and senseless“ Z.3), was an dem Beispiel von Grenouille bewiesen scheint. Aufgrund seiner Sauggier (vgl. S.9) wechselte .....
...In „Les Miserables“ beeinflussen die historischen Gegebenheiten den Handlungsablauf in entscheidenden Punkten, in Süskinds Roman dient die Schilderung der sozialen Missstände vor allem als Kontrastfolie, als stimmige Kulisse, vor der das begabte Duftgenie Grenouille sein .....
„Postmoderne“
in Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“
„Postmoderne“ ist ursprünglich ein in der Architektur verwendeter Begriff, der die gesamte gegenwärtige Kulturepoche bezeichnet. Dieser Baustil ist mehr als Funktionserfüllung, er regt in seiner Vielfalt die Phantasie an.
Schließlich wurde dieses Wort auch auf andere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens übertragen, so spricht man auch von postmoderner Literatur. Diese Schreibweise entwickelte sich aus der Erschöpfung der Innovationsmöglichkeiten der literarischen Moderne. Diese modernen Experimente erreichten oft nur die gehobenen Kreise der gebildeten Kenner. Die Postmoderne greift nun wieder zunehmend auf traditionelle Erzählformen zurück, wobei sie versucht, breitere Leserschichten anzusprechen. Meist sind postmoderne Texte kunstvoll aufgebaut und auf Spannung bedacht, sie gehen auf Historisches zurück, das einerseits vergessenes Wissen entfaltet, andererseits aber auch eine kriminalistisch oder detektivisch geprägte Handlung enthält.
Auch in Patrick Süskinds Roman ist diese Vielfalt an genrespezifischen Lesarten wieder zu finden. Er vereint den Bildungsroman mit der Biografie (Lebensgeschichte Grenouilles), die kulturgeschichtlichen Hintergründe weisen auf einen historischen Roman, die Morde Grenouilles auf einen Kriminalroman. Die Wanderung durch die detailliert beschriebenen Gegenden ist kennzeichnend für einen Reiseroman. Auch Elemente des fantastischen Romans lassen sich z.B. in der Geruchlosigkeit entdecken.
Zusätzlich bedienen sich die Autoren der Postmoderne aller Formen der Ironie und Parodie, durch Anspielungen, Verweise und Zitate wird sogar absichtlich die Intertextualität kenntlich gemacht:
So weisen auch die beiden vorliegenden Textausschnitte intertextuelle Merkmale auf.
Im Vergleich zu „Michael Kohlhaas“, verfasst von Heinrich von Kleist, erscheinen zunächst die paradoxen Wendungen am auffälligsten, mit denen die Hauptfiguren beider Texte eingeführt und charakterisiert werden, bevor sie überhaupt auftreten. Kohlhaas wird als „einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen“ (Z.3) bezeichnet, während Grenouille „zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten“ (Z.1f) gehört. In beiden Texten lässt sich eine Pointe entdecken, die durch die Zuspitzung der Superlative „rechtschaffensten“, „entsetzlichsten“ (Z.3), „genialsten“, „abscheulichsten“ (Z.1f) erreicht wird. Wenn Kohlhaas „in einer Tugend nicht ausgeschweift hätte“ (Z.11f), so hätte er in die Erinnerung der Nachwelt eingehen können. Ebenso hätte auch Grenouilles Andenken bis heute überdauert haben, hätte er seinen Ehrgeiz nicht im „flüchtigen Reich der Gerüche“ (Z.11) entwickelt. Süskind greift in spielerischer Form die Schlüsselbegriffe seines Ausgangstextes auf, so wird aus „Zeit“ (Z.4) die „Epoche“ (Z.3), aus „guten Staatsbürger“ (Z.5) wird das „geniale[r]Scheusal“ (Z.5). Ein einen bestimmten Sachverhalt zusammenfassendes Fazit wird jeweils mit dem Partikel „kurz“ (Z.8 und Z.10) eingeleitet.
Mit Witz und Ironie stellt Süskind schon zu Anfang einen historischen Bezug her, so verfährt er auch, als sich Grenouille auf seiner inneren Reise in der Höhle des Plomb du Cantal befindet. In seinen Träumen fliegt er mit „weitausgespannten Flügeln“ (Z.2), so wie es auch der Fall ist in dem Gedicht „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff. Dem „stillen Lande“ (Z.3) entspricht bei Süskind das „nächtliche Land“.
Dieser geschaffene historische Rahmen legitimiert das Geschehen als authentisch, auch verweist die Intertextualität auf Parallelschicksale und vermittelt ein Déjà-vu-Erlebnis des Schon-mal-gelesen-Habens.
Vergleich von « Scentless Apprentice » (von Nirvana), « Les Miserables » und « Das Parfum »
Der Songtext „Scentless Apprentice“ von Nirvana fasst in kurzen und prägnanten, thesenförmigen Aussagesätzen biografisch die olfaktorische Situation Grenouilles zusammen. Für eine Person, die mit dem Buch „Das Parfum“ vertraut ist, steht dieses Lied in direktem Bezug zu dem Roman, fast könnte man meinen, der Künstler besinge das Schicksal Grenouilles. Denn die Figur, von der die Rede ist, lässt sich nahezu wie eine Folie auf Grenouille übertrage, wie auch die Amme Jeanne Bussie feststellt, riechen normale Babies nach Milch, Butter und Karamel (vgl. S.17). Auf diese Tatsache wird auch in dem Song verwiesen (“most babies smell like butter“ Z.1). Die Geruchlosigkeit wird in dem Lied mit dem Fehlen jeglicher moralischer Normen und humanen Handelns gleichgesetzt (“scentless and senseless“ Z.3), was an dem Beispiel von Grenouille bewiesen scheint. Aufgrund seiner Sauggier (vgl. S.9) wechselte Grenouille zahlreiche Male seine Ziehmutter. Wieder lässt sich eine Parallele zu dem vorliegenden Text ziehen, denn jede Ziehmutter, weigerte sich, die Hauptfigur des Textes zu stillen (“every wet nurse refused to feed him“). „Throw me in the fire and i won’t throw a fit“ – wirf mich ins Feuer und ich werde mir nichts daraus machen; auch die letzte Zeile des Songs ist vergleichbar mit dem Roman. In dieser Aussage kommt die Gleichgültigkeit Grenouilles zum Ausdruck. Grenouille klagt an keiner Stelle der Geschichte über seine Lebensbedingungen, vielmehr scheint es, als sei ihm die ungerechte Behandlung seiner Mitmenschen ihm gegenüber gar nicht bewusst.
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- Lisa Maria Hirschfelder (Author), 2011, Postmoderne in Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“ - Vergleich von « Scentless Apprentice » (von Nirvana), « Les Miserables » und « Das Parfum », Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179261
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