Der Begriff des Welt- bzw. des Menschenbildes ist ein vielschichtig gebrauchter und breit angelegter Terminus, welcher den Menschen in seiner Entwicklungsgeschichte stets begleitete. Die Beantwortung der Fragestellungen nach der Definition, der Bestimmung und dem Sinn des menschlichen Daseins stehen hier im Mittelpunkt der Betrachtung. Das Weltbild, welches unser Verhalten gegenüber anderen Gemeinschaftsmitgliedern maßgeblich bestimmt, wurde seit der Antike in einem starken Umfang von den gesellschaftlichen bzw. historischen Entwicklungslinien geprägt und unterlag folglich vielfältigen inhaltlichen Veränderungen im Verlauf der Geschichte. Somit besitzt jede Epoche ihr eigenes Bild vom Menschen.1
Die Suche nach identitätsstiftenden Grundsätzen und Grundlagen, welche durch das Menschenbild geschaffen und legitimiert werden, hat bis in die heutige Zeit nichts an seiner Aktualität verloren. Gerade die Politik des 21. Jahrhunderts muss sich mit Fragestellungen, wie der terroristischen Bedrohung und der damit einhergehenden neuen Macht der Religion, dem Verhältnis von Staat und Kirche in einer säkularisierten2 Gesellschaft, der drängenden Reform von den sozialen Sicherungssystemen und der Neuausrichtung von Familienpolitik, der Einschränkungen von wirtschaftlicher Macht- und Handlungsoptionen für Unternehmen im Angesicht der Weltwirtschaftskrise oder auch mit der Frage nach der Definition des Menschen im biotechnologischen Zeitalter und den damit verbundenen Diskussionen um eine mögliche Stammzellenforschung zur verbesserten medizinischen Versorgung der Allgemeinheit auseinandersetzen. Eine mögliche Grundlage für die Beantwortung dieser aufgezeigten Herausforderungen kann sich auf der Basis des christlichen Menschenbildes stützen.
Jedoch erscheint eine christlich orientierte Politik in unserer heutigen modernen Gesellschaft, in welcher sich der religiöse Wertekanon und das politische Handeln scheinbar unvereinbar gegenüberstehen, veraltet. Die Besinnung auf bestimmte Grundwerte im Zeitalter einer stetig zunehmenden mitleidslosen und egoistischen Politikauffassung ist allerdings unabdingbar. Eine Verantwortungsethik mit Gottesbezug und eine christliche Wertorientierungen scheinen hier der Ausweg, um den schleichenden Zerfall der Solidargemeinschaft entgegenzuwirken.3
Sowohl die Neudefinition von Werten und Normen als auch die Suche nach identitätsstiftenden Grundsätzen, welche in der Lage waren, die deutsche Gesellschaft
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung - Das Menschenbild im säkularen Staat
- 2. Das christliche Menschenbild
- 2.1. Die Würde des Menschen und die Ebenbildlichkeit Gottes
- 2.2. Die Freiheit und die Verantwortung des Menschen
- 2.3. Nächstenliebe und Soziale Gerechtigkeit - Das Prinzip der Solidarität und Subsidiarität
- 2.4. Die Ziele und Maßstäbe eines christlich geprägten Lebens
- 2.5. Zusammenfassung
- 3. Das Menschenbild der CDU
- 3.1. Das christliche Menschenbild in der Politik der CDU
- 3.2. Die historischen Wurzeln der CDU
- 3.3. Die Entwicklung der CDU zur Bundespartei – Erfolg, Krisen und Konflikte
- 3.4. Rekonstruktions-und Wiederaufbaupolitik in den Jahren 1949 bis 1953
- 3.5. 1954 bis 1961 - Die Jahre der Ausbauphase und der Wahlklientelpolitik
- 3.6. Die Modernisierung der Gesellschaft ab 1962
- 3.7. Exkurs: Die Grund- und Menschenrechte
- 3.8. Die Politik der CDU – christlich, demokratisch, konfessionsübergreifend
- 4. Das christliche Menschenbild als Politikgrundlage der CDU
- 4.1. Die Grundwerte christlicher Politik
- 4.2. Die CDU - Im Spannungsfeld zwischen christlichem Menschenbild und politischer Realität
- 4.3. Die Soziale Marktwirtschaft
- 4.4. Christliche Politik im säkularen Staat der Bundesrepublik Deutschland
- 4.4.1. Die Ehe- und Familienpolitik
- 4.4.2. Die Schulpolitik
- 4.5. Fazit
- 5. Ergebnis und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern sich das christliche Menschenbild in der Politik der CDU in den Jahren 1949 bis 1969 innerhalb der Bundesrepublik Deutschland widerspiegelt. Die Arbeit untersucht die Bedeutung des christlichen Menschenbildes für die Politik der CDU und analysiert, inwiefern christliche Werte und Normen die Politik der CDU in den Bereichen Soziales, Wirtschaft, Familie und Schule geprägt haben.
- Das christliche Menschenbild als Grundlage politischer Entscheidungen
- Die Entwicklung der CDU zur Bundespartei und die Verwirklichung ihrer christlichen Prinzipien
- Das Spannungsfeld zwischen christlichem Menschenbild und politischer Realität in der Bundesrepublik Deutschland
- Die soziale und wirtschaftspolitische Ausrichtung der CDU im Kontext des christlichen Menschenbildes
- Der Einfluss des christlichen Menschenbildes auf die Ehe- und Familienpolitik sowie die Schulpolitik der CDU
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema „Das Menschenbild im säkularen Staat“ ein und beleuchtet die Bedeutung des Menschenbildes für die gesellschaftliche Entwicklung und die Politik. Es werden die Herausforderungen der heutigen Zeit im Kontext des christlichen Menschenbildes diskutiert. Kapitel 2 widmet sich dem christlichen Menschenbild, indem es die zentralen Elemente wie Würde, Freiheit, Verantwortung und Nächstenliebe erläutert. Kapitel 3 untersucht das Menschenbild der CDU, ihre historischen Wurzeln, ihre Entwicklung zur Bundespartei und die konkreten politischen Maßnahmen in den Jahren 1949 bis 1969. Kapitel 4 beleuchtet das christliche Menschenbild als Politikgrundlage der CDU und analysiert die Spannungen zwischen christlichen Werten und der politischen Realität. Es werden die zentralen Bereiche der Sozialen Marktwirtschaft, der Ehe- und Familienpolitik sowie der Schulpolitik betrachtet. Abschließend stellt Kapitel 5 die Ergebnisse der Arbeit dar und gibt einen Ausblick auf die zukünftige Bedeutung des christlichen Menschenbildes für die Politik.
Schlüsselwörter
Christliches Menschenbild, CDU, Politik, Bundesrepublik Deutschland, Säkularisierung, Soziales, Wirtschaft, Familie, Schule, Grundwerte, Sozialpolitik, Familienpolitik, Schulpolitik, Geschichte, Werte, Normen, Grundrechte, Soziale Marktwirtschaft, Politikgrundlage, Spannungsfeld.
- Quote paper
- Susanne Lossi (Author), 2009, Das christliche Menschenbild und sein Einfluss auf die Politik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178843