„Das Ziel des Schreibens ist es, andere sehen zu machen.“
(Joseph Conrad (1857-1924), britisch-polnischer Autor)
Mit diesem Zitat soll eine Abhandlung über das Schreiben, eine der vier Fertigkeiten des Fremdsprachenunterrichts, eingeleitet werden. Neben Hören, Sprechen und Lesen ist das Schreiben eine produktive Fertigkeit, welche allerdings im kommunikativen Ansatz im Fremdsprachenunterricht nicht ganz unumstritten ist. So findet sich im Lehrerhandbuch zu Themen 1, einem Deutsch-als-Fremdsprache (wird in der weiteren Arbeit der Einfachheit halber mit „DaF“ abgekürzt) Lehrbuch von 1983, folgende Richtlinie: „Es liegt das Schwergewicht der Fertigkeitsschulung […] auf den zwei mündlichen Fertigkeiten Sprechen und Hören.“ Ebenso wurden unterschiedliche Lehrerbefragungen gemacht, wie sie die Effektivität und den Nutzen der Fertigkeit „Schreiben“ betrachten. Drei repräsentative Thesen sind in diesem Zusammenhang die Folgenden: „Schreiben ist nur für Spezialisten wichtig“, „Schreiben kann weitgehend selbst erlernt werden“, „Schreiben ist Zeitverschwendung“ Nach näherer Betrachtung der Möglichkeiten, die durch das Schreiben eröffnet werden, haben sich die Lehrwerke der zweiten Generation dieser Fertigkeit mehr angenommen und das kreative wie auch das kommunikative Potential erkannt. Es wird nunmehr unterschieden zwischen dem Schreiben als Mittlerfertigkeit und dem Schreiben als Zielfertigkeit. Ersteres bedeutet, dass das Schreiben nur als Werkzeug benutzt wird, um eine Aufgabe mit einem Ziel zu erfüllen, welches nicht der schriftliche Ausdruck ist (wie beispielsweise bei schriftlichen grammatischen Übungen). Zweiteres beschreibt hingegen genau diesen schriftlichen Ausdruck als Ziel einer Aufgabe, wie man sie beispielsweise beim Verfassen eines Briefes findet. In Themen 1 nimmt das Schreiben, wie oben bereits erwähnt, nur eine nebengeordnete Rolle ein und wird somit fast ausschließlich als Mittlerfertigkeit verwendet. Zehn Jahre später, in Themen 1 neu erhält das Schreiben schon eine höhere Bedeutung, ebenso wie in Sprachbrücke 1, indem eine eindeutige Progression des Schreibens als Zielfertigkeit zu erkennen ist, da zahlreiche Übungen dieser Art im Lehrbuch enthalten sind. Doch nun stellt sich die Frage, ob das Schreiben denn wirklich Legitimität im DaF-Unterricht hat und wie diese begründet wird. Daher wird sich das nächste Kapitel mit der Frage beschäftigen, warum das Schreiben überhaupt wichtig und unerlässlich zu sein scheint.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Vorüberlegungen
- Wozu lehren/lernen wir das Schreiben?
- Entwicklung der Schreibdidaktik
- Modelle zum Schreiblernprozess
- Freies Schreiben
- Kooperatives Schreiben
- Kommunikatives Schreiben
- Schritte im Umgang mit Fehlern
- Fazit
- Bibliografie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Fertigkeit Schreiben im Fremdsprachenunterricht und untersucht deren Bedeutung, Entwicklung und Anwendung in der Praxis. Sie beleuchtet die didaktischen Ansätze und Modelle, die im Schreiblernprozess zum Einsatz kommen, und analysiert die Rolle des Schreibens als kommunikative, lernpsychologische und strukturierende Handlung.
- Die Legitimität des Schreibens im Fremdsprachenunterricht
- Die Entwicklung der Schreibdidaktik und ihre unterschiedlichen Ansätze
- Modelle zum Schreiblernprozess: Freies Schreiben, Kooperatives Schreiben und Kommunikatives Schreiben
- Der Umgang mit Fehlern im Schreibprozess
- Das Schreiben als kreativer Prozess und seine Bedeutung für die Entwicklung der anderen Fertigkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
Das einleitende Kapitel stellt die Relevanz des Schreibens im Fremdsprachenunterricht in Frage und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf diese Fertigkeit. Es wird deutlich, dass das Schreiben sowohl als Mittlerfertigkeit (Werkzeug zur Erfüllung anderer Aufgaben) als auch als Zielfertigkeit (schriftlicher Ausdruck als Ziel) eingesetzt werden kann. Die Arbeit argumentiert für die Bedeutung des Schreibens als Lernprozess, der die Entwicklung aller vier Fertigkeiten fördert.
Das zweite Kapitel analysiert die Gründe, warum das Schreiben im Fremdsprachenunterricht gelehrt und gelernt wird. Es werden drei wichtige Aspekte beleuchtet: das Schreiben als kommunikatives Bedürfnis, das Schreiben aufgrund unterrichtspraktischer Bedürfnisse und das Schreiben aufgrund lernpsychologischer Überlegungen. Hierbei wird die Rolle des Schriftbildes, die wechselseitige Abhängigkeit der Fertigkeiten und die Strukturierung geistiger Handlungen hervorgehoben.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Entwicklung der Schreibdidaktik und stellt drei große schreibdidaktische Positionen vor: die direktiven Ansätze, die textlinguistischen Ansätze und die prozessorientierten Ansätze. Es werden die Charakteristika und Schwächen der einzelnen Ansätze erläutert und die Bedeutung des prozessorientierten Ansatzes für die Förderung des Schreiblernprozesses hervorgehoben.
Das vierte Kapitel stellt verschiedene Modelle zum Schreiblernprozess vor: Freies Schreiben, Kooperatives Schreiben und Kommunikatives Schreiben. Die Vorteile und Nachteile der einzelnen Modelle werden diskutiert und die Bedeutung des Schreibens als Mittel der Identifikation mit der Fremdsprache hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Fertigkeit Schreiben, die Schreibdidaktik, den Fremdsprachenunterricht, die Lernpsychologie, die Kommunikation, die Interaktion, die Fehlerkultur, die Binnendifferenzierung, die Lerntypen und die Entwicklung der Schreibkompetenz.
- Quote paper
- Carlos Steinebach (Author), 2012, Die Fertigkeit Schreiben - Wozu lehren/lernen wir das Schreiben?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178836
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