Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht somit das, was auch Möbius (1989: 32) im Mittelpunkt des ganzen Buches sieht: die „Selbstmordfrage“. Jedoch geht es hier primär um die Krankheit Werthers, die ihn zu seiner finalen Entscheidung getrieben hat. Vor allem werden seine psychischen Leiden näher betrachtet und der Versuch unternommen, ein Krankheitsbild Werthers zu entwerfen. Nach dem Versuch einer Anamnese von Werthers Beschwerden und der Symptome seiner Krankheit, kann man diese verschiedenen, aus der Medizin bekannten psychischen Leiden zuordnen und den Versuch unternehmen, die Entwicklung der Krankheit aus seiner Vergangenheit, dem Verhalten seiner Mitmenschen oder seinem eigenen Verhalten zu erklären. Anschließend findet sich eine Analyse der im Werk erschienen Referenzen zu Charakteren mit ähnlichen Schicksalen, in der der Frage nachgegangen wird, inwiefern diese Charaktere mit der Situation Werthers vergleichbar sind und ob sie ihn maßgeblich beeinflusst haben. Es folgt die Behandlung der Selbstmordfrage; hier werden die Gedanken und Geisteshaltungen Werthers zum Selbstmord erläutert und es wird der Frage nachgegangen, wie die Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung mit dieser Thematik umgehen. Dies muss insbesondere auch im Zusammenhang mit den damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen gesehen werden, sodass eine skizzenartige Darstellung der damaligen bürgerlichen Welt folgt, die einen Eindruck gibt von der Inkompatibilität der Denkweise Werthers mit Ethik- und Moralvorstellungen der bürgerlichen Gesellschaft. Ebenso werden nochmals Reaktionen von Zeitgenossen Goethes auf den Roman aufgeführt, um mögliche Parallelen der Geisteshaltungen der damaligen Schriftsteller mit dem Protagonisten darzustellen. Abschließend befasst sich die Arbeit mit der zentralen Frage, warum sich Werther nun eigentlich umgebracht hat und welche Faktoren wohl die ausschlaggebenden für seine Suizid-Entscheidung waren. Nicht zuletzt wird neben der scheinbar ungelösten Mutterbindung und unter theologisch-familiären Gesichtspunkten die unerfüllte Liebe Werthers zu Lotte näher beleuchtet, die im Werk einen hohen Stellenwert einnimmt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Werthers Leiden in literaturpsychologisch-pathologischer Sicht
- Werthers „alter ego“
- Die Selbstmordfrage
- Die bürgerliche Gesellschaft zu Zeiten Werthers
- Werthers Selbstmord
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Suizid des Protagonisten Werther in Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ aus psychologisch-pathologischer Perspektive und beleuchtet den gesellschaftlichen Hintergrund. Sie untersucht die Ursachen und Entwicklung von Werthers Krankheit, die zu seiner finalen Entscheidung führte, und beleuchtet die Rolle der Liebe, der gesellschaftlichen Normen und der Selbstmorddebatte in der damaligen Zeit.
- Analyse von Werthers psychischen Leiden und Erstellung einer literaturpsychologisch-pathologischen Diagnose
- Bedeutung der Liebe, insbesondere der unerfüllten Liebe zu Lotte, für Werthers Krankheit
- Die Rolle des Selbstmords im 18. Jahrhundert und die gesellschaftlichen Reaktionen auf Werthers Suizid
- Die bürgerliche Gesellschaft zur Zeit Werthers und ihre Auswirkungen auf den Protagonisten
- Die Frage nach der Selbstmordfrage und die Hintergründe von Werthers Entscheidung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel beleuchtet den Kontext von Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ und die Rezeption des Romans in der damaligen Zeit. Es zeigt, wie der Roman eine große Aufmerksamkeit erregte und zum „Wertherfieber“ führte, aber auch kritische Stimmen hervorrief, die den Selbstmord des Protagonisten verurteilten.
- Werthers Leiden in literaturpsychologisch-pathologischer Sicht: Dieses Kapitel analysiert Werthers psychischen Zustand anhand der Symptome und seines Verhaltens. Es wird versucht, eine Diagnose zu erstellen und die Ursachen seiner Krankheit zu beleuchten, insbesondere im Zusammenhang mit seiner unerfüllten Liebe zu Lotte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Selbstmord, Krankheit, Liebe, bürgerliche Gesellschaft, Selbstmordfrage, literaturpsychologisch-pathologische Diagnose, „Wertherfieber“, Sturm und Drang.
- Quote paper
- Carlos Steinebach (Author), 2011, Werthers Krankheit zum Tode, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178831