1.1 Thema, Fragestellung und Vorgehen
Am Anfang der griechischen Geschichtsschreibung steht Herodot (ca. 485-424)1. In seinen neun Büchern umfassenden ‚Historien’ schildert der „pater historiae“2 den Konflikt zwischen Griechen und Persern, der sich im Verlauf der Erzählung zu einem offenen Krieg entwickelt. Daneben lässt der antike Autor zahlreiche Exkurse über die geo- und ethnografische Vielfalt der ihm bekannten Welt einfließen. Unzählige Gelehrte haben sich seit ihrer Veröffentlichung, zwischen 430 und 425
v. Chr. in Athen3, der Exegese dieser zentralen Quelle der griechischen Antike gewidmet. Gefangen in den Schranken ihrer „hermeneutischen Situation“4 stellte jede Generation ihre spezifischen Fragen an den Text und verband in ihrem Streben nach „Wahrheit“ die antike Überlieferung auf diese Weise unausweichlich mit den Problemen ihrer Zeit.
Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht mit Oskar Kokoschkas (1896-1980) Triptychon ‚Thermopylae’ eine visuelle Interpretation der antiken Überlieferung, die im Jahr 1954 unter dem Eindruck des Kalten Krieges im schweizerischen Villeneuve entstand. Der Maler greift darin die von Herodot im siebenten und achten Buch seiner Erzählungen geschilderten Ereignisse um die Schlacht an den Thermopylen und die persische Eroberung Athens auf und verleiht ihnen durch das Medium des Bildes auf einer Fläche von 2,25 x 8,00 m monumentalen Ausdruck. Auffällig ist die antithetische Struktur des eigens für die Hamburger Universität angefertigten Triptychons.
Insbesondere bei der Darstellung von Personen und Personengruppen tritt sie deutlich hervor. Es gilt daher danach zu Fragen, wie Kokoschka Griechen und Perser in seinem Triptychon abgebildet
hat, inwiefern er dabei von der Darstellung bei Herodot abgewichen ist und welche politische Botschaft er dadurch transportieren wollte.
[...]
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1 Über das genaue Geburtsjahr Herodots herrscht nach wie vor Uneinigkeit, vgl. u.a. Meier, M.: s.v. Herodotos, in:
DNP, Bd. 5, 1998, Sp. 469-475, Sp. 469.
2 Cic. de. leg. I, 1,5.
3 Vgl. Bichler, R./Rollinger, R.: Herodot, (=Studienbücher Antike, Bd. 3), Hildesheim 2000, S. 13.
4 Gadamer, H.-G.: Was ist Wahrheit?, in: Ders.: Wahrheit und Methode. Ergänzungen. Register, (=Gesammelte Werke,
Bd. 2: Hermeneutik II), Tübingen 1986, S. 44-56, S. 51.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Thema, Fragestellung und Vorgehen
- Forschungsstand und Quellenlage
- Griechen und Perser bei Herodot
- Herodot als Quelle
- Ereignisse: die Schlacht an den Thermopylen und die Eroberung Athens
- Charaktere: Leonidas, Ephialtes, Megistias, Xerxes
- Strukturen: die Griechen-Barbaren-Antithese
- Die Polysemie der Überlieferung - Textaussagen und Deutungsspielräume in den 1950er Jahren und heute
- Die Funktionalisierung der Gegenbegriffe
- Griechen und Perser in Oskar Kokoschkas Triptychon „Thermopylae"
- Exkurs zur Methode der Bildanalyse und -interpretation
- Oskar Kokoschka: „Thermopylae oder der Kampf um die Errettung des Abendlandes"
- Genese: Urheberschaft und Zweck des Bildes
- Bildbeschreibung
- Bildanalyse und -interpretation
- Zusammenfassung
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Rezeption des antiken Stoffes der Perserkriege, insbesondere der Schlacht an den Thermopylen, im Triptychon „Thermopylae" von Oskar Kokoschka. Die Arbeit untersucht, wie Kokoschka die antike Überlieferung Herodots in seinem Bild verarbeitet und welche politische Botschaft er damit transportieren wollte. Dabei wird die Darstellung von Griechen und Persern bei Herodot und die Entwicklung der Griechen-Barbaren-Antithese in der Forschung im 19. und 20. Jahrhundert analysiert.
- Die Darstellung von Griechen und Persern bei Herodot
- Die Rezeption Herodots im 19. und 20. Jahrhundert
- Die politische Botschaft von Kokoschkas „Thermopylae" im Kontext des Kalten Krieges
- Die Rolle der Abendland-Idee in der Interpretation des Triptychons
- Die Bedeutung der antithetischen Struktur in Kokoschkas Bildkomposition
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema, die Fragestellung und das Vorgehen der Arbeit dar. Sie beleuchtet den Forschungsstand und die Quellenlage, insbesondere Herodots „Historien" und Kokoschkas „Thermopylae".
Kapitel 2 befasst sich mit der Darstellung von Griechen und Persern bei Herodot. Es werden die Ereignisse der Schlacht an den Thermopylen und der Eroberung Athens sowie die zentralen Charaktere Leonidas, Ephialtes, Megistias und Xerxes analysiert. Weiterhin wird die Griechen-Barbaren-Antithese untersucht und die verschiedenen Deutungsspielräume, die sich in der Forschung im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt haben, beleuchtet.
Kapitel 3 untersucht Kokoschkas „Thermopylae" im Kontext der zeitgenössischen Herodot-Rezeption. Es wird die Genese des Bildes, seine Urheberschaft und sein Zweck im Kontext des Kalten Krieges analysiert. Die Bildbeschreibung und -interpretation des Triptychons erfolgt anhand eines kommunikativ orientierten, semiotischen Ansatzes. Dabei wird die Bedeutung der antithetischen Struktur in Kokoschkas Bildkomposition und die politische Botschaft des Bildes im Kontext der Abendland-Idee herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Förderschwerpunkt Lernen, den inklusiven und exklusiven Unterricht sowie die schulische Inklusion, insbesondere in Nordrhein-Westfalen. Empirische Forschungsergebnisse werden präsentiert, um die Rahmenbedingungen und Herausforderungen der inklusiven Beschulung von Kindern mit dem Förderschwerpunkt Lernen zu beleuchten. Ein besonderer Fokus liegt auf der Bielefelder Längsschnittstudie (BiLieF-Projekt), die die Leistungsentwicklung und das Wohlbefinden von Schülern in inklusiven und exklusiven Förderarrangements vergleicht. Weitere Themen sind Förderempfehlungen, die Herausforderungen der Inklusion sowie Implikationen für die Schulentwicklung und Inklusionspraxis.
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- B.A. Michael Peter Schadow (Author), 2008, "Denke an die Russen in Europa, und Du wirst die Aktualität verstehen...", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178122
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