Das Frauenbild rückt in den Fokus dieses Aufsatzes, weil es offensichtlich als Kristallisationspunkt der Merkmale dekadenter Literatur fungiert und somit als tertium comparationis äußerst geeignet erscheint. Doch woran liegt es, dass die Frau in ihren spezifischen Darstellungen zum Sinnbild der Dekadenz und der ihr inhärenten Widersprüche avanciert?
Festzuhalten ist, dass literarische Frauenbilder im Kontext der Dekadenz als ästhetische Objekte zu verstehen sind, die eine sinnliche Rezeption und zugleich die im Ästhetizismus erforderliche Distanz ermöglichen. Eine tatsächliche emotionale Bindung des typischerweise egozentrischen Betrachters ist dabei nicht vorgesehen. Zudem führt das für Frauen clichéhaft vorgezeichnete Tugendbild dazu, dass Formen der Unmoral an ihnen sehr deutlich wahrgenommen werden, das heißt Frauenbilder für die Kontrastierung von Moral und Frevel als besonders geeignet erscheinen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff der Dekadenz
- Versuch einer Eingrenzung
- Zur Begriffsgeschichte
- Die Merkmale von Endzeitstimmung und Antibürgerlichkeit
- Die ästhetische Konzeption
- Das Vorbild Frankreichs
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Primärliteratur und Quellen
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Aufsatz befasst sich mit der Darstellung von Frauenbildern in der dekadenten Literatur. Er analysiert die spezifischen Merkmale dieser Frauenbilder und untersucht, wie sie als Kristallisationspunkt der Dekadenz fungieren.
- Die Rolle der Femme fatale und Femme fragile als literarische Frauentypen der Dekadenz
- Die Bedeutung von Moral und Frevel in der Darstellung von Frauen
- Das Spannungsverhältnis zwischen Natur und Künstlichkeit in der dekadenten Literatur
- Die Umkehrung von Geschlechterrollen als Ausdruck antibürgerlicher Werte
- Die ästhetische Konzeption der Dekadenz und ihre Auswirkungen auf die Darstellung von Frauen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des Aufsatzes ein und stellt die beiden zentralen Frauentypen der dekadenten Literatur, die Femme fatale und die Femme fragile, vor. Sie beleuchtet die Ambivalenz dieser Frauentypen, die gleichermaßen Faszination und Verzicht, erotische Attraktivität und Mortifikation des Weiblichen verkörpern.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Begriff der Dekadenz. Es untersucht die Begriffsgeschichte und zeigt die Ambivalenz des Begriffs auf, der sowohl Verfall und Untergang als auch eine bewusste Rebellion gegen die bürgerliche Gesellschaft repräsentiert. Die Merkmale der Endzeitstimmung und der Antibürgerlichkeit werden analysiert, sowie die ästhetische Konzeption der Dekadenz, die sich durch eine Abwendung vom Naturalismus und eine Hinwendung zur Kunst um der Kunst willen auszeichnet.
Das dritte Kapitel beleuchtet das Vorbild Frankreichs als Zentrum der dekadenten Literatur. Es zeigt, wie die französische Literatur, insbesondere die Werke von Baudelaire, Rimbaud und Huysmans, die wesentlichen Merkmale der Dekadenz geprägt haben. Die politische und soziale Situation in Frankreich im 19. Jahrhundert wird dargestellt, sowie die Entwicklung des Realismus und Naturalismus als Gegenströmungen zur Dekadenz.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Dekadenzliteratur, Frauenbilder, Femme fatale, Femme fragile, Ästhetizismus, Symbolismus, Antibürgerlichkeit, Moral, Natur, Künstlichkeit, Geschlechterrollen, Frankreich, Baudelaire, Rimbaud, Huysmans, Zola, und die literarische Tradition.
- Quote paper
- Dr. Jens Saathoff (Author), 2004, Literarische Frauenbilder im Zeichen der Dekadenz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178035