Als Student der Soziologie wird man häufig mit der Frage konfrontiert, was man denn in seinem Studium eigentlich lernt, bzw. was die Soziologen denn so machen. Im Fall meiner Fächerkombination von Pädagogik und Soziologie wird aber auch häufig stillschweigend unterstellt, dass ich so etwas Ähnliches wie Sozialpädagogik studiere.
Diese Reaktionen deuten auf eine gewisse Randexistenz der Soziologie in der Öffentlichkeit, aber auch im Rahmen der Hochschule hin, denn schließlich fragt niemand, womit sich Politikwissenschaftler, Philosophen oder Pädagogen beschäftigen.
Bei dem Versuch ein wenig Licht in das Dunkel der Vorstellung über das soziologische Tätigkeitsfeld zu bringen, stelle ich jedoch – nicht nur bei mir selbst - nach dem dritten Semester noch einige Unsicherheiten fest. Betrachtet man die Fülle der Werke, die sich schon mit der Frage nach dem spezifischen Gegenstand der Soziologie befasst haben, wird deutlich, dass diese Frage ein altes und keineswegs gelöstes Problem ist.
In der vorliegenden Arbeit soll es genau um dieses Problem gehen: Was ist der Gegenstand der Soziologie? Dazu habe ich die unten angeführten Texte von Emile Durkheim, Max Weber und Hartmut Esser herangezogen, um die unterschiedlichen Antworten auf diese Frage zweier großer soziologischer Strömungen herauszuarbeiten: die des methodologischen Individualismus und die des methodologischen Holismus. Hierfür stelle ich zunächst die Ansichten Webers und Durkheims kurz dar, um die beiden Positionen voneinander abzugrenzen. Im Folgenden gehe ich auf drei wesentliche Unterschiede der beiden Theorien ein und beleuchte dann die scheinbar integrative Antwort Essers auf diese Frage.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Darstellung der individualistischen Position Webers
- Darstellung der holistischen Position Durkheims
- Diskussion
- Allgemeiner und beschränkter Begriff des soziologischen Gegenstandes
- Die Rolle des Handelns
- Die Betrachtung des Gegenstandes
- Die Weiterentwicklung des methodischen Individualismus durch Esser
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit setzt sich zum Ziel, den Gegenstand der Soziologie zu erforschen und die unterschiedlichen Ansichten des methodologischen Individualismus und des methodologischen Holismus darzustellen. Sie analysiert die Positionen von Max Weber und Émile Durkheim und beleuchtet deren Einfluss auf die soziologische Forschung.
- Definition des soziologischen Gegenstandes
- Methodologischer Individualismus vs. Methodologischer Holismus
- Die Rolle des Handelns in der Soziologie
- Die Bedeutung von Sinnzuschreibung und Verstehen in der soziologischen Analyse
- Die Integration von Individualismus und Holismus in der soziologischen Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung beleuchtet die Problematik der Definition des soziologischen Gegenstandes und stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor.
- Das erste Kapitel widmet sich der individualistischen Position von Max Weber und erläutert seine Definition der Soziologie als einer Wissenschaft, die soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will. Es werden Webers Ansichten zum Verstehen von Handlungsmotiven und Sinnzuschreibungen sowie seine Konzepte des aktuellen und erklärenden Verstehens vorgestellt.
- Im zweiten Kapitel wird die holistische Position von Émile Durkheim präsentiert. Durkheim argumentiert, dass die Gesellschaft nicht auf die Summe der Handlungen ihrer Individuen reduziert werden kann, sondern dass soziale Phänomene eigene Gesetze und Strukturen besitzen, die das Handeln der Individuen beeinflussen.
- Das dritte Kapitel beleuchtet die Unterschiede zwischen den beiden Positionen anhand der Aspekte des soziologischen Gegenstandes, der Rolle des Handelns und der Betrachtung des Gegenstandes. Es wird die Debatte um die Grenzen und Möglichkeiten des soziologischen Verstehens und Erklärens beleuchtet.
Schlüsselwörter
Methodologischer Individualismus, Methodologischer Holismus, Soziologischer Gegenstand, Soziales Handeln, Sinnzuschreibung, Verstehen, Erklären, Idealtypen, Handlungstheorie, Makro-Mikro-Verhältnis, Durkheim, Weber, Esser
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- H. Kunze (Author), 2011, Was ist der Gegenstand der Soziologie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177820