Fazit
„ Pflege sollte mit gesunden Menschenverstand betrieben werden. Der gesunde
Menschenverstand verlangt nach einer Problemlösung, nicht aber nach ritualisierten
Handlungen; um jedoch eine richtige Lösung zu finden, muss die Pflegeperson sich an
Fakten, nicht an Legenden halten.“ (Walsh/Ford,1996, S. 2)
In erster Linie sind die Pflegenden aufgefordert, selbst an sich zu arbeiten. Die Fähigkeit zur Selbstreflektion, das Interesse an Arbeitsgruppen und Qualitätszirkeln sind nur einige Anforderungen, die an das Pflegepersonal gestellt werden. Aber all dies setzt meiner Ansicht nach ein neues Verständnis für die Pflege voraus.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Rituale kritisch betrachtet
2. Eine andere Sichtweise – Warum?
3. Was sind Rituale?
3.1 Das unantastbare „Morgenritual“
3.2 Das veränderte „Morgenritual“
3.3. Die Infektionsprophylaxe
Fazit
Literaturnachweis
Einleitung
Ich habe 1998 meine Ausbildung als Krankenschwester beendet und arbeite seit dieser Zeit ohne einen stationären Wechsel auf einer kardiochirurgischen Intensivstation. Die Station verfügt über eine Kapazität von 18 Beatmungsbetten. Obwohl es des Öfteren zu einem personellen Wechsel kam und es sich um ein junges Team handelt, welches auch aufgeschlossen gegenüber Veränderungen im pflegerischen Handlungsablauf ist, konnte es doch geschehen, dass Mitarbeiter in Rituale und Betriebs- bzw. Stationsblindheit erstarren. Das hat zur Folge, dass so manche alte Gewohnheit nicht hinterfragt wird. Dies scheint besonders im Krankenhausalltag ein weit verbreitetes Phänomen zu sein. Der Arbeitsalltag läuft scheinbar einfacher ab, man muss bei den Tätigkeiten nicht lange nachdenken und alltägliches Handeln ist nur allzu verständlich. Eine Vielzahl von Pflegekräften vertritt den Standpunkt:
- „Das war schon immer so!“
- „Das haben wir doch schon immer so gemacht!“
1. Rituale kritisch betrachtet
Ich schließe mich nicht aus, in meiner Pflegepraxis in zahlreiche Arbeitsroutinen zu verfallen. Man übernimmt automatisch althergebrachte Handlungsweisen, die schon immer so ausgeführt wurden. Auch junge, gut ausgebildete und dynamische neue Mitarbeiter passen sich an den existierenden Pflegeprozessen der Station an. Dies ist eine Tatsache, die erstaunlicherweise immer wieder zutrifft. Hier stellt sich die Frage: ist es wirklich bequemer, sich anzupassen und nicht dagegen anzugehen? Rituale stehen im engen Zusammenhang mit Routine. Routinetätigkeiten werden häufig in der gleichen Weise wie Rituale durchgeführt. Sie geben den Mitarbeitern Sicherheit, oft jedoch ohne den Sinn und die Zweckmäßigkeit zu hinterfragen. Bei näherer Betrachtung fiel schon diese oder jene verbesserungsfähige Handlung auf. Die für die Pflegekräfte lieb gewonnenen Gewohnheiten verschwinden aber nicht, an ihnen wird hartnäckig festgehalten. Kollegen, die alte Grundsätze in Frage stellen, werden meist blockiert und als unbequem empfunden. Es gleicht fast der Ketzerei und wird als Verrat an der eigenen Berufsgruppe empfunden. Bedeutet eine Veränderung von Ritualen ein Identifikationsverlust für die Pflegekräfte? Immer wieder ist hier eine Haltung der Kollegen zu spüren, die auf veraltete ritualisierte Handlungsabläufe hinweißt. Viele Rituale sind im Laufe der Menschheitsentwicklung entstanden, die sicherlich notwendig waren, um zu überleben. Sie haben sich mit der Zeit verändert, sind aber in den Köpfen unbewusst noch immer vorhanden. Nur mit der tatkräftigen Unterstützung seitens der Stationsleitung kann meines Erachtens eine Veränderung herbeigeführt werden. Sie ist in der Lage, neue Ansprüche durchzusetzen sowie drohenden Konflikten entgegen zu wirken. Wichtig hierbei sind ihr Profil und ihre Einstellung gegenüber Neuem. Ich frage mich oft, warum Pflegende zu selten über Kritik von gleicher Ebene nachdenken, darüber reden und produktiv daran arbeiten. Es wird oft als Unsinn und Meckern abgetan, anstatt die Kritik zu hinterfragen. Langjährige und erfahrene Kollegen fühlen sich meist überlegen und sind nicht bereit, Zugeständnisse zu machen und sich Neuem zu öffnen. Übt jedoch die Leitung Kritik, wird eher darüber nachgedacht und diese hinterfragt.
Mit der Übernahme der Leitung der Station, entwickelte sich bei mir eine andere Sichtweise. Ich kam schnell zu der Erkenntnis, dass auch wir sehr viel ritualisierte Handlungen durchführen. Als ganz „normale Schwester“ habe ich nicht so viel darüber nachgedacht, ob meine Ausführung der Arbeit noch zeitgemäß ist, schließlich „war das ja schon immer so“.
2. Eine andere Sichtweise - Warum?
Eine meiner Hauptaufgaben besteht unter anderem darin, die professionelle Pflege der Patienten sicherzustellen und die dafür erforderlichen Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals (Arbeitsbelastung, Arbeitsmaterial, Personalsituation) zu schaffen. In unserer heutigen Leistungsgesellschaft nehmen die Belastungen und Anforderungen immer mehr zu. Vor allem die stetig wachsende Bedeutung der helfenden Berufe bringt für die Beschäftigten in diesem Bereich immer mehr Schwierigkeiten mit sich.
Ein Handlungsbedarf entstand seit Inkrafttreten des Gesundheitsstrukturgesetzes und der Strukturreform im Jahr 2000. Die Einführung des DRG-Systems hat den Druck auf die Krankenhäuser erhöht, die vorhandenen Ressourcen und damit in erster Linie Personal, intensiver als bislang zu nutzen. Das bedeutet, eine unter wirtschaftlichen und sozialen Kriterien abgestimmte Qualität. Dies ist nur erreichbar durch Reflexion des eigenen beruflichen Handelns und der Bereitschaft zu lernen und sich neuen Situationen und Tätigkeiten anzupassen. Die Aufteilung der Pflege in viele ritualisierte Einzelheiten verhindert bei den Pflegenden einen effektiven Arbeitsablauf. Rituale sind häufig Zeitfresser. Nicht sinnvoll genutzte Zeit nimmt einen großen Teil der Krankenhauskosten ein, da an diese Zeit häufig das Personal gebunden ist. Darum ist es wichtig, manche Arbeitsweisen und Pflegestrategien zu hinterfragen und die Mitarbeiter immer wieder anzuregen über ihre durchgeführte alltägliche Pflege nachzudenken. Dazu gehört auch, sich einfach mal die Fragen zu stellen:
- Könnt ihr euch damit identifizieren?
- Gibt es Möglichkeiten mit anderen, neueren Pflegetechniken hohe Qualität zu erzielen?
- Gibt es Möglichkeiten, die Arbeitsweise zu ändern und eine geringere Belastung zu erreichen?
[...]
- Arbeit zitieren
- Anja Wolf (Autor:in), 2007, Gibt es Rituale in der Pflege?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177755
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