Als der Großvater schwer erkrankt tut es ihm sein Enkel, Bernhard, gleich und wird, im Alter von 18 Jahren im Jahre 1949, ebenfalls von einer ernsthaften Erkrankung heimgesucht. Bernhard schildert, dass ihm „Jetzt…klar geworden…“ sei „…daß…“ ihn seine, „…den halben Winter ignorierte Verkühlung, in das Krankenhaus hereingebracht hatte.“ „Ich war dem Großvater in das Krankenhaus nachgefolgt.“ , erklärt Bernhard und wird sich in Folge seiner Formulierung der bewussten Entscheidung, beim Großvater sein zu wollen, gewahr. In dem „…existenznotwendigen Denkbezirk…“ , als welchen der Großvater das Krankenhaus in den Kontext des Lebens eines Künstlers, insbesondere Schriftstellers, einzugliedern versteht, durchläuft Bernhard den Prozess des Erwachsenwerdens. Elementare Entscheidungen, wie die, überleben zu wollen, und das nur zu können, wenn er weiteratmete oder Bernhards Erkenntnis seine Selbstformation betreffend „…ich – Werden…“ zu „…wollen.“ dienen ihm in seiner Entwicklung. Der Großvater ist ihm dabei eine bedeutsame Instanz. Indem Bernhard ihm ins Krankenhaus nachfolgt, folgt er ihm an den Rand der Existenz. Bernhard benötigt genau diese Grenzerfahrung, um zu erkennen, was er noch vor sich hat und es sich aufgrund dessen lohnt weiterzuleben, auch wenn der ihm liebste Mensch, sein Großvater, verstirbt. Am Ende Bernhards „…erster Existenz…“ , womit seine „…zweite…“ beginnt, erkennt er, dass er in der „…Elementarschule, schließlich…Hochschule…“ , die ihm sein Großvater bot, genug gelernt hat um darauf sein eigenes selbstbestimmtes Leben errichten zu können. Generell trifft Bernhard seine Grundsatzentscheidungen einsam, was sich wohl in seiner künstlerisch–intellektuellen Lebensphilosophie, deren Umkehrschluss die Isolation ist, begründet. Die zweite Überschrift des Werkes von Thomas Bernhard „Eine Entscheidung“, definierbar als die Festlegung eines Weges unter mehreren, spielt in gleichem Maße eine zentrale Rolle für Bernhards Kampf ums Überleben und seine Selbstfindung, wie die Selbstüberredung zum Leben. Mittels dieser Arbeit soll nun geklärt werden, ob das Weiteratmen und Weiterleben durch die Selbstüberredung Bernhards zum Leben in „Der Atem – Eine Entscheidung“ von Thomas Bernhard erreicht wird.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- SCHLÜSSELERLEBNISSE ALS INSTANZEN DER SELBSTÜBERREDUNG ZUM LEBEN
- HÖREN ZUR TEILHABE AM LEBEN, ATMEN AUS ÜBERZEUGUNG UND GEDANKEN ALS EXISTENZ RETTEND
- ÜBERLEBEN DURCH DIE GELENKTE SELBSTWAHRNEHMUNG
- BEZUGSPERSONEN
- ERKENNTNISSE
- ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Analyse untersucht Thomas Bernhards Roman „Der Atem - Eine Entscheidung“, um die Bedeutung der Selbstüberredung zum Leben im Kontext einer existentiellen Grenzerfahrung zu beleuchten. Der Roman schildert die Auseinandersetzung des Protagonisten mit Krankheit, Tod und dem Sinn des Lebens. Der Fokus liegt dabei auf den Schlüsselmomenten, die Bernhards Entscheidung zum Weiterleben beeinflussen.
- Die Rolle von Schlüsselerlebnissen bei der Selbstüberredung zum Leben
- Die Bedeutung des Atems als Metapher für Lebenswillen und Existenz
- Die Auswirkungen von Krankheit und Tod auf die Selbstfindung und die Bedeutung des Lebens
- Die Beziehung zum Großvater als prägende Einflussgröße
- Die Transformation des Protagonisten von der Adoleszenz in die Selbständigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext des Romans dar und führt den Leser in die Lebensgeschichte des jungen Bernhard ein, der während seiner Adoleszenz mit einer schweren Krankheit konfrontiert wird. Der zweite Abschnitt untersucht die Schlüsselerlebnisse, die Bernhards Selbstüberredung zum Leben prägen, wie die fast-Todeserfahrung durch fast-Ersticken im Krankenhaus und die Beobachtung des Todes eines Mitpatienten. Der dritte Teil analysiert die Bedeutung des HÖRENs und ATMENs als existenzielle Lebenskräfte und wie sie durch die Selbstüberredung zum Leben beitragen. Der vierte Abschnitt beleuchtet die Bedeutung der gelenkten Selbstwahrnehmung als Überlebensstrategie, die durch die Krankheit angestoßen wird. Der fünfte Abschnitt untersucht die Beziehung des Protagonisten zu seinen Bezugspersonen, insbesondere dem Großvater, als prägenden Einfluss auf seine Entscheidungen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: Selbstüberredung, Atem, Lebenswille, Existenz, Krankheit, Tod, Entscheidung, Adoleszenz, Großvater, Bezugsperson, Selbstfindung, Schlüsselerlebnisse, Grenzerfahrung, Transformation, Selbstwahrnehmung.
- Arbeit zitieren
- Phyllis Hoofe (Autor:in), 2011, Selbstüberredung zum Leben in: „Der Atem – Eine Entscheidung“ von Thomas Bernhard, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177092