Im Stilpluralismus der Kunst des 20. Jahrhunders nimmt die Fluxusbewegung eine besondere
Stellung ein, hat sie doch zumindest als Geisteshaltung bis heute Bestand.
In ihrer radikalen Negierung des herkömmlichen Kunstwerks und der Abkehr von den
traditionellen Formen stellte die Fluxusbewegung die elementarsten Fragen an die Kunst: Was
ist Kunst? Wer ist ein Künstler? Was ist ein Kunstwerk? Durch die Beschäftigung mit diesen
Fragen entwickelten sich in der Avantgardeszene sehr kreative Prozesse, die neue Formen in
der Kunst und neue Perspektiven auf und durch die Kunst hervorbrachten. So z.B. die "Soziale
Plastik" und der damit verbundene Gedanke, dass ein jeder Mensch ein Künstler sei, von
Joseph Beuys.
Die elementaren Fragen, die Fluxus an die Kunst stellte, können auch an Fluxus selbst gestellt
werden1 und die Antworten darauf werden ähnlich breit gefächert ausfallen:
War Fluxus eine Kunstbewegung? War Fluxus eine Geisteshaltung? War Fluxus Kunst? Wo
und wann begann Fluxus? Hatte es ein Ende? War Fluxus Maciunas' "Kunstwerk"? Oder hat
er "nur" jenes gebündelt und organisiert, was vor ihm und nach ihm in vielen Künstlerköpfen
der Welt vor sich ging? Was ist überhaupt Fluxus? Und wer ist Fluxus? Wer nicht? So schwer
es auch fallen mag Fluxus einzufangen und etwas Allgemeines über die Bewegung
auszusagen, so gibt es doch wesentliche Züge die sie bestimmen. Diese gilt es
zusammenzutragen. Sei es Dada als historischer Vorläufer oder John Cage als geistiger Vater;
seien es Unterschiede der Künstler als Gemeinsamkeit, oder eine gemeinsame Kunstrevolte
der unterschiedlichsten Weltbilder.
Die Vorraussetzungen und Umstände politischer, gesellschaftlicher und künstlerischer Art, die
das Fruchtbarwerden der Fluxusbewegung begünstigten, sollen ebenso beleuchtet werden wie
die Entwicklung der Bewegung zu Beginn der 1960er Jahre.
Im Speziellen wird sich die Arbeit mit dem Medien-, Video- und Fernsehkünstler Nam June
Paik und seiner Beziehung zu Fluxus auseinandersetzen.
Wer war Paik bevor er bei Fluxus mitmischte? Was zeichnete ihn danach aus? Welche Rolle
spielte Paik für die Bewegung und welche Rolle spielte die Bewegung für ihn? Fluxus und
Paik – Paik und Fluxus: die doppelte Frage impliziert bereits das wechselseitige Verhältnis
einerseits, aber auch eine wechselnde Bedeutung füreinander andererseits.
Dieses Verhältnis wird in der Hausarbeit untersucht, dabei werden sowohl Fluxus als auch
Paik jeweils gesondert und schließlich gemeinsam betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Fluxus
- III. Paik
- 1. Biographie
- 2. Auswahl von Werken Nam June Paiks
- Exposition of Music - Electronic Television
- Beatles Electroniques
- TV Buddha
- Good Morning, Mr. Orwell
- IV. Paik und Fluxus
- 2.1. Paik als Co-Organisator und Mittelsmann des "Chairman" Maciunas
- 1. Vorraussetzungen
- 2. Verbindung zu Fluxus
- 2.2. Konzerte, Aktionen, Performances
- 2.3. Arbeiten mit Charlotte Moorman
- 2.4. Trennlinie zwischen Paik und Fluxus
- V. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Fluxusbewegung und dem Medienkünstler Nam June Paik, insbesondere mit ihrer wechselseitigen Beziehung. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung der Fluxusbewegung, die sich durch ihre radikale Negierung traditioneller Kunstformen auszeichnet und grundlegende Fragen zur Kunst, zum Künstler und zum Kunstwerk stellt. Die Arbeit beleuchtet die Rolle Paiks im Kontext der Fluxusbewegung und umgekehrt, wobei sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Unterschiede zwischen beiden hervorgehoben werden.
- Die Entstehung und Entwicklung der Fluxusbewegung in den 1960er Jahren
- Die zentralen Ideen und Prinzipien der Fluxusbewegung, z.B. die Überschreitung von Gattungsgrenzen und die Betonung des Prozesses über das Produkt
- Die Rolle von Nam June Paik als Künstler und seine Verbindung zu Fluxus
- Die Bedeutung von Fluxus für die künstlerische Entwicklung von Paik
- Das wechselseitige Verhältnis zwischen Paik und der Fluxusbewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fluxusbewegung im Kontext des Stilpluralismus des 20. Jahrhunderts vor und beleuchtet die zentralen Fragen, die sie an die Kunst stellt. Anschließend wird das besondere Verhältnis von Paik zu Fluxus näher betrachtet.
Das zweite Kapitel geht auf die Fluxusbewegung im Detail ein. Es wird deren Entstehung, die wichtigsten Vertreter und die zentralen Ideen sowie die vielfältigen Darstellungsformen beschrieben.
Kapitel drei stellt Nam June Paik vor und beleuchtet seine Biographie, seine künstlerischen Werke und seinen Einfluss auf die Fluxusbewegung.
Im vierten Kapitel wird die Beziehung zwischen Paik und Fluxus weiter untersucht. Hierbei werden insbesondere Paiks Rolle als Co-Organisator und Mittelsmann von George Maciunas, die gemeinsamen Konzerte und Performances sowie die Zusammenarbeit mit Charlotte Moorman beleuchtet.
Das fünfte Kapitel, der Schluss, wird nicht berücksichtigt, um die Spannung zu erhalten.
Schlüsselwörter
Fluxus, Avantgarde, Kunst, Künstler, Kunstwerk, Nam June Paik, Medienkunst, Video, Fernsehen, Happenings, Performances, George Maciunas, Joseph Beuys, Charlotte Moorman, internationale Bewegung, Stilpluralismus
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- Sebastian Halle (Author), 2011, Fluxus und Paik - Paik und Fluxus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176889