Der Beginn der Industrialisierung ging mit einer Neugestaltung der sozialen Ordnung
einher. Vor allem in Europa, wo sich nach der französischen Revolution das
Bewusstsein der Menschen veränderte.
Die damit verbundene Entwicklung im deutschen Kaiserreich wird Gegenstand dieser
Arbeit sein.
Zuvor wird der Begriff Industrialisierung erklärt und die damit zusammenhängenden
Phasen erarbeitet.
Ferner wird auf die Eigentumsverhältnisse eingegangen, sowie die derzeitige
Zuordnung der sozialen Schichten, bzw. Klassen.
Letztlich werden im Ansatz die Entstehung der Sozialversicherung und die
Bedeutung der Frauen- und Kinderarbeit behandelt. Um den Wandel der Produktion und Arbeit im 19. Jahrhundert zu beschreiben, ist es
notwendig, zuvor die rasante Entwicklung jener Zeit zu erklären.
Die Begrifflichkeiten der in diesem Kontext erwähnten Industrialisierung und der
Industriellen Revolution sind nicht eindeutig definiert, denn der Begriff Industrie leitet
sich von den Begriffen „Fleiß und Betriebsamkeit“1 ab und dieses gab es schon vor
der beschriebenen Epoche.
Um den Begriff der Industrialisierung (oft simultan mit dem Begriff Industrielle
Revolution benutzt) einzugrenzen, kann man sie als einen „volkswirtschaftlichen
Prozess bezeichnen, der durch eine signifikante Zunahme der gewerblichen
Gütererzeugung auf Kosten des Agrarbereiches gekennzeichnet ist. Diese erfolgt mit
wachsendem Maschineneinsatz in großgewerblicher, arbeitsteiliger
Massenproduktion“2.
Somit kann man sagen, dass die Industrialisierung so zu verstehen ist, dass sich in
jener Zeit ein Prozess entwickelte, wo die mechanisch hergestellten Güter die
agrarwirtschaftliche Produktion „dem Werte und der Zahl der Beschäftigten nach,
überholte“3. [...]
1 Vgl. Duden: Das Fremdwörterbuch; Band 5; 6. überarbeitete Auflage; Mannheim, Wien Leipzig,
Zürich
2 Vgl. Gabler: Kompakt-Lexikon Volkswirtschaftslehre, 1. Auflage, Wiesbaden; S. 165
3 Vgl. Ritter, A. Gerhard; Tenfelde, Klaus: Arbeiter im Deutschem Kaiserreich, 1992, Bonn, S. 9
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Industrialisierung
2.1. Erste Industrialisierungsphase
2. 2. Zweite Industrialisierungsphase
3. Eigentumsverteilung
3. 1. Boden
3. 2. Kapital
3. 3. Arbeit
4. Soziale Klassen und Schichten
4. 1. Mittelschicht
5 . Sozialversicherung
6. Kinder und Frauen
6. 1. Kinderarbeit
6. 2. Frauenarbeit
7. Schluss
Literaturverzeichnis
1. Einführung
Der Beginn der Industrialisierung ging mit einer Neugestaltung der sozialen Ordnung einher. Vor allem in Europa, wo sich nach der französischen Revolution das Bewusstsein der Menschen veränderte.
Die damit verbundene Entwicklung im deutschen Kaiserreich wird Gegenstand dieser Arbeit sein.
Zuvor wird der Begriff Industrialisierung erklärt und die damit zusammenhängenden Phasen erarbeitet.
Ferner wird auf die Eigentumsverhältnisse eingegangen, sowie die derzeitige Zuordnung der sozialen Schichten, bzw. Klassen.
Letztlich werden im Ansatz die Entstehung der Sozialversicherung und die Bedeutung der Frauen- und Kinderarbeit behandelt.
2. Industrialisierung
Um den Wandel der Produktion und Arbeit im 19. Jahrhundert zu beschreiben, ist es notwendig, zuvor die rasante Entwicklung jener Zeit zu erklären.
Die Begrifflichkeiten der in diesem Kontext erwähnten Industrialisierung und der Industriellen Revolution sind nicht eindeutig definiert, denn der Begriff Industrie leitet sich von den Begriffen „Fleiß und Betriebsamkeit“[1] ab und dieses gab es schon vor der beschriebenen Epoche.
Um den Begriff der Industrialisierung (oft simultan mit dem Begriff Industrielle Revolution benutzt) einzugrenzen, kann man sie als einen „volkswirtschaftlichen Prozess bezeichnen, der durch eine signifikante Zunahme der gewerblichen Gütererzeugung auf Kosten des Agrarbereiches gekennzeichnet ist. Diese erfolgt mit wachsendem Maschineneinsatz in großgewerblicher, arbeitsteiliger Massenproduktion“[2].
Somit kann man sagen, dass die Industrialisierung so zu verstehen ist, dass sich in jener Zeit ein Prozess entwickelte, wo die mechanisch hergestellten Güter die agrarwirtschaftliche Produktion „dem Werte und der Zahl der Beschäftigten nach, überholte“[3].
Um diese Entwicklung im Deutschen Kaiserreich zu verstehen, bedarf es einen Exkurs in das 18. Jahrhundert.
Um die Zeit der französischen Revolution manifestierte sich auch in Deutschland ein neues Bewusstsein bei den Menschen.
Eine Epoche der Aufklärung begann, wo sich unter den Kaufleuten, Verlegern, Manufakturristen, freien Lohnarbeitern etc. Arbeitsformen entwickelten, die sich außerhalb des damalig geprägten Zunftwesens herausbildeten[4].
Sie erzeugten ein neues Bürgertum, mit liberalen Vorstellungen.
Wissen und Informationen sollten für die Gestaltung des Arbeitsalltages verfügbar gemacht werden. Folglich entwickelte sich ein Informationssystem in Form von Zeitungen und Zeitschriften (z. B. erschien 1792 in Hamburg erstmals die Zeitschrift „Patriotische Gesellschaft zur Beförderung der vaterländischen Industrie“, in der grundsätzliche Maßnahmen zur Gewerbeförderung beraten wurden)[5]. Ferner wurden Vereine gegründet, die beispielsweise Gewerbeausstellungen organisierten, auf denen unter anderem Erfindungen publiziert wurden.
Sie sprachen und schrieben hochdeutsch, hoben sich demnach von der restlichen, dialektgeprägten Bevölkerung ab.
Dieses neuentstandene Bürgertum strebte also Freiheit und das individuelle Glück an und die Definition „Aufklärung“ setzte sich als Forschungsbegriff durch.
So wurde, zum Beispiel, sich über die Gestaltung einer besseren Kindererziehung Gedanken gemacht. Simultan wurde auf den Gebiet der Heilung von physischen und psychischen Leiden geforscht. Auch wurde über das Ziel nachgedacht, durch das eigene Handeln die Lebensumstände und Arbeitsformen so zu verbessern, „um mehr individuelles Glück zu erreichen und die Harmonie eines glücklichen gesellschaftlichen Zusammenlebens unter besseren Umständen erfahren zu können“[6].
Diese Vorstellungen der unbegrenzten freiheitlichen Fortschritte erwiesen sich als unwirklich, aber dennoch hatte dieser „Aufbruch“ eine motivierende Wirkung und galt als Ausbruch aus den Schranken der feudalen Gesellschaft. Ferner war dieses Gedankengut die Grundlage der sich im nächsten Jahrhundert entwickelnden Industrialisierung.
Aber auch eine bahnbrechende Erfindung aus England ebnete den Weg in die Massenproduktion. 1769 entwickelte und baute James Watt erstmals eine praktisch brauchbare Dampfmaschine.
Der Historiker und Kunstwissenschaftler Wolfgang Ruppert teilt die Industrialisierung in drei Phasen ein, wobei in dieser Arbeit nur die ersten zwei von Bedeutung sind[7]:
2.1. Erste Industrialisierungsphase
Beginnend in dem damaligen Deutschland, datiert er diese Phase zwischen 1835 und 1850.
Die Dampfmaschine wurde in Deutschland anfänglich nur wenig beachtet (der Grund hierfür war, dass die Anschaffung und Unterhaltung einer solchen Maschine zu jener Zeit zu teuer war und sie sich für die Produktionszwecke der damalig noch kleinen Betriebe und Fabriken nicht rentierte), während sie schon in England die Industrie rasant prägte und in ihrer Funktion weiterentwickelt wurde.
So wurde sie in den englischen Bergbau erstmalig als Transportmittel auf Schienen eingesetzt, der Vorgänger der Eisenbahn.
Und damit begann sich auch in Deutschland das Interesse für diese Technik zu regen. 1835 wurde zwischen Nürnberg und Fürth, finanziert und entwickelt durch eine Aktiengesellschaft, eine 9 Kilometer lange Eisenbahnstrecke installiert und mit überraschend hohen Gewinnerträgen betrieben. Innerhalb kürzester Zeit wurden weitere Teilstrecken gebaut. Der Massentransport von Passagieren und Güter, hatte begonnen.
Auch das Bürgertum, nun angetrieben durch innovative Techniken, entwickelte sich weiter. Sie wollten ihr liberales Gedankengut nun auch politisch ausbauen und strebten die Demokratie an. Das deutsche Volk sollte von einem frei gewählten Parlament regiert werden. Diese Ansätze des Liberalismus endeten in der Revolution von 1848/49. Diese Revolution hatte eine duale Bedeutung:
Auf der einen Seite die politisch angestrebte Demokratisierung, die letztlich scheiterte; auf der anderen Seite den ökonomischen Liberalismus, der zeitweise erfolgreich werden sollte[8].
[...]
[1] Vgl. Duden: Das Fremdwörterbuch; Band 5; 6. überarbeitete Auflage; Mannheim, Wien Leipzig, Zürich
[2] Vgl. Gabler: Kompakt-Lexikon Volkswirtschaftslehre, 1. Auflage, Wiesbaden; S. 165
[3] Vgl. Ritter, A. Gerhard; Tenfelde, Klaus: Arbeiter im Deutschem Kaiserreich, 1992, Bonn, S. 9
[4] Vgl. Ruppert, Wolfgang: Die Fabrik – Geschichte von Arbeit und Industrialisierung in Deutschland; 1993, München, S 24ff
[5] ebenda S. 24
[6] ebenda S. 25
[7] Vgl. Ruppert, Wolfgang: Die Fabrik – Geschichte von Arbeit und Industrialisierung in Deutschland; 1993, München, S. 27ff
[8] Vgl. Lenger, Friedrich: Industrielle Revolution und Nationalstaatsgründung, aus dem Handbuch der Deutschen Geschichte, 10. Auflage, Band 15; 2003; Stuttgart
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