Die Schwierigkeit der historischen Forschung, sowie gegenwärtiger Forschungsstand wird dem Leser skizziert und modellhaft die bisherige Lagermentalität der Intentionalisten und Funktionalisten erörtert und so elementare Grundlagen zum Verständnis vermittelt. In der Summe wurden, so das Fazit des Autors, bisherige klare Hypothesen stark reduziert, damit relativiert und transformiert, was eine Abgrenzung der Meinungen kaum noch möglich machte mit dem Ergebnis das man sich mit weiterführender Detailarbeit beschäftigte und eine holistische Betrachtung ausblendete.
In der weiterführenden Argumentation, der vorliegenden Arbeit, wird mit einer Auswahl der grundlegenden Quellen, sowie der einschlägigen Forschungsliteratur eine Reihe von Politikfeldern paraphiert. Hier zeigt sich, wie sich intentionalistische und strukturalistische Ansatze ergänzen, wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung, und dabei die Entwicklung bis hin zu den jeweiligen Konsequenzen der politikfeldabhängigen Interaktion, die in ihrem Entscheidungsprozess von Pragmatikern, Praktikern und letztlich Politikern in ihren Rollen bestimmt war.
Im Ergebnis zeigt der Autor, dass für die Semantik der intentionalistische Ansatz für die Abschätzung der „Qualität“ der Teilentscheidungen eine Beurteilung ermöglicht, da sich „Normen und Werte“, somit die „Anfangsenergie“, die sich bis zur Kriegswende entwickelte, damit messen lassen, aber auch der funktionalistisch-strukturelle Ansatz über-zeugt, da er Entscheidungsprozesse in Ansätzen durchleuchten kann.
Viele kleine Manöver führten um 1941/42 bis zum 17.Juni 1942, zu der „generellen Lösung“ der industriellen Vernichtung. Zwischenziele wurden zu Endzielen, die strukturelle Probleme schafften. Eine „Logik des Misslingens“ aufgrund ungenügend kalkulierter Fern- und Nebenwirkung, war maßgeblich bestimmt durch die Zeitgestalt in der dieses Problem auftrat, nämlich der 2.Weltkrieg und seine Entwicklungen. Der Verlust der Kontrolle und damit die endgültige Formierung der „Endlösung“, durch die Überlastung des NS-Systems, war systemimmanenter Selbstzweck und bedurfte nicht der alleinigen Zustimmung Hitlers, jedoch war für die grundlegende Umsetzung der Moment des Gedankens und damit die Theorie in den geistigen Köpfen wesentlich.
Inhaltsverzeichnis
- Nationalsozialistische Judenpolitik von 1933 bis 1945 eine Frage von Intention oder Funktion ? – Schwierigkeiten der historischen Forschung.
- Bisherige Erfolge und Etappen in der Geschichtswissenschaft – eine Auflösung der Lagermentalität ?
- Welche Bestandteile führten zur Genesis der „Endlösung“? - Eine exemplarische Momentaufnahme des Modells vom Intentionalist E. Jäckel und den Modellen der Funktionalisten (Strukturalisten).
- Eine weiterführende Analyse der Lager anhand folgender Phasen in der NS-Judenpolitik:
- Auswanderungspolitik NS-Deutschlands.
- Der Feldzug in Polen und die Umsiedlungspolitik.
- „Territoriale“ Lösung: Madagaskarplan und Konzentration.
- Der „,Rassen- und Vernichtungskrieg“ in Russland.
- ,,Territoriale\" Lösung: Ostwärts als Alternative zur Konzentration.
- Ernährungskrise und Kriegswende.
- Einzelne gewichtige Bestimmungsfaktoren
- Die Personen Hitler, Himmler, Heydrich, Goebbels und Göring.
- Die,,autoritäre Anarchie“.
- Das deutsche Volk.
- Die,,beherrschten\" Fremdvölker.
- Wann, wo und warum die „Endlösung“ beginnen musste – Ein Fazit jenseits von Akkumulation und Initiative. Mehr als unlösbares, historisches Problem von Intentionalisten und Funktionalisten.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit der NS-Judenpolitik von 1933 bis 1945 und analysiert die Frage, ob die „Endlösung“ als Resultat einer bewussten Intention oder als eine Folge von funktionalen Entwicklungen zu betrachten ist. Die Arbeit beleuchtet dabei die Schwierigkeiten der historischen Forschung, die sich mit diesem komplexen Thema auseinandersetzen muss.
- Die Schwierigkeiten der historischen Forschung bei der Analyse der NS-Judenpolitik.
- Die Entwicklung des Diskurses um Intention und Funktion in der Geschichtswissenschaft.
- Die Analyse der verschiedenen Phasen der NS-Judenpolitik im Hinblick auf Intention und Funktion.
- Die Rolle von zentralen Persönlichkeiten wie Hitler, Himmler und Heydrich.
- Die Bedeutung von Faktoren wie der „autoritären Anarchie“ und der Rolle des deutschen Volkes.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit den Schwierigkeiten der historischen Forschung in Bezug auf die NS-Judenpolitik und stellt die Problematik der Lagermentalität in der Geschichtswissenschaft dar. Es werden die Begriffe Intention und Funktion in ihrem Kontext innerhalb der historischen Debatte erklärt und die Herausforderungen bei der Quellenanalyse aufgezeigt.
Das zweite Kapitel behandelt die Entwicklung des Diskurses um Intention und Funktion in der Geschichtswissenschaft und beleuchtet verschiedene Theorien und Modelle, die versuchen, die „Endlösung“ zu erklären. Es werden die Modelle von Jäckel als Intentionalist und die Modelle der Funktionalisten (Strukturalisten) verglichen und deren jeweilige Stärken und Schwächen analysiert.
Das dritte Kapitel untersucht die verschiedenen Phasen der NS-Judenpolitik im Hinblick auf Intention und Funktion. Es werden die Auswanderungspolitik, der Feldzug in Polen, die „territoriale“ Lösung, der „Rassen- und Vernichtungskrieg“ und die Ernährungskrise und Kriegswende beleuchtet und deren Bedeutung für die Entwicklung der „Endlösung“ analysiert.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit einzelnen gewichtigen Bestimmungsfaktoren, die die NS-Judenpolitik beeinflussten. Es werden die Personen Hitler, Himmler, Heydrich, Goebbels und Göring untersucht, sowie die „autoritäre Anarchie“ und die Rolle des deutschen Volkes analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie der NS-Judenpolitik, der „Endlösung“, dem Holocaust, Intention und Funktion, historischer Forschung, Geschichtswissenschaft, Quellenanalyse, Lagermentalität, Funktionalismus, Intentionalismus, Theorien der NS-Judenpolitik, Phasen der NS-Judenpolitik, zentrale Personen, „autoritäre Anarchie“ und das deutsche Volk.
- Quote paper
- Daniel Wilms (Author), 2002, Judenmord – Intention oder Funktion?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17631