Weiße Haube, dunkle Schürze, freundlich lächelnd, den Staubwedel in der Hand – jeder verbindet ein bestimmtes Bild mit den Dienstmädchen im 18. und 19. Jahrhundert. Doch wie weit stimmen die Klischees mit der Realität überein: Hatten Dienstmädchen der „gnädigen Dame“ lediglich den Nachmittags-Tee zu servieren, sortierten sie den ganzen Tag nur das Silberbesteck oder naschten sie heimlich in der Küche und tratschten mit den anderen Bediensteten des Hauses? Wissenschaftlich fundierte Schilderungen kann man in zeitgenössischer Literatur des 19. Jahrhunderts nicht erwarten. In dieser Zeit fragte keiner der Autoren nach dem Befinden der Dienstmädchen, nach ihren Bedürfnissen und Wünschen und vor allem nach dem, was hinter der Fassade steckte: Ob und warum Arbeitgeber und Bedienstete Meinungsverschiedenheiten hatten, wann das Dienstmädchen Feierabend hatte, wie es entlohnt wurde und welche Aufgaben es neben dem Servieren erledigte; davon liest man in „Effi Briest“ und „Jenny Treibel“ selten oder nie – ein Grund mehr, darüber zu schreiben. Hervorheben möchte ich dabei vor allem das Verhältnis zwischen Dienstmädchen und Hausfrau als gleichgeschlechtliches Mitglied des Haushalts, und die von ihr aufgetragenen Arbeiten und geforderten Arbeitszeiten. Hier findet sich die Basis für die Konflikte und Probleme, die die intime Atmosphäre des Hauses damals nie hätten verlassen dürfen - gerade darum möchte ich diese Unstimmigkeiten untersuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vom Land in die Stadt
- Erwartungen und Hoffnungen - Ein Aufbruch
- Arbeitgeber und sozialer Status
- Arbeitszeit und Entlohnung
- Die Problematik - Mangelnde Autonomie und Anerkennung
- Gegenspielerin oder Vertraute - Die Hausherrin
- Ständige Kontrolle
- Auslöser der Konflikte - Ein Erklärungsversuch
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit widmet sich dem Arbeits- und Alltagsleben von Dienstmädchen im bürgerlichen Haushalt des 19. Jahrhunderts und untersucht die Spannungsfelder zwischen den Erwartungen der Arbeitgeber und den Erfahrungen der Bediensteten. Sie beleuchtet die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, die die Arbeitswelt der Dienstmädchen prägten, sowie die Konflikte, die aus den unterschiedlichen Lebenswelten und Erwartungen resultierten.
- Die sozialen und ökonomischen Hintergründe der Migration von Dienstmädchen vom Land in die Stadt.
- Die Arbeitsbedingungen, Entlohnung und die Erwartungen an die Dienstmädchen im bürgerlichen Haushalt.
- Die Konflikte zwischen den Dienstmädchen und ihren Arbeitgeberinnen, insbesondere im Hinblick auf Autonomie und Anerkennung.
- Die Bedeutung der Dienstmädchenrolle für die gesellschaftliche Stellung und die Selbstwahrnehmung der Frauen im 19. Jahrhundert.
- Die Rekonstruktion der Lebenswelt der Dienstmädchen anhand historischer Quellen und zeitgenössischer Literatur.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und beleuchtet die Bedeutung des Dienstmädchenberufes im 19. Jahrhundert. Sie diskutiert die Defizite in der wissenschaftlichen Erforschung der Lebenswelt der Dienstmädchen und betont die Notwendigkeit, über die Klischees hinauszugehen, um die Arbeitsbedingungen und Konflikte aus der Perspektive der Bediensteten zu betrachten.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Migration von Dienstmädchen vom Land in die Stadt. Es beleuchtet die Erwartungen und Hoffnungen, die die jungen Frauen mit dem Arbeitsplatzwechsel verbanden, und analysiert die wirtschaftlichen und sozialen Hintergründe dieser Entwicklung. Besonderes Augenmerk liegt auf den Arbeitsbedingungen, der Entlohnung und den Anforderungen, die an die Dienstmädchen gestellt wurden.
Das dritte Kapitel untersucht die Konflikte, die zwischen den Dienstmädchen und ihren Arbeitgeberinnen entstanden. Es analysiert die Rolle der Hausherrin als Kontrollinstanz und untersucht die Ursachen für die Spannungen im Arbeitsverhältnis. Die Kapitel beleuchtet auch die Bedeutung der Autonomie und Anerkennung für die Dienstmädchen und die Folgen des mangelnden Respekts.
Schlüsselwörter
Dienstmädchen, Bürgerlicher Haushalt, 19. Jahrhundert, Autonomie, Anerkennung, Arbeitsbedingungen, Entlohnung, Sozialer Status, Konflikte, Lebenswelt, Historische Quellen, Zeitgenössische Literatur, Geschlechterverhältnisse.
- Quote paper
- Kristine Greßhöner (Author), 2003, Arbeits- und konfliktreicher Alltag von Dienstmädchen im bürgerlichen Haushalt des 19. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17624