Inwiefern können wir noch von Verantwortung reden, wenn alle Beteiligten aufgrund ihrer Vergangenheit, getroffener Entscheidungen und neuronaler Prozesse zu ihrem Verhalten determiniert waren. Wenn sie nicht frei (keinen freien Willen hatten) waren, sich anders zu verhalten, dürfen wir sie dann loben oder verurteilen? Diesen Fragen wollen wir uns in dieser Hausarbeit stellen. Eine konkrete Fragestellung wird am Ende des nächsten Kapitels folgen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Was ist Determinismus?
Ein Problem mit der Definition
Ein Problem mit unseren Neuronen
Fazit
Literaturverzeichnis
Determinismus und moralische Verantwortung
Einleitung
Stellen wir uns vor, ein Autofahrer ist einen Moment lang unaufmerksam, vergisst vor einer scharfen Kurve ausreichend zu bremsen und schneidet die Kurve, um nicht von der Fahrbahn abzukommen. Ein entgegen kommendes Motorrad hat nicht mehr ausreichend Platz und muss auf die Grasnarbe ausweichen. Dort überschlägt es sich. Sein Fahrer trifft an einem Baum auf. Stellen wir uns weiterhin vor, der Autofahrer hat zunächst den Impuls zu fliehen. Weit und breit ist niemand zu sehen. Und da alles so schnell ging, ist nicht zu erwarten, dass der Verunglückte sich an Nummernschild oder sonstige verräterische Details erinnern können wird. Aber der Autofahrer flieht nicht. Er fährt ein Stück zurück, steigt aus und leistet erste Hilfe. Da der Motorradfahrer nicht mehr atmet, hat er keine Zeit Hilfe zu holen und sein Mobiltelefon hat er nicht mit. Einige Minuten später kommen zwei Autos hintereinander an der Unfallstelle vorbei. Beide sehen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Und beide halten nicht an. Der erste der beiden Autofahrer fährt nach einem überstundenreichen Arbeitstag nach Hause und ist sehr müde. Er denkt sich, dass der hinter ihm Fahrende doch sicher eher in der Lage und Verfassung ist zu helfen. Der zweite Fahrer ist auf dem Weg zu einer wichtigen Vereinssitzung und etwas spät dran. Er beeilt sich doch noch rechtzeitig anzukommen und nimmt sich aus der Verantwortung, indem er sich einredet, der vor ihm Fahrende hätte bestimmt angehalten, wenn Hilfe nötig wäre.
Wie gehen wir mit einer solchen Situation um? Inwiefern können wir das Verhalten der Fahrer bewerten? Ganz intuitiv wissen wir, dass alle drei die moralische Verantwortung hatten zu helfen – und nur der erste ist ihr nachgekommen. Aber konnte er wirklich etwas dafür? Was ist, wenn er aufgrund von psychischen oder neuronalen Prozessen im Gehirn zu seinem Verhalten gezwungen wurde? Und wenn auch die anderen keine „andere Wahl“ hatten als vorbeizufahren? Inwiefern können wir noch von Verantwortung reden, wenn alle Beteiligten aufgrund ihrer Vergangenheit, getroffener Entscheidungen und neuronaler Prozesse zu ihrem Verhalten determiniert waren. Wenn sie nicht frei (keinen freien Willen hatten) waren, sich anders zu verhalten, dürfen wir sie dann loben oder verurteilen? Diesen Fragen wollen wir uns in dieser Hausarbeit stellen. Eine konkrete Fragestellung wird am Ende des nächsten Kapitels folgen.
Was ist Determinismus?
Vorhin sind schon häufig Begriffe und Phrasen wie „keine andere Wahl haben“, „zu ihrem Verhalten gezwungen“ oder sogar „determiniert“ vorgekommen? Was verbirgt sich hinter ihnen?
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- Quote paper
- Jan Hoppe (Author), 2010, Determinismus und moralische Verantwortung - Schließen sie sich aus?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176234
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