Im Fokus meiner Arbeit steht die Frau im Krieg, wobei ich hierbei insbesondere die Änderung der Geschlechterkonzeptionen, welche mit dem Ersten Weltkrieg verbunden sind, und das Motiv der Industriearbeiterin näher betrachten möchte. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts versuchten zahlreiche Wissenschaftler und Mediziner männlichen Geschlechts mit „empirischen Beweisen“ zu belegen, dass die Frau dem Naturgesetz folgen muss, welches im pflegenden Prinzip und somit in der Erziehung der Kinder liegt.
Würde dieses Prinzip vernachlässigt, so sei von einer Verkümmerung der „Mutterorgane“ auszugehen. (Paul Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes). Um die Jahrhundertwende gab es zwar schon heftige Kritik an diesem Frauenbild, unter anderem von Rosa Mayreder (1858-1938), die 1893 gemeinsam mit anderen Frauen den Allgemeinen Österreichischen Frauenverein (AÖFV) gründete und 1905 ihre Essaysammlung Kritik der Weiblichkeit publizierte, aber erst der Erste Weltkrieg gab dem Frauenbild ein neues Gesicht.
In der vorliegenden Arbeit rückt die Frage in den Vordergrund, inwiefern der Erste Weltkrieg als Vater der Emanzipation gesehen werden kann. Dieser gesellschaftlich sehr brisanten Frage versuche ich mit Hilfe von Quellen und Literatur nachzugehen.
Im Speziellen soll aus der Arbeit hervorgehen, wie sich die Rolle der Frau mit der Zäsur des Ersten Weltkrieges ändert, welche Lebensbereiche diese Änderung betrifft und welches Bild diese Geschlechter(um)ordnung während des Krieges mit sich bringt. Außerdem möchte ich mich einführend dem Begriff der Geschlechterrolle sowie einen kleinen Teil der Arbeit den Geschlechterkonstruktionen des 19. Jahrhunderts widmen, um der Arbeit einen Rahmen zu verleihen und um nachvollziehen zu können, dass die heutige Situation der Frauen im europäischen Raum nicht immer jene war, wobei man sich von der Illusion befreien muss, dass der lange Weg zur Gleichberechtigung von Mann und Frau schon zu Ende gegangen ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Bild des Weiblichen - Geschlechterkonstruktionen
- Zum Begriff der Geschlechterrolle
- Die Geschlechterrollen im 19. Jahrhundert
- Die Kriegsbedingte Veränderung der Gesellschaft im 20. Jahrhundert
- Die Ökonomisch Kritische Situation zu Kriegsbeginn und die Damit Einhergehende Veränderung der Geschlechterrollen
- Verschlechterung der Lebensbedingungen
- Die Umstellung auf die Kriegswirtschaft
- Die Industrie als Gewinnerin der Kriegswirtschaft
- Die Ökonomisch Kritische Situation zu Kriegsbeginn und die Damit Einhergehende Veränderung der Geschlechterrollen
- Männer an der Front - Frauen in der Heimat im Krieg
- Die Weibliche Erwerbstätigkeit im Wandel
- Die Anerkennung und Verkennung von Frauenarbeit im Krieg
- Das Interesse an weiblichen Arbeitskräften und die schlechten Arbeitsbedingungen
- Frauen an der Heimatfront
- Liebesgaben von der Heimatfront
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Veränderung des Frauenbildes im Ersten Weltkrieg und untersucht, inwiefern der Krieg als „Vater der Emanzipation“ gesehen werden kann. Sie analysiert die durch den Krieg bedingten Veränderungen der Geschlechterrollen und die ökonomischen Auswirkungen auf Frauen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Analyse der Frauenarbeit in der Kriegswirtschaft und der damit einhergehenden Herausforderungen.
- Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Geschlechterkonstruktionen
- Die Rolle der Frau in der Kriegswirtschaft
- Die Veränderung der Geschlechterrollen durch die Mobilisierung von Frauen
- Die gesellschaftliche Anerkennung und Verkennung von Frauenarbeit
- Die Auswirkungen der Frauenarbeit auf das traditionelle Familienbild
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die zentrale Fragestellung nach der Rolle des Ersten Weltkrieges als „Vater der Emanzipation“ vor. Das zweite Kapitel behandelt das Bild des Weiblichen und die Geschlechterkonstruktionen vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umbrüche des 19. Jahrhunderts. Es wird der Begriff der Geschlechterrolle definiert und die traditionellen Geschlechterrollen des 19. Jahrhunderts beleuchtet.
Das dritte Kapitel widmet sich der kriegsbedingten Veränderung der Gesellschaft im 20. Jahrhundert. Es analysiert die ökonomischen Auswirkungen des Kriegs auf die Lebensbedingungen der Menschen und die damit einhergehende Veränderung der Geschlechterrollen.
Im vierten Kapitel wird die Rolle der Frauen in der Kriegswirtschaft und an der Heimatfront beleuchtet. Es wird untersucht, wie die Mobilisierung von Frauen die Arbeitswelt veränderte und wie ihre Arbeit anerkannt oder verkannt wurde.
Schlüsselwörter
Erster Weltkrieg, Geschlechterrollen, Frauenarbeit, Kriegswirtschaft, Emanzipation, Geschlechterkonstruktionen, Mobilisierung, Heimfront, Kriegsbedingungen, ökonomische Auswirkungen, gesellschaftliche Veränderungen, Arbeitsbedingungen, Anerkennung, Verkennung.
- Quote paper
- Claudia Mosburger (Author), 2011, Frauen im Krieg. Der Erste Weltkrieg als "Vater der Emanzipation"?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176169