Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mit ihrer Geldpolitik das vorrangige Ziel der Preisniveaustabilität an. Um dieses Ziel zu erreichen verfolgt die EZB ein geldpolitisches Konzept, das als Zwei-Säulen-Strategie bezeichnet wird. Im Mittelpunkt der Strategie stehen eine quantitative Definition von Preisniveaustabilität sowie die beiden Säulen der geldpolitischen Strategie: die wirtschaftliche und die monetäre Analyse.
Die wirtschaftliche Analyse bewertet die kurz- bis mittelfristigen Risiken für die Preisniveaustabilität, während die monetäre Analyse die mittel- bis langfristigen Gefahren für die Preisniveaustabilität beurteilt. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse werden anschließend miteinander verglichen bzw. gegen geprüft, um eine umfassende Gesamtbeurteilung der Gefahren für die Preisniveaustabilität zu ermöglichen. Auf der Grundlage dieser Gesamtbeurteilung legt der EZB-Rat dann die weitere geldpolitische Vorgehensweise fest.
Seit ihrer Einführung ist die Zwei-Säulen-Strategie ständiger Kritik ausgesetzt. Insbesondere die monetäre Analyse gerät dabei immer wieder in den Fokus der Diskussion. Der Grund hierfür liegt in der hervorgehobenen Rolle der Geldmenge in der monetären Analyse. Die monetäre Analyse basiert auf der mittel- bis langfristigen Beziehung zwischen der Geldmenge und dem Preisniveau. In diesem Zusammenhang beinhaltet sie u. a. einen Referenzwert für das Wachstum des Geldmengenaggregats M3. Weicht das tatsächliche Wachstum von M3 von diesem Referenzwert ab, so kann dies Risiken für die Preisniveaustabilität signalisieren.
Den Stein des Anstoßes stellen vor allem die vom Jahr 2001 bis 2003 auftretenden deutlichen Überschreitungen des Referenzwerts dar, die weder einen Einfluss auf die Inflationsrate zu haben schienen, noch eine erkennbare gegensteuernde Reaktion der EZB zur Folge hatten. In diesem Kontext zweifeln viele Kritiker die Sinnhaftigkeit der monetären Analyse an und fordern deren Abschaffung zu Gunsten einer Strategie der direkten Inflationssteuerung.
Vor dem Hintergrund dieser Kritik befasst sich die vorliegende Diplomarbeit mit der Frage, ob sich die monetäre Analyse in der Zwei-Säulen-Strategie der EZB ökonomisch begründen lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geldpolitische Strategien
- Die Geldmengensteuerung (Monetary Targeting)
- Theoretische Grundlagen der Geldmengensteuerung
- Das Konzept der Geldmengensteuerung
- Die direkte Inflationssteuerung (Inflation Targeting)
- Vergleich von Geldmengensteuerung und direkter Inflationssteuerung
- Die Geldmengensteuerung (Monetary Targeting)
- Die geldpolitische Strategie der EZB
- Die quantitative Definition von Preisniveaustabilität
- Die wirtschaftliche Analyse
- Die monetäre Analyse
- Der Referenzwert für das M3-Wachstum
- Messgrößen des Liquiditätsüberschusses und -defizits
- Analyse M3-Komponenten und Bilanzgegenposten
- Geldnachfragemodelle
- Zusammenführung
- Die Diskussion um die monetäre Analyse
- Die Überschreitungen des Referenzwerts
- Instabilitäten der Geldnachfrage
- Relativierung der Bedeutung der monetären Analyse
- Das Verschwinden der Geldmenge aus theoretischen Modellen
- Zusammenfassung
- Empirische Studien zur Bedeutung der Geldmenge
- Langfristiger Zusammenhang zwischen Geldmengenwachstum und Preisentwicklung
- Indikatoreigenschaften der Geldmenge
- Die Geldmenge als Indikator für die Preisniveauentwicklung
- Die Geldmenge als Indikator für die konjunkturelle Entwicklung
- Die Geldmengen- und Kreditentwicklung als Indikator für finanzielle Ungleichgewichte
- Empirische Studien auf der Grundlage von Geldnachfragemodellen
- Die Stabilität der Geldnachfrage bis 2001
- Hinweise auf Instabilitäten der Geldnachfrage ab 2001
- Die Erweiterung konventioneller Geldnachfragemodelle um Messgrößen der Unsicherheit
- Die Erweiterung konventioneller Geldnachfragemodelle um Immobilienmarktvariablen
- Stabile Geldnachfrage auf der Basis konventioneller Geldnachfragemodelle
- Abschließende Bemerkungen
- Zusammenfassung der empirischen Studien
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die monetäre Analyse im Kontext der Zwei-Säulen-Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB). Im Fokus stehen die theoretischen Grundlagen, die empirische Evidenz und die Relevanz der Geldmenge für die geldpolitische Entscheidungsfindung.
- Die Rolle der Geldmenge in der Geldpolitik
- Die Zwei-Säulen-Strategie der EZB
- Empirische Studien zur Stabilität der Geldnachfrage
- Die Bedeutung der Geldmenge für die Preisniveauentwicklung
- Die Relevanz der monetären Analyse für die geldpolitische Entscheidungsfindung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz der Thematik für die heutige Geldpolitik herausstellt. Anschließend werden die theoretischen Grundlagen verschiedener geldpolitischer Strategien, insbesondere die Geldmengensteuerung und die direkte Inflationssteuerung, dargestellt. Kapitel 3 beschreibt die Zwei-Säulen-Strategie der EZB mit einem Fokus auf die monetäre Analyse. Kapitel 4 beleuchtet die Diskussion um die Relevanz der monetären Analyse im Kontext der Überschreitungen des Referenzwerts für das M3-Wachstum und der Instabilitäten der Geldnachfrage. Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse empirischer Studien zur Bedeutung der Geldmenge für die Preisniveauentwicklung und die konjunkturelle Entwicklung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit folgenden zentralen Themen: Geldpolitik, EZB, Zwei-Säulen-Strategie, monetäre Analyse, Geldmengensteuerung, Inflationssteuerung, Geldnachfrage, empirische Studien, Preisniveauentwicklung, konjunkturelle Entwicklung.
- Quote paper
- Sascha Sarrazin (Author), 2010, Lässt sich die monetäre Analyse in der Zwei-Säulen-Strategie der EZB ökonomisch begründen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176047