Der Streit um Literatur in Form der Kritik setzte im deutschsprachigen Raum vor nunmehr über 200 Jahren ein. Es ist nicht zu erwarten, nicht einmal auf lange Sicht, dass jene, die
ihn austragen, sein Ende erleben werden. Wenn sich die Streitenden auf ihr Handwerk verstehen, werden sie daran aus vitalen Gründen gar kein Interesse haben. Grund zur Beunruhigung besteht, wie gesagt, nicht. Selbst die zunächst schockierende Erkenntnis, dass drastische Uneinigkeit über den Streitwert herrscht, hat der Kritik – gemessen daran, dass sie noch existiert - nicht wirklich schaden können.
Was Literatur ist, lässt sich nicht absolut und für alle Zeit bestimmen, stattdessen ist das, was unter Literatur verstanden wird, eine Projektion der historischen und gesellschaftlichen Fakten. „Die Theorie des Abfalls: über die Schaffung und Vernichtung
von Werten“ (1979, Übersetzung 1981) von Michael Thompson legt diesen Schluss nahe. Sie, die Theorie des Abfalls, thematisiert die Mechanismen, die für den radikalen Wertewandel von Gegenständen verantwortlich sind. Darüber hinaus ermöglicht es die Theorie, jeder noch so ausgeklügelten Kritiker-Regel den Boden unter den Füßen wegzuziehen und den Reglementierenden als jemanden zu outen, der lediglich glaubt, er wisse, was zu tun sei.
Jedes Verhältnis zur Literatur ist das Resultat sozialer Bearbeitung, wobei die Art und Weise der Bearbeitung von der jeweiligen Blindheit des Kritikers abhängig ist. Mit der tatkräftigen Unterstützung des Soziologen, Mathematikers und Philosophen Michael Thompson versucht die vorliegende Arbeit also zu beschreiben, warum eine wertende Kritik in jedem Fall problematisch ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Thompsons Kategoriensystem
3. Wie Texte rezipiert werden
4. Probleme literarischer Wertung
5. Die Abfall-Kategorie
6. Der Kontrollmechanismus
7. Die Transaktionstheorie
8. Allesistim Fluss
9. Die Realisierbarkeit von Weltanschauungen
10. Ästhetischer und ökonomischer Wert
11. Fazit
12. Literaturverzeichnis
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