Das Thema dieser Arbeit, Hochbegabung mit Verhaltensauffälligkeiten zu verknüpfen, mag für den einen Leser interessant und auch plausibel erscheinen, einem anderen jedoch absurd vorkommen. In der folgenden Arbeit soll dem Aspekt der Hochbegabung als ein möglicher Risikofaktor für Verhaltensauffälligkeiten Beachtung geschenkt werden, wobei nicht davon ausgegangen wird, dass zwingend ein monokausaler positiver Bedingungszusammenhang zwischen diesen beiden Phänomenen bestehen muss oder auf der anderen Seite eine Korrelation vorherrscht, die Hochbegabten eine generelle Überlegenheit in den meisten Persönlichkeits- und Verhaltensbereichen zuschreibt (emotional und allgemein stabiler). Vielmehr liegt das Anliegen der Arbeit darin, dem Leser vor Augen zu führen, dass gerade hochbegabte Kinder und Jugendliche durch ihre Andersartigkeit eher gefährdet sein können, Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln, wenn ihre Umwelt (Umfeld), besonders die Familie und die Schule, auf ihre Besonderheiten nicht adäquat reagiert.
Der Aufbau dieser Arbeit orientiert sich im Groben an den beiden Phänomenen der Hochbegabung und der Verhaltensauffälligkeit bei Kindern und Jugendlichen, welche in den ersten beiden Teilen dieser Arbeit separat behandelt werden. Der dritte Teil widmet sich dem bereits erwähnten Zusammenhang dieser beiden Phänomene mit dem Hauptaugenmerk auf ein mögliches Kausalgefüge unter Einbezug wissen-schaftlicher Befunde und Erklärungen, wobei die Ausführungen und Schlussfolgerungen keinesfalls Anspruch wissenschaftlicher Vollständigkeit und Absicherung unterliegen, sondern vielmehr als Versuch gelten, zu dem noch relativ jungen Forschungsgebiet der Hochbegabung einige Denkanstöße zu liefern. Ausführlichere oder differenziertere inhaltliche Gliederungen der einzelnen Thematiken finden sich immer vor den Ausführungen der jeweiligen Kapitel unter den Kapitelunterpunkten „zum einleitenden Verständnis“. Abrunden soll diese Arbeit ein Resümee, das einen letzten Blick auf die Hochbegabung als Risikofaktor für Verhaltensauffälligkeiten wirft und sich zusätzlich dem Aspekt des aktuellen Forschungsstandes widmet.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- TEILI - HOCHBEGABUNG
- ZUM EINLEITENDEN VERSTÄNDNIS
- DEFINITION UND ABGRENZUNG
- EX-POST-FACTO- DEFINITIONEN
- IQ-DEFINITIONEN
- PROZENTSATZDEFINITIONEN
- TALENTDEFINITIONEN
- KREATIVITÄTSDEFINITIONEN
- ZUSAMMENFASSUNG
- FORMEN DER HOCHBEGABUNG
- SPRACHLICHE BEGABUNG
- MUSIKALISCHE BEGABUNG
- MATHEMATISCHE BEGABUNG
- RÄUMLICH-VISUELLE BEGABUNG
- KÜNSTLERISCHE BEGABUNG
- KINÄSTHETISCHE BEGABUNG
- SOZIALE BEGABUNG
- ZUSAMMENFASSUNG
- MODELLE DER HOCHBEGABUNG
- VERFAHREN ZUR IDENTIFIKATION
- ZWEIFAKTORENMODELL
- MEHRFAKTORENMODELLE
- ZUSAMMENFASSUNG
- IDENTIFIZIERUNG HOCHBEGABTER
- Formelle Verfahren
- Intelligenztests
- Zensuren
- Schulleistungsprüfungen
- Arbeitsproben
- Informelle Verfahren
- Lehrervorschlag
- Elternvorschlag
- Selbstnominierung und Selbstauskunft
- Peervorschlag
- Checklisten und Ratingskalen
- Tabellarischer Vergleich möglicher Identifizierungsverfahren
- Identifizierung hochbegabter Underachiever
- HINWEISE UND MERKMALE AUF HOCHBEGABUNG
- ZUSAMMENFASSUNG
- TEIL II – VERHALTENSAUFFÄLLIGKEITEN
- ZUM EINLEITENDEN VERSTÄNDNIS
- DEFINITION UND ABGRENZUNG
- IM HINBLICK AUF HOCHBEGABUNG
- ZUSAMMENFASSUNG
- VERBREITUNG VON VERHALTENSAUFFÄLLIGKEITEN/PRÄVALENZ
- ZUSAMMENFASSUNG
- VERURSACHUNG UND ENTSTEHUNG VON VERHALTENSAUFFÄLLIGKEITEN
- BIOLOGISCHE FAKTOREN
- Genetische Faktoren
- Konstitutionelle Faktoren
- Somatische Faktoren
- PSYCHO-SOZIALE FAKTOREN
- Individuelle Faktoren
- Familiäre Faktoren
- Außerfamiliäre Erziehungsfaktoren
- SOZIOKULTURELLE FAKTOREN
- Sozialschichtzugehörigkeit
- Ökologie
- Migration
- AKTUELLE LEBENSUMSTÄNDE UND SITUATIVE BELASTUNGSFAKTOREN
- ZUSAMMENFASSUNG
- ERSCHEINUNGSFORMEN, SYMPTOME UND SPEZIELLE STÖRUNGSBILDER IN BEZUG AUF IHRE RELEVANZ FÜR HOCHBEGABUNG
- PROBLEME DES SOZIALVERHALTENS
- Auffälligkeiten des Sozialverhaltens
- Auffälligkeiten des Sozialverhaltens mit oppositionellem aufsässigen Verhalten
- Aggressives Verhalten
- PSYCHIATRISCH RELEVANTE STÖRUNGSBILDER
- Angst
- Depressivität
- Suizidalität
- LERNAUFFÄLLIGKEITEN
- PSYCHOPHYSISCHE/PSYCHOSOMATISCHE AUFFÄLLIGKEITEN
- ZUSAMMENFASSUNG
- DIAGNOSTIK BEI VERHALTENSAUFFÄLLIGKEITEN
- DER SONDERPÄDAGOGISCHER ANSATZ
- Diagnostische Fragestellungen
- Diagnostische Verfahren
- ZUSAMMENFASSUNG
- TEIL III - ZUM VERHÄLTNIS VON HOCHBEGABUNG UND VERHALTENSAUFFÄLLIGKEITEN
- ZUM EINLEITENDEN VERSTÄNDNIS
- AUSGANGSLAGE UND FORSCHUNGSSTAND: HARMONIETHESE VS. DISHARMONIETHESE
- DIE DISHARMONIETHESE
- DIE HARMONIETHESE
- ZUSAMMENFASSUNG
- HOCHBEGABUNG IM KONTEXT DER PERSÖNLICHKEIT UND EIGENSCHAFTEN MIT IHREN PROBLEMLAGEN/-KONSTELLATIONEN UND FOLGEN
- ÜBERBLICK ÜBER DIE SOZIALE UND EMOTIONALE ENTWICKLUNG HOCHBEGABTER
- Dyssynchronien
- SELBSTKONZEPT UND SELBSTWERT
- Störungen im Bereich des Selbstkonzepts
- Selbstkonzept hochbegabter Underachiever
- KOGNITIVE, SENSORISCHE UND EMOTIONALE VORGÄNGE
- Geistige Überaktivität
- Sozialverhalten und geistige Überaktivität
- Emotionale Hypersensibilität
- Sensorische Überempfindlichkeit
- DENKEN UND WERTVORSTELLUNGEN
- Autonomie, eigener Wille und Nonkonformismus
- Moralisches Denken
- ZUSAMMENFASSUNG
- HOCHBEGABUNG IM KONTEXT FAMILIE, SCHULE UND FREIZEIT MIT IHREN PROBLEMLAGEN/-KONSTELLATIONEN UND FOLGEN
- FAMILIE
- Sonderstellung
- Anregende Umwelt
- Elterliche Erziehungshaltung
- Zu viel elterlicher Druck
- SCHULE
- Schulische Leistungsproblematik
- Lern- und Arbeitsverhalten
- Hohe Anforderungen/Perfektionismus
- Selbsteinschätzung/Selbstkonzept
- FREIZEIT
- Einsamkeit
- Introversion
- Vertrauen in eigene soziale Fähigkeiten
- Etikettierung
- ZUSAMMENFASSUNG
- RESÜMEE
- Definitionen und Modelle von Hochbegabung
- Erscheinungsformen und Ursachen von Verhaltensauffälligkeiten
- Zusammenhang zwischen Hochbegabung und Verhaltensauffälligkeiten
- Risikofaktoren für Verhaltensauffälligkeiten bei hochbegabten Kindern und Jugendlichen
- Mögliche Interventionsstrategien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Hochbegabung und Verhaltensauffälligkeiten. Die Arbeit analysiert die Definitionen und Modelle von Hochbegabung sowie die Erscheinungsformen und Ursachen von Verhaltensauffälligkeiten.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer umfassenden Einführung in das Thema Hochbegabung. Hier werden verschiedene Definitionen und Modelle vorgestellt, die das Konzept der Hochbegabung beschreiben und verschiedene Formen von Begabung beleuchten. Anschließend wird die Identifizierung hochbegabter Kinder und Jugendlicher beleuchtet, wobei sowohl formelle als auch informelle Verfahren und ihre Stärken und Schwächen diskutiert werden.
Im zweiten Teil der Arbeit werden Verhaltensauffälligkeiten im Allgemeinen betrachtet. Die Arbeit beleuchtet die Definition, Verbreitung, Ursachen und verschiedene Erscheinungsformen von Verhaltensauffälligkeiten. Dabei werden sowohl biologische, psycho-soziale und soziokulturelle Faktoren beleuchtet, die eine Rolle bei der Entstehung von Verhaltensauffälligkeiten spielen.
Im dritten Teil der Arbeit wird der Zusammenhang zwischen Hochbegabung und Verhaltensauffälligkeiten genauer untersucht. Hier werden verschiedene Theorien zum Verhältnis von Hochbegabung und Verhaltensauffälligkeiten diskutiert, wie die Harmoniethese und die Disharmoniethese. Des Weiteren werden die spezifischen Probleme und Herausforderungen beleuchtet, die hochbegabte Kinder und Jugendliche im Kontext ihrer Persönlichkeit, ihrer Familie, ihrer Schule und ihrer Freizeit erleben können.
Schlüsselwörter
Hochbegabung, Verhaltensauffälligkeiten, Underachievement, Dyssynchronien, Selbstkonzept, soziale und emotionale Entwicklung, Familie, Schule, Freizeit, Interventionsstrategien.
- Quote paper
- Silja van Kranen (Author), 2008, Hochbegabt, anders, verhaltensauffällig?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175755