Max Horkheimer definiert den Begriff der traditionellen Theorie als Inbegriff von
Sätzen, die etwas über ein spezifisches Fachgebiet aussagen und so untereinander
verknüpft sind, dass bei Vorkommnis nur einiger dieser Sätze, die übrigen von ihnen
abgeleitet werden können (Deduktion). Wobei die Qualität einer Theorie oder der Grad
an Perfektion darin erkennbar ist, wie das Verhältnis der Anzahl der höchsten
Prinzipien zu den aus diesen deduzierten Konklusionen ist. Mit den Maßstäben der
realen Gültigkeit, der Koinzidenz der abgeleiteten Sätze und den tatsächlich erfahrbaren
Ereignissen, wird der Wahrheitsgehalt einer Theorie bewertet. Wird aber deren
Inkommensurabilität evident, führt dies notwendig zur Revidierung bzw. Modifizierung
des Aussagensystems (Prinzip der Falsifikation). Die Theorie hat also, in der
Einbeziehung möglicher Widersprüche zwischen Theorie und Empirie/Erfahrung, nur
einen hypothetischen Charakter. Das Ziel der Bildung einer Theorie ist, die
Verallgemeinerung von Tatsachen, so intendiert, dass der allgemeine Nutzeffekt
gesteigert wird. Der Versuch besteht in der Annäherung an das Ideal einer einzigen
Methode, so dass – wobei vorauszusetzen ist, dass die Regeln des Deduzierens, des
Zeichenmaterials, sowie das Verfahren des Vergleichs von abgeleiteten Sätzen mit der
Empirie/Erfahrung bekannt sind – die Trennung der Einzelwissenschaften aufgehoben
werden kann.
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