Vor genau 60 Jahren, im Juli 1943, wurde das Nationalkomitee „Freies Deutschland“ (NKFD)
gegründet. Bis heute ist sein Wirken umstritten. In der DDR wurde es als deutsch-sowjetische
Kampfgemeinschaft gefeiert, während in der Bundesrepublik seine Einordnung in den Kreis
der Widerstandsgruppen gegen Hitler und sein Nazi-Regime nicht so vorbehaltlos stattfindet.
Der Vorwurf, das Komitee sei nur eines von Stalins deutschlandpolitischen
Machtinstrumenten gewesen, steht neben blankem Unverständnis über den vermeintlichen
Landesverrat der Mitglieder. Zu untersuchen sein wird deswegen welche Ziele das
Nationalkomitee, bzw. welche Erwartungen die Sowjets hatten und inwieweit diese jeweils
erfüllt worden sind. Die Gründung des Komitees (und seiner Erweiterung, dem „Bund
Deutscher Offiziere“(BDO)), seine Aktionen, seine Mitglieder werden hierfür ebenso
beleuchtet, wie persönliche Eindrücke ehemaliger Mitglieder aus späterer Sicht. Kann das
Nationalkomitee „Freies Deutschland“ als „Widerstandsgruppe hinter Stacheldraht“
bezeichnet werden, oder handelte es sich nur um eine Gruppierung von Exilkommunisten, die
sich Mitläufertum und Opportunismus der Kriegsgefangenen zu Nutze machten? Sind die
Vorbehalte also berechtigt oder ist es gar nicht möglich das Nationalkomitee eindeutig zu
bewerten, da die Mitglieder verschiedene Absichten verfolgten?
Annähernde Antworten hierauf werden mit Hilfe reichlich vorhandener Literatur zu finden
versucht. Besonders hilfreich und hervorzuheben sind hierbei „Die deutschen
Kriegsgefangenen in der Sowjetunion und das Nationalkomitee „Freies Deutschland““ von
Karl-Heinz Frieser, sowie die Werke von Erich Weinert und Bodo Scheurig. Auf einige
Aspekte wie die politischen Auseinandersetzungen innerhalb der Lager, sowie die
Flügelkämpfe innerhalb des Komitees kann aufgrund des knapp bemessenen Umfangs dieser
Arbeit kaum, und auf die Organisation innerhalb sowjetischer Lager gar nicht eingegangen
werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Gründungsphase des NKFD und des BDO
- a) Vorbereitungen zur Gründung des NKFD
- b) Gründungsversammlung und Gründungsmanifest
- c) Mitglieder des Gremiums des NKFD
- d) Der ,,Bund Deutscher Offiziere"
- III. Stalins politische Absichten mit der Gründung des Nationalkomitees
- a) Warnung an die Westmächte
- b) Appell an den innerdeutschen Widerstand
- c) Das Nationalkomitee als Propagandainstrument
- d) Kaderbildung für die künftige deutsche Regierung
- IV. Aktionen und Gratifikationen
- a) Propagandaaktionen
- b) Ziel und Zielgruppen
- c) Widerstand in den Lagern
- d) Gratifikationen
- V. Irrtum und Schuld
- a) Nur noch Statisten
- b) Enttäuschung und „Erleuchtung“
- c) Bewertung aus zwei verschiedenen Systemen heraus
- VI. Widerstand oder sowjetisches Machtinstrument?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Gründung, Ziele und Aktivitäten des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ (NKFD) im Zweiten Weltkrieg. Der Fokus liegt auf der Analyse der sowjetischen Erwartungen an das Komitee und der Bewertung, inwieweit diese erfüllt wurden. Die Arbeit beleuchtet die Rolle des NKFD im Kontext der sowjetischen Propaganda und der innerdeutschen Widerstandsgruppen.
- Die Gründung des NKFD und seine Verbindung zu Stalins deutschlandpolitischen Zielen
- Die Rolle des NKFD als Propagandainstrument und seine Aktionen zur Mobilisierung deutscher Kriegsgefangener
- Die unterschiedlichen Perspektiven auf das NKFD in der DDR und der Bundesrepublik Deutschland
- Die Bewertung des NKFD als „Widerstandsgruppe hinter Stacheldraht“ oder als sowjetisches Machtinstrument
- Die verschiedenen Absichten und Motivationen der NKFD-Mitglieder
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ ein und beleuchtet die unterschiedlichen Interpretationen seiner Bedeutung in der DDR und der Bundesrepublik. Die Arbeit thematisiert die Ziele des Komitees und die Erwartungen der Sowjets an dessen Funktion. Kapitel II beschreibt die Gründungsphase des NKFD und des „Bund Deutscher Offiziere“ (BDO), wobei die Vorbereitungen, die Gründungsversammlung, die Zusammensetzung des Gremiums und die Entstehung des BDO detailliert beleuchtet werden. In Kapitel III werden Stalins politische Absichten im Kontext der Gründung des Nationalkomitees betrachtet, wobei die Warnung an die Westmächte, der Appell an den innerdeutschen Widerstand, die Nutzung als Propagandainstrument und die Kaderbildung für eine zukünftige deutsche Regierung im Fokus stehen. Kapitel IV beschäftigt sich mit den Aktionen und Gratifikationen des NKFD, darunter die Propagandaaktionen, die Zielgruppen, der Widerstand in den Lagern und die gewährten Gratifikationen. Kapitel V beschäftigt sich mit der unterschiedlichen Bewertung des NKFD aus der Perspektive der DDR und der Bundesrepublik, wobei der Irrtum und die Schuld der Mitglieder diskutiert werden. Das Kapitel beleuchtet die Enttäuschung und die „Erleuchtung“ der Mitglieder sowie die Bewertung aus zwei verschiedenen Systemen heraus. Kapitel VI analysiert die Frage, ob das NKFD als Widerstandsgruppe oder als sowjetisches Machtinstrument angesehen werden kann.
Schlüsselwörter
Das Nationalkomitee „Freies Deutschland“, Stalins Deutschlandpolitik, Sowjetunion, Propaganda, Kriegsgefangene, Widerstand, innerdeutscher Widerstand, Exilkommunisten, DDR, Bundesrepublik Deutschland, Bodo Scheurig, Erich Weinert, Karl-Heinz Frieser.
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- Alexander Blum (Autor), 2003, Das Nationalkomitee "Freies Deutschland", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17528