Wenn man durch Deutschlands Citys tourt, wird man von englischen Ausdrücken in Schaufenstern und Reklametafeln überflutet.. Man unterhält sich mit der besten Freundin beim Meeting im Coffee Shop über das geplante Shopping im neuen Outlet Center, während man seinen White Caffè Mocha Tall genießt. Sitzt man dann abends total groggy im Intercity und wird vom ServicePersonal aufgefordert, sein Ticket vorzuzeigen, fällt einem auch noch ein, dass man zum Discounter muss, weil der Kühlschrank fast leer ist. Wie soll man da nicht gestresst sein...?
Nicht nur in Fachsprachen oder der Kommunikation spezieller Personengruppen, sondern auch im alltäglichen Leben finden sich immer häufiger Wörter englischen Ursprungs. Aufgrund der technischen und wirtschaftlichen Vorreiterrolle Amerikas werden Bezeichnungen für neue Errungenschaften häufig aus dem Englischen übernommen. Doch oft verdrängen englische Ausdrücke bereits bestehende deutsche Begriffe oder etablieren sich parallel zu ihnen, oft mit der Möglichkeit feiner Nuancierungen.
Obwohl neue Wörter, also auch Anglizismen, den Wortschatz einer Sprache generell bereichern, wird ihr Vorkommen oft als störend empfunden, vor allem von älteren Personen und Leuten ohne Englischkenntnisse.
Die Abneigung gegen englischsprachige Einflüsse hat sogar dazu geführt, dass sich Gruppen von Sprachpuristen zusammenschlossen, um „Sprachreinigung“ zu betreiben. So wurde u.a. 1997 der Verein Deutsche Sprache e.V. gegründet, dessen Mitglieder das Ziel verfolgen, die „deutsche Muttersprache […] als eigenständige Kultur- und Wissenschaftssprache zu erhalten, weiterzuentwickeln und vor dem Verdrängen durch das Englische zu bewahren“. Auch die Verbreitung und der Erfolg von Büchern, die sich gegen den übermäßigen Gebrauch von Anglizismen wenden, z.B. Wolf Scheiders „Speak German!“, scheint dafür zu sprechen, dass nicht jeder mit der Entwicklung der deutschen Sprache zufrieden ist.
Doch woher kommt es, dass manchen englischen Wörtern eher eine ablehnende Haltung entgegengebracht wird und andere sich wiederum so in den deutschen Sprachgebrauch einfügen, dass sie gar nicht mehr als fremdsprachliche Einflüsse wahrgenommen werden?
Diese Arbeit soll einerseits klären, welche Arten von Anglizismen überhaupt unterschieden werden können, und außerdem bestimmte Aspekte der Integration englischer Wörter in die deutsche Sprache herausheben.
Inhalt:
1. Einleitung
2. Zum Begriff „Anglizismus“
2.1. Definition
2.2. Klassifizierung
2.2.1. Evidentes Lehngut
2.2.2. Latentes Lehngut
3. Morphologische Integration
3.1. Genuszuordnungbei Substantiven
3.2. Pluralbildung bei Substantiven
3.3. Flexion entlehnter Verben
4. Lehnsyntax
4.1. Definition
4.2. Englische Lehnsyntax im Deutschen
5. Schlusswort
6. Quellen
6.1. Literatur
6.2. Internetquellen
1. Einleitung:
Wenn man durch Deutschlands Citys tourt, wird man von englischen Ausdrücken in Schaufenstern und Reklametafeln überflutet.. Man unterhält sich mit der besten Freundin beim Meeting im Coffee Shop über das geplante Shopping im neuen Outlet Center, während man seinen White Caffè Mocha Tall genießt. Sitzt man dann abends total groggy im Intercity und wird vom ServicePersonal aufgefordert, sein Ticket vorzuzeigen, fällt einem auch noch ein, dass man zum Discounter muss, weil der Kühlschrank fast leer ist. Wie soll man da nicht gestresst sein...?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Graphik „Integration“1
Nicht nur in Fachsprachen oder der Kommunikation spezieller Personengruppen, sondern auch im alltäglichen Leben finden sich immer häufiger Wörter englischen Ursprungs. Aufgrund der technischen und wirtschaftlichen Vorreiterrolle Amerikas werden Bezeichnungen für neue Errungenschaften häufig aus dem Englischen übernommen. Doch oft verdrängen englische Ausdrücke bereits bestehende deutsche Begriffe oder etablieren sich parallel zu ihnen, oft mit der Möglichkeit feiner Nuancierungen.
Obwohl neue Wörter, also auch Anglizismen, den Wortschatz einer Sprache generell bereichern, wird ihr Vorkommen oft als störend empfunden, vor allem von älteren Personen und Leuten ohne Englischkenntnisse2.
Die Abneigung gegen englischsprachige Einflüsse hat sogar dazu geführt, dass sich Gruppen von Sprachpuristen zusammenschlossen, um „Sprachreinigung“3 zu betreiben. So wurde u.a. 1997 der Verein Deutsche Sprache e.V. gegründet, dessen Mitglieder das Ziel verfolgen, die „deutsche Muttersprache [...] als eigenständige Kultur- und Wissenschaftssprache zu erhalten, weiterzuentwickeln und vor dem Verdrängen durch das Englische zu bewahren“4. Auch die Verbreitung und der Erfolg von Büchern, die sich gegen den übermäßigen Gebrauch von Anglizismen wenden, z.B. Wolf Scheiders „Speak German!“5, scheint dafür zu sprechen, dass nichtjeder mit der Entwicklung der deutschen Sprache zufrieden ist.
Doch woher kommt es, dass manchen englischen Wörtern eher eine ablehnende Haltung entgegengebracht wird und andere sich wiederum so in den deutschen Sprachgebrauch einfügen, dass sie gar nicht mehr als fremdsprachliche Einflüsse wahrgenommen werden? Diese Arbeit soll einerseits klären, welche Arten von Anglizismen überhaupt unterschieden werden können, und außerdem bestimmte Aspekte der Integration englischer Wörter in die deutsche Sprache herausheben.
2. Zum Begriff „Anglizismus“:
2.1. Definition:
Eine klassische Definition des Begriffs „Anglizismus“ stammt von Horst Zindler6:
„Ein Anglizismus ist ein Wort aus dem britischen oder amerikanischen Englisch im Deutschen oder eine nicht übliche Wortkomposition, jede Art der Veränderung einer deutschen Wortbedeutung oder Wortverwendung [...] nach britischem oder amerikanischem Vorbild“.
Es gibt weitere Definitionen anderer Sprachwissenschaftler, die im Kern jedoch übereinstimmen. Häufig wird allerdings auf die Unterscheidung zwischen britischen und amerikanischen Einflüssen verzichtet („Anglizismus“/„Amerikanismus“/„Britizismus“), da ihre Grenzen schwer zu identifizieren sind.7
2.2. Klassifizierung:
Man kann Anglizismen in verschiedene Arten unterteilen. Die bekannteste Klassifizierung unterscheidet zwischen evidentem und latentem Lehngut.
2.2.1. Evidentes Lehngut:
Evident ist ein Anglizismus dann, wenn sein englischer Ursprung sofort als solcher erkannt wird8. Unterschieden wird hierbei zwischen direkten und indirekten Entlehnungen, welche wiederum in Fremd- und Lehnwörter bzw. Scheinentlehnungen und Mischkompositionen eingeteilt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten9
a) Fremdwörter sind in ihrer Schreibweise und Aussprache nicht dem Deutschen angepasst und ihre fremde Herkunft somit direkt ersichtlich, z.B. Jeans.
b) Lehnwörter sind so weit in die deutsche Sprache integriert, dass ihr Ursprung nicht mehr sofort erkannt wird, z.B. Sport.
Duckworth trifft die Unterscheidung zwischen Fremd- und Lehnwörtern anhand der Übereinstimmung von Schreibung und Lautung: Bei Fremdwörtern stimmen diese nicht überein, z.B. Teenager. Bei Lehnwörtern hingegen ist entweder die Schreibweise an die deutsche Aussprache angepasst, z.B. Streik, oder die Sprechweise wird der Schreibung angeglichen, z.B. Radar10.
c) S cheinentlehnungen sind Wörter, die zwar aus der englischen Sprache hervorgegangen sind, allerdings dort in der verwendeten Form nicht gebraucht werden.
Carstensen unterscheidet weiterhin drei Formen von Scheinentlehnungen11:
- morphologische Eigenwege: englisches Wortmaterial wird im Deutschen in abweichender Form verwendet, z.B. Pulli (Kürzung von englisch „Pullover“).
- lexikalische Scheinentlehnungen: Wortbildung mit englischem Morphemmaterial nach englischem Muster, z.B. Showmaster.
- semantische Scheinentlehnungen: Übernahme eines englischen Wortes,jedoch mit einer Bedeutung, die im Englischen nicht gebräuchlich ist, z.B. Handy.
d) Mischkompositionen enthalten sowohl Wörter aus dem Englischen, als auch deutschsprachige Bestandteile, z.B. Haarspray.
2.2.2. Latentes Eehngut:
Latente Anglizismen enthalten keine Wortbestandteile, die direkt aus der englischen Sprache übernommen worden sind. Somit können sie häufig nur schwer als Anglizismus erkannt werden. Zu unterscheiden sind in erster Linie Lehnbedeutungen und Lehnbildungen, wobei letztere nach weiteren Kriterien differenziert werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten12
[...]
1 http://www.vds-ev.de/images/stories/Arbeitsgruppen/Literarisches/karikaturen-retkowski/integration.jpg
2 Hoberg, Rudolf: Sprechen wir bald alle Denglisch oder Germeng?, in: Eichhoff-Cyrus, Karin M., Mannheim, 2000, S. 309-314.
3 Viereck, Wolfgang: Zur Thematik und Problematik von Anglizismen im Deutschen, in: Viereck, Wolfgang (Hg.): Studien zum Einfluss der englischen Sprache auf das Deutsche, Tübingen, 1980, S. 17-18.
4 http://www.vds-ev.de/verein
5 Scheider, Wolf: Speak German! Warum Deutsch manchmal besser ist, Hamburg, 2008.
6 Zitiert nach Carstensen, Broder: Englische Einflüsse auf die deutsche Sprache nach 1945, Heidelberg, 1965, S. 30.
7 Carstensen, Broder: Zur Intensität und Rezeption des englischen Einflusses, in: Braun, Peter (Hg.): FremdwortDiskussion, München, 1979, S. 322.
8 Carstensen, Broder: Evidente und latente Einflüsse des Englischen auf das Deutsche, in: Braun, Peter (Hg.): Fremdwort-Diskussion, München, 1979, S. 90.
9 Schaubild und Erläuterungen vgl. Glahn, Richard: Der Einfluß des Englischen auf gesprochene deutsche Gegenwartssprache, Frankfurt am Main, 2002, S. 35-39.
10 Duckworth, David: Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz seit 1945, in: Braun, Peter (Hg.): Fremdwort-Diskussion, München, 1979, S. 239.
11 Carstensen, Broder: Semantische Scheinentlehnungen des Deutschen aus dem Englischen, in: Viereck, Wolfgang (Hg.): Studien zum Einfluss der englischen Sprache auf das Deutsche, Tübingen, 1980, S. 77.
12 Schaubild und Erläuterungen vgl. Carstensen, Broder: Semantische Scheinentlehnungen des Deutschen aus dem Englischen, in: Viereck, Wolfgang (Hg.): Studien zum Einfluss der englischen Sprache auf das Deutsche, Tübingen, 1980, S. 39-42.
- Arbeit zitieren
- Sandra Steinmetz (Autor:in), 2011, Anglizismen - Der Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175276
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