Seligman definierte 1967 erlernte Hilflosigkeit als Minderung der Fähigkeit, eine Vermeidungsreaktion zu erlernen, die auftritt, nachdem ein Individuum unvermeidbaren aversiven Reizen ausgesetzt wurde (Mazur, 2006). So stellten Menschen und Tiere durch die Erfahrung von Hilf- oder Machtlosigkeit für sie als unangenehm erlebte Zustände nicht mehr ab, obwohl sie dies - objektiv betrachtet - könnten.
Ein wichtiger Bestandteil dieser Theorie ist, dass die aversiven Reize für das Individuum, zumindest subjektiv gesehen, unkontrollierbar sein müssen, damit erlernte Hilflosigkeit entsteht. Als unkontrollierbar gelten Konsequenzen, wenn diese unabhängig von allen willentlichen Reaktionen eines Individuums eintreten.
Die Erfahrung unkontrollierter Konsequenz wirkt sich hauptsächlich auf die Motivation aus. Infolge von traumatischen Bedingungen werden Menschen und Tiere passiv und sind nicht mehr in der Lage zu handeln. Oft sind diese Bedingungen von außen gesehen sehr wohl kontrollierbar, allerdings haben viele Hilflose eine verzerrte Wahrnehmung über die ihnen mögliche eigene Kontrolle. Für sie ist es schwer den Einfluss der eignen Reaktion auf eine Situation zu erfassen und zu lernen.
Der folgende Text beschäftigt sich mit dem Phänomen der erlernten Hilflosigkeit und ihren Komponenten. Des Weiteren wird sich mit der Heilung, der Immunisierung und der Generalisierung von Hilflosigkeit beschäftigt. Diese Theorien werden anhand von Experimenten verdeutlicht. Es werden verschiedene Ursachentheorien erläutert und ein Ausblick auf die erlernte Hilflosigkeit in Bezug auf Depressionen gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Komponenten erlernter Hilflosigkeit
- Erlernen und Heilung von Hilflosigkeit
- Immunisierung gegen erlernte Hilflosigkeit
- Generalisierung erlernter Hilflosigkeit
- Physiologische Konsequenzen erlernter Hilflosigkeit
- Erlernte Hilflosigkeit und Depression
- Depression durch Attribution
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text untersucht das Phänomen der erlernten Hilflosigkeit. Ziel ist es, die Komponenten, das Erlernen und die Überwindung dieser Hilflosigkeit zu beschreiben und anhand von Experimenten zu verdeutlichen. Zusätzlich werden physiologische Konsequenzen und der Zusammenhang mit Depressionen beleuchtet.
- Komponenten der erlernten Hilflosigkeit (motivational, kognitiv, emotional)
- Erlernen von Hilflosigkeit durch unkontrollierbare aversiven Reize
- Möglichkeiten zur Heilung und Immunisierung gegen erlernte Hilflosigkeit
- Generalisierung der erlernten Hilflosigkeit auf verschiedene Lebensbereiche
- Physiologische und psychische Auswirkungen, insbesondere im Zusammenhang mit Depressionen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Der Text führt in das Konzept der erlernten Hilflosigkeit nach Seligman ein, definiert sie als reduzierte Fähigkeit, Vermeidungsreaktionen zu erlernen nach Exposition gegenüber unvermeidbaren aversiven Reizen. Er betont die subjektive Unkontrollierbarkeit der Reize und die Auswirkungen auf Motivation und Handlungsfähigkeit, kündigt die Auseinandersetzung mit den Komponenten, der Heilung, Immunisierung und Generalisierung an, sowie die Erläuterung verschiedener Theorien und den Ausblick auf den Zusammenhang mit Depressionen.
Komponenten erlernter Hilflosigkeit: Dieses Kapitel beschreibt die von Maier und Seligman postulierten drei Komponenten: die motivationale (verminderte Motivation zur Kontrolle), die kognitive (verminderte Lernfähigkeit) und die emotionale Komponente (negative Affekte, depressive Reaktionen). Es werden Studien zitiert, die diese Komponenten belegen, inklusive physiologischer Auswirkungen bei Tieren (Geschwüre, vermindertes Fressen, Krankheiten) und kurzfristigen Blutdruckerhöhungen beim Menschen.
Erlernen und Heilung von Hilflosigkeit: Dieses Kapitel beschreibt Selignmans berühmte Hundeexperimente, die zur Entdeckung des Konzepts führten. Die Hunde, die zuvor unkontrollierbaren Elektroschocks ausgesetzt waren, zeigten in einer nachfolgenden Shuttle-Box-Aufgabe deutlich weniger Vermeidungslernen, obwohl objektiv die Möglichkeit zur Vermeidung bestand. Der Unterschied zur Kontrollgruppe veranschaulicht das Erlernen der Hilflosigkeit. Die Experimente verdeutlichen den Unterschied zwischen Vermeidungslernen durch operantes Konditionieren und dem Erlernen von Hilflosigkeit durch unkontrollierbare aversiven Reize.
Schlüsselwörter
Erlernte Hilflosigkeit, Seligman, Maier, Motivation, Kognition, Emotion, Depression, Vermeidungslernen, Operantes Konditionieren, Unkontrollierbarkeit, aversiver Reiz, Kontrollgruppe, Shuttle-Box, Hundeexperimente.
Häufig gestellte Fragen zu "Erlernte Hilflosigkeit"
Was ist der Inhalt des Textes "Erlernte Hilflosigkeit"?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über das Phänomen der erlernten Hilflosigkeit. Er behandelt die Komponenten der erlernten Hilflosigkeit (motivational, kognitiv, emotional), deren Erlernen durch unkontrollierbare aversiven Reize, Möglichkeiten zur Heilung und Immunisierung, die Generalisierung auf verschiedene Lebensbereiche und die physiologischen und psychischen Auswirkungen, insbesondere im Zusammenhang mit Depressionen. Der Text stützt sich auf die Forschung von Seligman und Maier und analysiert klassische Experimente, wie die Hundeexperimente von Seligman.
Welche Komponenten der erlernten Hilflosigkeit werden beschrieben?
Der Text beschreibt drei Hauptkomponenten: die motivationale Komponente (verminderte Motivation zur Kontrolle), die kognitive Komponente (verminderte Lernfähigkeit) und die emotionale Komponente (negative Affekte, depressive Reaktionen). Diese Komponenten werden anhand von Studien und Experimenten belegt, einschließlich physiologischer Auswirkungen bei Tieren und Menschen.
Wie wird erlernte Hilflosigkeit erlernt und überwunden?
Erlernte Hilflosigkeit wird durch wiederholte Exposition gegenüber unkontrollierbaren aversiven Reizen erworben. Der Text erläutert dies anhand von Selignmans Hundeexperimenten, in denen Hunde nach unkontrollierbaren Elektroschocks in einer nachfolgenden Situation die Vermeidung von Schocks nicht mehr erlernten, obwohl dies möglich gewesen wäre. Die Überwindung von erlernter Hilflosigkeit wird durch Immunisierung und gezielte Interventionen angesprochen, jedoch nicht im Detail behandelt.
Welche Rolle spielt die Unkontrollierbarkeit bei der Entstehung erlernter Hilflosigkeit?
Die Unkontrollierbarkeit der aversiven Reize ist ein zentraler Faktor bei der Entstehung erlernter Hilflosigkeit. Es ist nicht das Ereignis an sich, sondern die subjektive Erfahrung der Unkontrollierbarkeit, die zur Entwicklung von Hilflosigkeit führt. Der Text betont den Unterschied zwischen Vermeidungslernen durch operantes Konditionieren und dem Erlernen von Hilflosigkeit durch unkontrollierbare Reize.
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen erlernter Hilflosigkeit und Depression?
Der Text beschreibt einen engen Zusammenhang zwischen erlernter Hilflosigkeit und Depression. Erlernte Hilflosigkeit wird als ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Depressionen betrachtet, insbesondere im Kontext der Attributionstheorie (Depression durch Attribution). Die negativen Emotionen und die verminderte Motivation, die mit erlernter Hilflosigkeit einhergehen, tragen maßgeblich zum depressiven Erleben bei.
Welche Schlüsselbegriffe sind im Text relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Erlernte Hilflosigkeit, Seligman, Maier, Motivation, Kognition, Emotion, Depression, Vermeidungslernen, Operantes Konditionieren, Unkontrollierbarkeit, aversiver Reiz, Kontrollgruppe, Shuttle-Box, Hundeexperimente.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text gliedert sich in die Kapitel: Einleitung, Komponenten erlernter Hilflosigkeit, Erlernen und Heilung von Hilflosigkeit, Immunisierung gegen erlernte Hilflosigkeit, Generalisierung erlernter Hilflosigkeit, Physiologische Konsequenzen erlernter Hilflosigkeit, Erlernte Hilflosigkeit und Depression, Depression durch Attribution und Fazit.
- Quote paper
- Christine Glatz (Author), 2010, Erlernte Hilflosigkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175261