Die Dissertation widmet sich der Privaten Aktiengesellschaft, die in dieser Form in Österreich noch nicht existiert. Ausgangspunkt ist der Umstand, dass für Unternehmen mit einer personalistischen Eigentümerstruktur derzeit nur die GmbH und die (Publikums-) Aktiengesellschaft als kapitalgesellschaftliche Organisationsformen zur Verfügung stehen, zwischen welchen die Private Aktiengesellschaft anzusiedeln wäre. In einem ersten Schritt wird analysiert, ob ein Bedarf für die Einführung der Privaten Aktiengesellschaft in Österreich besteht (Kap. 1). Im nächsten Schritt wird die Geschichte des Aktienrechts – beginnend mit der St. Georgsbank 1407 bis zum ARÄG 2009 – dargestellt, gefolgt von der Erörterung der Diskussion der "kleinen" bzw Privaten Aktiengesellschaft in Deutschland und Österreich (Kap. 2). Der Veranschaulichung der Unterschiede zwischen GmbH und Aktiengesellschaft dient deren tabellarische Gegenüberstellung (Kap. 3). Es folgt die eigene Definition der Privaten Aktiengesellschaft (Kap. 4), die der Dissertation zugrunde gelegt wird. Der Hauptteil der Dissertation (Kap. 5) beschäftigt sich mit den Regelungsbereichen des österreichischen Aktienrechts, die einer Deregulierung für eine personalistisch ausgestaltete Aktiengesellschaft sinnvoll zugänglich gemacht werden können und sollten. Als solche werden die Regelungen betreffend die Veröffentlichung, die Beurkundung von Hauptversammlungsbeschlüssen sowie die (eingeschränkten) Informations- und Mitwirkungsrechte der Aktionäre identifiziert. Darauf aufbauend werden konkrete Deregulierungsvorschläge erstattet, die vorsehen: den Ersatz der „Wiener Zeitung“ als Veröffentlichungsmittel (Kap. 5.1), den Ersatz des Notars als Urkundsperson für bestimmte Hauptversammlungsbeschlüsse (Kap. 5.2), die Zulassung von Umlaufbeschlüssen der Aktionäre (Kap. 5.2.3.4), die Einführung von statutarischen Informationsrechten der Aktionäre in Annäherung an jene des Aufsichtsrats im Allgemeinen (Kap. 5.3.5) und für den Fall des Verkaufs von Aktien im Besonderen (Kap. 5.3.5.4), sowie die Einführung von statutarischen Mitwirkungsrechten der Aktionäre (Kap. 5.3.2) zu bestimmten Maßnahmen der Geschäftsführung, zur Bestellung des Vorstands und Festlegung von Vorstandsbezügen und zur Verwendung des Jahresüberschusses. Abschließend werden in einer Tabelle die relvanten Regelungsinhalte der GmbH und der dem gesetzlichen Leitbild entsprechenden Aktiengesellschaft jenen der Privaten Aktiengesellschaft gegenübergestellt (Kap. 8).
Inhaltsverzeichnis
- 1. Gegenstand der Arbeit: Einführung einer Privaten Aktiengesellschaft in Österreich
- 2. Die historische Entwicklung der Aktiengesellschaft und die Diskussion der „kleinen“ bzw. Privaten Aktiengesellschaft in Deutschland und Österreich
- 2.1. Ein geschichtlicher Überblick über die Entwicklung des Aktienrechts
- 2.2. Die Entwicklung der „kleinen“ Aktiengesellschaft in Deutschland
- 2.2.1. Hintergrund der Diskussion
- 2.2.2. Forderungen und Vorschläge von Interessenvertretungen und Wissenschaft
- 2.2.3. Das Drei-Stufen-Modell
- 2.2.3.1. 1. Stufe: Die Private Aktiengesellschaft
- 2.2.3.2. 2. Stufe: Die Offene Aktiengesellschaft
- 2.2.3.3. 3. Stufe: Die (große) Aktiengesellschaft
- 2.2.3.4. Zusammenfassung der Anforderungen an die einzelnen Stufen des Drei-Stufen-Modells
- 2.2.4. Maßnahmen des deutschen Gesetzgebers: Die „kleine“ Aktiengesellschaft
- 2.2.4.1. Die wichtigsten Änderungen im Einzelnen
- 2.2.4.1.1. Ad 1.) Einberufungs- und Beurkundungsregelungen für die Hauptversammlung
- 2.2.4.1.2. Ad 2.) Flexiblere Verwendung des Jahresüberschusses
- 2.2.4.1.3. Ad 3.) Ausschluss des Mitbestimmungsrechts
- 2.2.4.1. Die wichtigsten Änderungen im Einzelnen
- 2.2.5. Zusammenfassung der Diskussion, der Vorschläge, deren Umsetzung und Folgen
- 2.3. Die Österreichische Diskussion zur Privaten Aktiengesellschaft
- 2.4. Europäischer Trend
- 3. Gegenüberstellung von GmbH und AG
- 4. Definition der Privaten Aktiengesellschaft
- 5. Deregulierungspotential des Aktienrechts für die Private Aktiengesellschaft
- 5.1. Zeitgemäße Veröffentlichungsmittel
- 5.1.1. § 18 AktG
- 5.1.1.1. Aktienrechtsänderungsgesetz 2009
- 5.1.2. Deregulierungsvorschlag
- 5.1.2.1. Satzungsgestaltung
- 5.1.2.2. Gesetzesergänzung
- 5.1.3. Exkurs: elektronisches Amtsblatt
- 5.1.1. § 18 AktG
- 5.2. Notarielle Beurkundung von Hauptversammlungsbeschlüssen
- 5.2.1. § 120 AktG
- 5.2.2. Diskussionen zum Erfordernis der notariellen Beurkundung
- 5.2.2.1. Deutschland
- 5.2.2.2. Österreich
- 5.2.3. Kritische Auseinandersetzung mit der Notwendigkeit der notariellen Beurkundung
- 5.2.3.1. Rechtmäßiger Ablauf der Hauptversammlung
- 5.2.3.2. Beweissicherung
- 5.2.3.2.1. Das Aktienrechtsänderungsgesetz 2009
- 5.2.3.2.2. Status einer öffentlichen Urkunde (§ 292 ZPO)
- 5.2.3.2.3. Kosten
- 5.2.3.3. Exkurs: Protokollierungsmängel
- 5.2.3.3.1. Lösungsansatz für die Private Aktiengesellschaft
- 5.2.3.4. Umlaufbeschluss
- 5.2.4. Deregulierungsvorschlag für die Aufnahme der Niederschrift und die Beschlussfassung im schriftlichen Weg
- 5.2.4.1. Satzungsgestaltung
- 5.2.4.2. Gesetzesergänzungen
- 5.2.5. Deregulierungsvorschlag zur Rüge und Berichtigung der Protokollierung
- 5.3. Informations- und Mitwirkungsrechte
- 5.3.1. Rechte und Pflichten des Aktionärs
- 5.3.1.1. Rechte des Aktionärs
- 5.3.1.1.1. Informationsrechte
- 5.3.1.1. Rechte des Aktionärs
- 5.3.1. Rechte und Pflichten des Aktionärs
- 5.1. Zeitgemäße Veröffentlichungsmittel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation untersucht die Einführung einer privaten Aktiengesellschaft im österreichischen Recht. Ziel ist es, das Deregulierungspotential des Aktienrechts in diesem Kontext zu analysieren und Vorschläge für eine effizientere und modernere Rechtsgestaltung zu entwickeln.
- Historische Entwicklung der Aktiengesellschaft und deren Varianten
- Vergleich der GmbH und AG im österreichischen Recht
- Deregulierungsoptionen im Aktienrecht für die Private Aktiengesellschaft
- Analyse der notariellen Beurkundung von Hauptversammlungsbeschlüssen
- Informations- und Mitwirkungsrechte der Aktionäre
Zusammenfassung der Kapitel
1. Gegenstand der Arbeit: Einführung einer Privaten Aktiengesellschaft in Österreich: Dieses einführende Kapitel legt den Fokus auf die Notwendigkeit und die Ziele der Dissertation. Es begründet die Relevanz der Einführung einer privaten Aktiengesellschaft im österreichischen Rechtssystem und skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit. Es stellt die Forschungsfrage und die zu erwartenden Ergebnisse dar, die im Verlauf der Arbeit untersucht werden sollen. Der Kontext des österreichischen Rechtsrahmens wird dabei als Grundlage für die Analyse präsentiert und die Bedeutung der Thematik im Vergleich zu anderen Rechtsordnungen wird hervorgehoben.
2. Die historische Entwicklung der Aktiengesellschaft und die Diskussion der „kleinen“ bzw. Privaten Aktiengesellschaft in Deutschland und Österreich: Dieses Kapitel analysiert die historische Entwicklung des Aktienrechts in Österreich und Deutschland. Es vergleicht die Entwicklung der Aktiengesellschaft in beiden Ländern und untersucht die Diskussionen um die Einführung einer "kleinen" oder privaten Aktiengesellschaft. Der Fokus liegt auf den Argumenten für und gegen eine Deregulierung des Aktienrechts für kleinere Unternehmen. Der Kapitelverlauf zeichnet die Entwicklung von Vorschlägen, ihre Umsetzung und deren Folgen nach. Es dient als Grundlage für die spätere Analyse der Deregulierungsoptionen in Österreich.
3. Gegenüberstellung von GmbH und AG: Dieses Kapitel vergleicht die Rechtsformen der GmbH und AG im österreichischen Rechtssystem. Es beleuchtet die Vor- und Nachteile beider Rechtsformen und untersucht, inwieweit die Einführung einer privaten Aktiengesellschaft die bestehenden Unterschiede und die jeweiligen Stärken und Schwächen verändern würde. Der Vergleich analysiert die relevanten Aspekte der beiden Rechtsformen im Hinblick auf Kapitalbeschaffung, Haftungsfragen, Verwaltung und Entscheidungsfindung, um den optimalen Rahmen für eine private Aktiengesellschaft zu definieren.
4. Definition der Privaten Aktiengesellschaft: Dieses Kapitel liefert eine präzise Definition der privaten Aktiengesellschaft. Es arbeitet heraus, welche Merkmale und Kriterien eine solche Rechtsform im österreichischen Kontext erfüllen müsste. Die Definition bildet die Basis für die folgenden Kapitel, die sich mit den konkreten Aspekten der Deregulierung befassen. Es werden die spezifischen Anforderungen und Besonderheiten einer solchen Rechtsform im Detail beleuchtet, um den rechtlichen Rahmen für die weiteren Analysen zu schaffen.
5. Deregulierungspotential des Aktienrechts für die Private Aktiengesellschaft: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit und analysiert das Deregulierungspotential des österreichischen Aktienrechts im Hinblick auf eine private Aktiengesellschaft. Es untersucht verschiedene Bereiche des Aktienrechts, wie z.B. Veröffentlichungsmittel, notarielle Beurkundung von Hauptversammlungsbeschlüssen und Informationsrechte der Aktionäre. Für jeden Bereich werden Vorschläge zur Deregulierung unter Berücksichtigung der rechtlichen Rahmenbedingungen und der Interessen der Beteiligten erarbeitet. Das Kapitel beinhaltet kritische Auseinandersetzungen mit bestehenden Regelungen und entwickelt Lösungsansätze für eine praxisgerechte und effiziente Rechtsgestaltung.
Schlüsselwörter
Private Aktiengesellschaft, Österreichisches Aktienrecht, Deregulierung, GmbH, AG, Hauptversammlung, Notarielle Beurkundung, Informationsrechte, Aktionäre, Aktienrechtsänderungsgesetz 2009, Deregulierungsvorschläge, Rechtsvergleich, Unternehmen, Kapitalbeschaffung.
Häufig gestellte Fragen zur Dissertation: Einführung einer Privaten Aktiengesellschaft in Österreich
Was ist der Gegenstand dieser Dissertation?
Die Dissertation untersucht die Einführung einer privaten Aktiengesellschaft (AG) im österreichischen Recht. Das Hauptziel ist die Analyse des Deregulierungspotenzials des Aktienrechts in diesem Kontext und die Entwicklung von Vorschlägen für eine effizientere und modernere Rechtsgestaltung.
Welche Themen werden in der Dissertation behandelt?
Die Arbeit umfasst die historische Entwicklung der AG und deren Varianten, einen Vergleich von GmbH und AG im österreichischen Recht, die Analyse von Deregulierungsoptionen im Aktienrecht für die private AG, eine eingehende Betrachtung der notariellen Beurkundung von Hauptversammlungsbeschlüssen und die Untersuchung der Informations- und Mitwirkungsrechte der Aktionäre.
Wie ist die Dissertation strukturiert?
Die Dissertation gliedert sich in fünf Kapitel. Kapitel 1 führt in die Thematik ein und definiert die Forschungsfrage. Kapitel 2 analysiert die historische Entwicklung der AG in Deutschland und Österreich. Kapitel 3 vergleicht GmbH und AG. Kapitel 4 definiert die private AG. Kapitel 5, der Kern der Arbeit, analysiert das Deregulierungspotenzial des Aktienrechts für die private AG in Bezug auf Veröffentlichungsmittel, notarielle Beurkundung und Informationsrechte.
Welche konkreten Aspekte des Aktienrechts werden im Hinblick auf Deregulierung untersucht?
Die Dissertation untersucht insbesondere das Deregulierungspotenzial in Bezug auf zeitgemäße Veröffentlichungsmittel (§ 18 AktG, inkl. Aktienrechtsänderungsgesetz 2009), die notarielle Beurkundung von Hauptversammlungsbeschlüssen (§ 120 AktG) und die Informations- und Mitwirkungsrechte der Aktionäre. Es werden kritische Auseinandersetzungen mit bestehenden Regelungen geführt und konkrete Lösungsansätze entwickelt.
Welche Deregulierungsvorschläge werden gemacht?
Die Dissertation enthält konkrete Vorschläge zur Deregulierung, unter anderem im Bereich der Satzungsgestaltung und durch Gesetzesergänzungen. Diese Vorschläge zielen darauf ab, die Rechtsgestaltung für private AGs effizienter und praxisgerechter zu gestalten. Beispiele sind Vorschläge zur flexibleren Protokollierung von Hauptversammlungsbeschlüssen und zur Vereinfachung von Veröffentlichungsverfahren.
Welchen Vergleich zieht die Dissertation?
Ein wichtiger Bestandteil der Dissertation ist der Vergleich zwischen der GmbH und der AG im österreichischen Recht. Dieser Vergleich beleuchtet die Vor- und Nachteile beider Rechtsformen und untersucht, wie die Einführung einer privaten AG die bestehenden Unterschiede und Stärken/Schwächen verändern könnte.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Dissertation?
Schlüsselwörter sind: Private Aktiengesellschaft, Österreichisches Aktienrecht, Deregulierung, GmbH, AG, Hauptversammlung, Notarielle Beurkundung, Informationsrechte, Aktionäre, Aktienrechtsänderungsgesetz 2009, Deregulierungsvorschläge, Rechtsvergleich, Unternehmen, Kapitalbeschaffung.
Welche Forschungsfrage wird in der Dissertation bearbeitet?
Die zentrale Forschungsfrage ist, wie das österreichische Aktienrecht dereguliert werden kann, um die Einführung einer privaten AG zu ermöglichen und gleichzeitig die Interessen aller Beteiligten zu schützen. Die Arbeit untersucht, welche Anpassungen notwendig sind, um eine effiziente und moderne Rechtsform zu schaffen.
- Arbeit zitieren
- Sascha Raits (Autor:in), 2011, Die Private Aktiengesellschaft im österreichischen Recht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174891