Immer mehr Eltern beobachten schon sehr früh an ihren Kindern bestimmte Auffälligkeiten im Verhalten und Erleben. Sie müssen feststellen, daß ihr Kind sich anders entwickelt als andere gleichaltrige Kinder. Ihr Kind scheint ein Problem zu haben, das es traurig macht, aufgewühlt, rebellisch, unaufmerksam oder auch unfähig, Aufgaben des Lebens zu bewältigen.
Manche Kinder zeigen zu Hause starke Ängste, Hemmungen und Aggressionen. Dabei sind Ängste die Symptome, die Eltern häufig bei ihren Kindern bemerken. Sie sind ratlos und vermuten dann, daß diese Auffälligkeiten psychische Ursachen haben. Sie stellen sich die Frage, ob ihr Kind „funktioniert“ oder eine kinderpsychotherapeutische Behandlung braucht.
Doch viele schrecken erst einmal vor einer psychotherapeutischen Behandlung zurück und versuchen ihren Kindern selbst zu helfen. Ihre Sorgen besprechen sie zunächst mit dem Hausarzt. Häufig werden die Familien dann an einen Kinder- und Jugendpsychiater verwiesen.
Der Kinder- und Jugendpsychiater ist dafür qualifiziert, das ganze Ausmaß emotionaler Schwierigkeiten und seelischer Störungen zu analysieren und zu verstehen. Die Diagnose ist dann für die Eltern einerseits eine große Enttäuschung (es steht eindeutig fest, daß ihr Kind „anders“ ist), andererseits aber ein großer Schritt, um fachliche Hilfe zu erhalten. Erst wenn Eltern wissen, welche Probleme ihr Kind hat, können sie es gezielt fördern und erfolgreich in seiner Entwicklung unterstützen.
Die vorliegende Hausarbeit befaßt sich mit dem Bereich der Kinderpsychotherapie. Zentrales Thema ist hier die Verhaltenstherapie bei Kindern, insbesondere bei Kindern mit Tic-Störungen. Die Arbeit umfasst zwei Teile. Zunächst wird ein Überblick über die Kinderverhaltenstherapie gegeben. Mögliche Anwendungsgebiete und Behandlungsmethoden werden vorgestellt. Im zweiten Kapitel geht es speziell um die Verhaltenstherapie bei Tic-Störungen. Hier werden verschiedene verhaltenstherapeutische Methoden vorgestellt.
Inhalt
Einleitung
Kinderverhaltenstherapie
Anwendungsgebiete
Behandlungsmethoden
Verhaltenstherapie bei Tic-Störungen
Tic – was ist das?
Spezielle verhaltenstherapeutische
Methoden
Abschluss
Literatur
Einleitung
Immer mehr Eltern beobachten schon sehr früh an ihren Kindern bestimmte Auffälligkeiten im Verhalten und Erleben. Sie müssen feststellen, daß ihr Kind sich anders entwickelt als andere gleichaltrige Kinder. Ihr Kind scheint ein Problem zu haben, das es traurig macht, aufgewühlt, rebellisch, unaufmerksam oder auch unfähig Aufgaben des Lebens zu bewältigen.
Manche Kinder zeigen zu Hause starke Ängste, Hemmungen und Aggressionen. Dabei sind Ängste die Symptome, die Eltern häufig bei ihren Kindern bemerken.
Sie sind ratlos und vermuten dann, daß diese Auffälligkeiten psychische Ursachen haben. Sie stellen sich die Frage, ob ihr Kind „funktioniert“ oder eine kinderpsychotherapeutische Behandlung braucht.
Doch viele schrecken erst einmal vor einer psychotherapeutischen Behandlung zurück und versuchen ihren Kindern selbst zu helfen. Ihre Sorgen besprechen sie zunächst mit dem Hausarzt. Häufig werden die Familien dann an einen Kinder- und Jugendpsychiater verwiesen.
Der Kinder- und Jugendpsychiater ist dafür qualifiziert, das ganze Ausmaß emotionaler Schwierigkeiten und seelischer Störungen zu analysieren und zu verstehen. Die Diagnose ist dann für die Eltern einerseits eine große Enttäuschung (es steht eindeutig fest, daß ihr Kind „anders“ ist), andererseits aber ein großer Schritt, um fachliche Hilfe zu erhalten. Erst wenn Eltern wissen, welche Probleme ihr Kind hat, können sie es gezielt fördern und erfolgreich in seiner Entwicklung unterstützen.
Die vorliegende Hausarbeit befaßt sich mit dem Bereich der Kinderpsychotherapie.
Zentrales Thema ist hier die Verhaltenstherapie bei Kindern, insbesondere bei Kindern mit Tic-Störungen.
Kinderverhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie entwickelte sich auf der Grundlage der Lernpsychologie.
Durch erlernte falsche Verhaltensweisen oder durch nicht erworbene Fähigkeiten, können auffälliges Verhalten oder seelische Probleme entstehen.
Neben den Belohnungen und Konsequenzen, beeinflußt auch das Lernen von Vorbildern menschliche Lernprozesse.
Häufig angewendet in der Therapie wird das Modell - Lernen, z.B. beim Training sozialer Fertigkeiten, bei Aufmerksamkeitsstörungen oder bei Angst.
Verhalten und Lernen unterliegen darüber hinaus auch kognitiven Faktoren, wie Erwartungshaltungen, Vorstellungen über die eigene Person und über die Umwelt oder der Wahrnehmungs- und Gedächtnisinhalte.
Im Rahmen der Therapie wird gelernt, eigene Gedanken, Vorstellungen und Wünsche zu erkennen, wahrzunehmen und gegebenenfalls zu korrigieren.
So muß beispielsweise ein unsicheres Kind erlernen, eigene Stärken wahrzunehmen. Ein eßgestörtes Kind muß dabei lernen, Selbstkontrollmechanismen einzusetzen.
Die Verhaltenstherapie hat den Anspruch, wissenschaftlich erwiesenes und geprüftes Wissen im Rahmen des therapeutischen Prozesses zu verwenden. Der Therapieerfolg der einzelnen Schritte sollte dabei überprüfbar sein.
Ziel der Therapie ist es, realistische Hilfe in Form von Problembewältigung und Verhaltensänderung zu bieten.
Der Entstehungsgeschichte der Problematik bei den Kindern wird große Aufmerksamkeit geschenkt, insbesondere den bedingenden, auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren.
Nach der Problemanalyse wird dann ein individuell zugeschnittenes Therapiekonzept mit verschiedenen verhaltenstherapeutischen Interventionsmethoden erarbeitet.
Durch den Einsatz von Verstärkerplänen kann das Kind zu dem erwünschten Verhalten ermuntert werden und verstärkt werden, bis es fähig ist, durch Selbstkontrolle sich selbst zu steuern. Ängste können erfolgreich durch schrittweise Annäherung an das angstbesetzte Objekt (systematische Desensibilisierung) und durch Konfrontation mit den angstauslösenden Situationen erfolgreich behandelt werden.
Kontaktgehemmte, ängstliche Kinder gewinnen Selbstvertrauen und soziale Fähigkeiten durch Selbstsicherheitstraining, Rollenspiele und dem Erkennen eigener Fähigkeiten und Stärken (kognitive Umstrukturierung).
Da die Familie und die soziale Umwelt wesentlichen Anteil an der Entwicklung des Kindes hat, werden Eltern und Bezugspersonen im Rahmen von Elterngesprächen, Elterntraining und Familiensitzungen intensiv in die Therapie mit einbezogen.
Anwendungsgebiete
Die Kinderverhaltenstherapie bewährt sich aufgrund ihrer stark systembezogenen Ansätze in vielen verschiedenen Bereichen.
Zentraler Bereich der Kinderverhaltenstherapie bildet das Gebiet der Verhaltensstörungen.
Unter allen Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen ist ein aggressives Verhalten, die am häufigsten feststellende Beeinträchtigung. 6-16% der Jungen und 2-9% der Mädchen unter 18 Jahren weisen diese behandlungsbedürftige Verhaltensstörung auf.
Weiterhin zählen hierzu Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsstörungen und Soziale Isolation und Unsicherheit.
Einen weiteren Bereich bilden die Depressionen und Ängste.
Depressionen im Kindesalter, Trennung- und Kontaktangst umfassen diesen Bereich.
Auch Entwicklungsstörungen wie Autismus, Sprachstörungen u.a. werden in der Kinderverhaltenstherapie behandelt.
Weitere Bereiche sind Zwänge und Phobien (Zwangsgedanken und –handlungen, spezifische Ängste) sowie psychosomatische Störungen (Enuresis*, Enkropesis*, Magersucht, ruminatives Erbrechen, Übergewicht).
Auch psychosoziale Folgen chronischer Krankheiten sind Themen der Kinderverhaltenstherapie. Hierunter versteht man die Anwendung verhaltenstherapeutischer Maßnahmen im Rahmen der Krankheitsbewältigung, insbesondere die Bewältigung von Behandlungsschmerzen.
Anwendungsgebiete sind hierbei Epilepsie, Asthma bronchiale, Hautallergien, Diabestes mellitus, Krebs- und Tumorerkrankungen.
- Enuresis: Einnässen
- Enkropesis: Einkoten
Behandlungsmethoden
Die Kinderverhaltenstherapie umfasst ein weites Spektrum von Behandlungsmethoden, wobei man zumindest acht verschiedene Bereiche unterscheiden kann (Franz Petermann „Kinderverhaltenstherapie“, S. 10-12):
a) Entspannungsverfahren
Bei den Entspannungsverfahren werden in erster Linie imaginative Verfahren eingesetzt. Hierzu zählt beispielsweise die bildgetragene Kurzentspannung nach der Kapitän-Nemo-Methode.
Bei Jugendlichen wird das Verfahren der Progressiven Muskelentspannung eingesetzt.
Mit Hilfe dieser Entspannungsverfahren sollen motorische Ruhe und Konzentration hergestellt werden. Im Sektor der pädiatrischen Verhaltensmedizin (= Anwendung der Verhaltenstherapie in der Kinderheilkunde, z.B. bei chronischen Kopfschmerzen) dienen Entspannungsverfahren auch einer verbesserten Belastungs- und Schmerzbewältigung.
b) Selbstkontrollverfahren
Diese Verfahren unterstützen Kinder dabei, ihr Verhalten, ihre Gedanken und Gefühle mit Hilfe von Selbstverbalisationen und –instruktionen zu beeinflussen. Diese Methoden stehen in enger Wechselwirkung mit der Modifikation von Selbstwahrnehmungsprozessen.
c) Komplexe, kognitive Methoden
Diese Methoden beziehen sich vor allem auf Problemlöse-Trainings, bei
Denen Kinder lernen, systematisch an Konfliktsituationen heranzugehen,
d.h. erst das Problem definieren, dann nach Lösungen suchen.
Dem Kind werden bestimmte Regeln vermittelt, an die es sich bei der
Problemlösung halten soll. Komplexe, kognitive Methoden werden
überwiegend bei der Behandlung von hyperkinetischen Störungen
eingesetzt.
d) Soziale Fertigkeitstrainings
... basieren auf der Tatsache, das auffällige Kinder oft Defizite im Umgang
mit anderen besitzen. Diese Trainings sollen letztendlich zu einer
Verhaltensdifferenzierung führen oder gar neue Verhaltensweisen
aufbauen. Beispielsweise das Training mit sozial unsicheren Kindern
(vgl. Petermann & Petermann) repräsentiert ein solch komplexes
Fertigkeitstraining. Es zielt auf Aspekte der sozialen Wahrnehmung
(z.B das Erkennen der Absichten anderer) und konkrete
Verhaltenseinübungen. Besonders bedeutungsvoll sind hierbei Methoden
des Modellernens und der Einsatz von thematischen Rollenspielen.
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