Die Einführung der Arbeitslosenversicherung im Jahr 1927 war ein Meilenstein der Sozialpolitik in Deutschland und galt als Symbol für moderne Sozialpolitik. Doch von Anfang an stand die Arbeitslosenversicherung vor großen finanziellen Herausforderungen. Es lag in der Struktur der Arbeitslosenversicherung begründet, dass sie mit der konjunkturellen Verschlechterung der Wirtschaftslage zum Gegenstand des politischen Alltags wurde. 1928 bis 1930 erreichte der Tageskampf um die Sozialpolitik und vor allem um die Arbeitslosenversicherung höchste politische Brisanz. Die politischen Parteien, allen voran die Flügelparteien DVP und SPD, zerstritten sich zunehmend über die Frage der Finanzierung der Arbeitslosenversicherung.
Der erste Teil dieser Arbeit behandelt die Einführung der Arbeitslosenversicherung, den Ausgang der Maiwahlen von 1928 und die Bildung der Großen Koalition. Darin werden die Ausgangslage sowie die Hintergründe von 1928 aufgezeigt. Das zweite Hauptkapitel geht auf die wichtigsten Ereignisse der Auseinandersetzung um die Arbeitslosenversicherung ein, insbesondere auf deren immer schwieriger werdende Finanzierung, was schließlich am 27. März 1930 zum Bruch der Großen Koalition und zum Ende des Kabinetts Müller führte.
Aus heutiger Sicht erscheint die erbittert geführte Kontroverse schwerlich nachvollziehbar und der Anlass, eine geplante Beitragserhöhung für die Arbeitslosenversicherung von einem halben Prozentpunkt (von 3 % auf 3,5 % des Grundarbeitslohns), angesichts ganz anderer Beitragssätze für die Sozialversicherungen als geringfügig. Dennoch zerrieben sich damals die politischen Parteien in hitzigen Debatten an dieser Frage so stark, dass die Regierung um Hermann Müller keinen anderen Ausweg sah als zu demissionieren. Das Kabinett Müller war damit die letzte demokratisch-parlamentarisch gebildete Regierung der Weimarer Republik.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Disposition
- Die Arbeitslosenversicherung und die Große Koalition
- Die Einführung der Arbeitslosenversicherung 1927
- Die Maiwahlen 1928 und die Bildung der Großen Koalition
- Das Ergebnis der Maiwahlen
- Die Koalitionsverhandlungen
- Die Stellung der Flügelparteien DVP und SPD
- Die wirtschaftliche Lage während der Zeit der Großen Koalition
- Der Kampf um die Arbeitslosenversicherung
- Das Gesetz über die Sonderfürsorge bei berufsüblicher Arbeitslosigkeit vom 24. Dezember 1928
- Die Nichteinigung über eine Reform der Arbeitslosenversicherung und die Bildung einer Sachverständigenkommission
- Die Vorschläge der Sachverständigenkommission und der Oktoberkompromiss vom 3. Oktober 1929
- Die Finanzreform vom 19. Dezember 1929
- Der Bruch der Großen Koalition
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Auseinandersetzung um die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung in den Jahren 1928 bis 1930. Sie analysiert die Entstehung der Arbeitslosenversicherung, die politische Landschaft nach den Maiwahlen von 1928 und die daraus resultierende Bildung der Großen Koalition. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Kampf um die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung in Zeiten der Wirtschaftskrise und deren Beitrag zum Bruch der Großen Koalition.
- Einführung und Entwicklung der Arbeitslosenversicherung
- Die politische Landschaft und die Bildung der Großen Koalition
- Die Finanzierungsdebatte der Arbeitslosenversicherung
- Die Rolle der Wirtschaft in der Auseinandersetzung
- Die Ursachen für den Bruch der Großen Koalition
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die zentrale Frage der Auseinandersetzung um die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung in den Jahren 1928 bis 1930 in den Vordergrund. Sie erläutert den Kontext der politischen und wirtschaftlichen Situation sowie den Zusammenhang zwischen der Struktur der Arbeitslosenversicherung und dem Bruch der Großen Koalition. Das erste Kapitel behandelt die Einführung der Arbeitslosenversicherung im Jahr 1927 und die Bildung der Großen Koalition nach den Maiwahlen von 1928. Es beleuchtet die Herausforderungen und Prozesse, die zur Einführung des neuen Sozialversicherungssystems führten, sowie die politische Konstellation nach den Wahlen. Das zweite Kapitel analysiert den Kampf um die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung. Es beleuchtet die Herausforderungen der Finanzierung durch die zunehmende Wirtschaftskrise, die politische Auseinandersetzung zwischen den Parteien und die daraus resultierenden Verhandlungen.
Schlüsselwörter
Arbeitslosenversicherung, Große Koalition, Wirtschaftskrise, Finanzierungsdebatte, politische Auseinandersetzung, Maiwahlen 1928, Kabinett Müller, Sozialpolitik, Sozialversicherung, Reichsarbeitsministerium, Selbstverwaltung, Anwartschaft, Arbeitslosenunterstützung, Krisenunterstützung, Lohnklasse, Finanzreform, Sachverständigenkommission, Oktoberkompromiss, Demobilmachung.
- Quote paper
- Dr., M.A. Roland Engelhart (Author), 1983, Die Auseinandersetzung um die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung und das Ende des Kabinetts Müller, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174777