Obwohl Frankreich von Natur aus ein reiches Land war, das zudem mit Abstand die größte Bevölkerung in Europa hatte, musste man am Vorabend der Revolution feststellen, dass der Staatsbankrott kurz Bevor stand. Wäre die Revolution nicht ausgebrochen, so hätte die Schuldenlast das Gesellschaftssystem umgeworfen. Der Staat war handlungsunfähig. Bereits 1715 betrug die Gesamtverschuldung 2.936 Mio. l.t. - alleine schon der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg kostete Frankreich 1776 ca. 2.000 Mio. l.t., die dazu addiert werden mussten. Da es nach dem Scheitern des Lawschen Experiments knapp 100 Jahre keine Staatsbank gab, musste sich der Staat bei ausländischen Banken oder eben mit Hilfe von Finanziers Mittel für seine Ausgaben besorgen. Also wurde auch seit 1720 kein Papiergeld in Umlauf gebracht, was die Abhängigkeit von Edelmetall forcierte. Erst Turgot richtete 1776 eine Diskontbank ein, die langsam ähnliche Aufgaben einer Staatsbank leistete. Neben den zyklischen Wirtschaftskrisen infolge der Missernten gab es auch unglückliche politische Entscheidungen, wie z.B. den Handelsvertrag mit England 1786. Hier wurde den Winzern geholfen, allerdings gleichzeitig nicht bedacht, dass die Produktionskosten in England durch maschinelle Produktionsweise im Textilbereich wesentlich geringer waren. Die Folge war große Arbeitslosigkeit in der Textilindustrie bei ...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Wirtschaftstheorien und -formen im Ancien Régime – Merkantilismus
- Weitere wichtige Inhalte des Merkantilismus exemplarisch dargestellt
- Die Wirtschaftstheorien und -formen im Ancien Régime –Physiokratie
- Wichtige Unterschiede zwischen Merkantilismus und Physiokratie exemplarisch dargestellt
- Gesellschaft und Bevölkerung im Ancien Régime
- Klerus
- Adel
- Roture (Bürgertum und Bauern)
- Frankreichs Wirtschaft im 18. Jahrhundert
- Vergleich zu England – Wirtschaft und Finanzsystem
- Wirtschaftliche Krisen im 18. Jahrhundert
- Reformversuche und -blockaden des Finanzwesens
- Anne Robert Jacques Turgot (1775-1776)
- Jacques Necker (1776 – 1781 und 1788 bis 1789)
- Charles-Alexandre, vicomte de Calonne (1783-187)
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die wirtschaftlichen und finanziellen Faktoren, die zum Ausbruch der Französischen Revolution von 1789 führten. Sie beleuchtet die Wirtschaftstheorien des 17. und 18. Jahrhunderts, das damalige Gesellschaftssystem und dessen wirtschaftliche sowie politische Strukturen. Zudem wird das Steuersystem im Vergleich zu England untersucht, um die strukturellen Defizite im Ancien Régime zu verdeutlichen. Die Arbeit analysiert die wirtschaftliche Situation Frankreichs, insbesondere seit den 1770er Jahren, und beleuchtet Reformversuche, die durch verschiedene Finanzkontrolleure initiiert wurden. Sie zeigt auf, dass nicht nur die wirtschaftliche Fehlentwicklung, sondern auch die Ungleichheit zwischen Privilegierten und dem Prekariat der Bevölkerung sowie das politische System und die Verwaltung zum Staatsbankrott führten.
- Wirtschaftstheorien des 17. und 18. Jahrhunderts (Merkantilismus und Physiokratie)
- Gesellschaftssystem und dessen wirtschaftliche, politische und finanzielle Machtverhältnisse im Ancien Régime
- Vergleich des Steuersystems mit England
- Analyse der wirtschaftlichen Lage Frankreichs und Reformversuche im 18. Jahrhundert
- Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Fehlentwicklung, sozialer Ungleichheit und politischem System als Ursachen für den Staatsbankrott
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Wirtschafts- und Finanzkrise vor der Französischen Revolution ein und erläutert die Zielsetzung der Hausarbeit. Kapitel 2.1 behandelt den Merkantilismus als eine der prägenden Wirtschaftstheorien des Ancien Régime und beleuchtet dessen wichtige Inhalte, wie z.B. die Förderung der gewerblichen Wirtschaft und die Anwendung von Preistaxen und Produktionsvorschriften. Kapitel 2.2 befasst sich mit der Physiokratie, einer weiteren Wirtschaftskonzeption, die sich insbesondere auf die Förderung der Landwirtschaft konzentrierte und eine Reaktion auf den Merkantilismus darstellt. In Kapitel 3 wird die gesellschaftliche Struktur des Ancien Régime mit ihren unterschiedlichen Ständen (Klerus, Adel und Roture) beschrieben. Die Kapitel 4 und 5 analysieren die wirtschaftliche Situation Frankreichs im 18. Jahrhundert, mit Fokus auf die Steuerlast der ländlichen Bevölkerung, die Einkommen und Ausgaben des Hofadels sowie den Vergleich mit Englands Wirtschaft und Finanzsystem. Kapitel 6 behandelt Reformversuche im Finanzwesen unter Turgot, Necker und Calonne.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit befasst sich mit den Themen Merkantilismus, Physiokratie, Ancien Régime, Staatsbankrott, Frankreichs Wirtschaft im 18. Jahrhundert, Steuersystem, Vergleich mit England, Reformversuche, soziale Ungleichheit, politisches System, Verwaltung, wirtschaftliche Fehlentwicklung.
- Quote paper
- Daniel Jochem (Author), 2011, Wirtschafts- und Finanzkrise vor der Französischen Revolution 1789, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174748