Immer wieder wird man mit Situationen konfrontiert, in denen Entscheidungen zu einer komplexen oder unklaren Sachlage unter Zeitdruck getroffen werden müssen. Dabei ist es teilweise unmöglich die Umstände unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren zu überdenken und rationale Analysen anzustellen. Oft liegen nicht alle beeinflussenden Faktoren offen, die für den weiteren Verlauf wichtig sind. Für spontane Entscheidungen, insbesondere im Umgang mit Menschen, ist man oft mehr auf intuitives Gespür angewiesen, als sich die Meisten bewusst sind. Intuition befähigt Menschen das Wesentliche einer Situation unmittelbar zu erfassen und angemessene Handlungsansätze daraus abzuleiten.
„Du weißt mehr als du weißt“.
Dieser Aussage liegt die Tatsache zu Grunde, dass der Mensch sich subliminal Wissen aneignet, das zu einem späteren Zeitpunkt die Basis von Entscheidungen darstellt. Dieses Wissen kann nicht gezielt eingesetzt werden, da es im Unterbewusstsein abgespeichert wurde. Die Intuition macht sich dieses implizite Wissen bei der Bewertung einer Situation zu Nutze und hebt wichtige Informationen auf die Bewusstseinsebene. Beurteilt der Betroffene eine Situation auf der Vernunftebene, stehen ihm dabei „nur“ seine im Bewusstsein vorhandenen Kenntnisse zur Verfügung. Aus diesem Grund werden bewusste Urteile häufig einseitig getroffen und
können durch Vorurteile oder vorgegebene und eingefahrene Betrachtungsweisen beeinträchtigt werden. Intuitive Urteile entziehen sich dieser Einflüsse und können dadurch ungehemmt komplexe Gegebenheiten ganzheitlich bewerten.
Intuition wurde in der westlichen Welt lange Zeit kaum thematisiert, da intuitive Entscheidungen oft als unprofessionell, irrational und vage bezeichnet werden. In den letzten Jahren wurde die positiven Eigenschaften der Intuition jedoch sowohl in sozialen Berufen als auch im Managementbereich immer mehr wahrgenommen und ihre Vorteile wurden verstärkt genutzt. Durch verschiedene Forschungsansätze wird versucht dem Geheimnis der Intuition auf die Spur zu kommen. Die Intuition war, ist und wird aber wahrscheinlich immer ein Phänomen bleiben, das sich einer lückenlosen Klärung entzieht. Wie die Vorteile dieses Phänomens trotzdem genutzt werden können, wird in dieser Arbeit im Hinblick auf Berufe, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht, insbesondere der Sozialen Arbeit, behandelt.[...]
Inhaltsverzeichnis
- 0 Einleitung
- 1 Erklärung des Phänomens Intuition
- 1.1 Definition von Intuition
- 1.2 Geschichtliches zur Intuition
- 1.3 Verschiedene Arten der Intuition und ihre Funktionen
- 1.3.1 Intuition als Gefahrensignal
- 1.3.2 Intuition als „Werkzeug“ für wissenschaftliche Entdeckungen
- 1.3.3 Intuition als Eingebung oder Geistesblitz
- 1.3.4 Intuition als Hilfe bei einer Entscheidungsfindung
- 2 Grenzen der Intuition
- 2.1 Abgrenzung von Intuition zu anderen Begriffen
- 2.2 Faktoren, die das Wirken der Intuition beeinträchtigen können
- 2.2.1 Berne's Theorie der Ich-Zustände
- 2.2.2 Gewohnheiten und Tabus
- 2.2.3 Angst vor Intuition
- 2.2.4 Verstand und Sprache
- 2.3 Intuitive Typen
- 2.3.1 Weibliche Intuition
- 2.3.2 Kindliche Intuition
- 2.3.3 Menschen aus fernöstlichen Kulturen
- 2.3.4 Intuitive Persönlichkeiten
- 2.4 Intuition angeboren oder anerzogen?
- 3 Ergebnisse aus der Gehirnforschung und der Neurobiologie
- 3.1 Linke und rechte Gehirnhälfte
- 3.2 Explizites und implizites Wissen
- 3.3 Somatische Marker von Antonio Damasio
- 3.4 Spiegelneuronen
- 3.5 Das „Bauchhirn“
- 4 Intuition in der Sozialen Arbeit
- 4.1 Die Relevanz von Intuition innerhalb der Sozialen Arbeit
- 4.2 Aspekte von Intuition in der Sozialen Arbeit
- 4.2.1 Mangelnde Literatur und Lehre
- 4.2.2 Professionalisierungsdebatte
- 4.3 Ansätze intuitiven Arbeitens in der Sozialen Arbeit
- 4.3.1 Intuitive Bilder als Ausdrucksform
- 4.3.2 Aspekt der Intuition in der Waldorfpädagogik
- 5 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Bedeutung von Intuition in der Sozialen Arbeit. Ziel ist es, das Phänomen Intuition zu definieren, seine Grenzen aufzuzeigen und seine Relevanz für den professionellen Alltag sozialer Berufe zu beleuchten. Dabei werden verschiedene Perspektiven, von der Gehirnforschung bis hin zu philosophischen und kulturellen Aspekten, berücksichtigt.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs Intuition
- Neurobiologische Grundlagen intuitiven Wissens
- Grenzen und Beeinträchtigungen intuitiven Handelns
- Intuition in der Sozialen Arbeit: Relevanz und Herausforderungen
- Ansätze zur Förderung und Integration von Intuition in die soziale Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
0 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt alltägliche Situationen, in denen intuitive Entscheidungen getroffen werden müssen. Sie hebt die Bedeutung von Intuition für spontane Entscheidungen, insbesondere im Umgang mit Menschen, hervor und betont die Fähigkeit der Intuition, das Wesentliche einer Situation zu erfassen und angemessene Handlungsansätze abzuleiten. Der Verweis auf implizites Wissen und den Vergleich mit bewussten Urteilen unterstreicht die potenziellen Vorteile intuitiver Entscheidungsfindung.
1 Erklärung des Phänomens Intuition: Dieses Kapitel liefert eine umfassende Definition von Intuition und beleuchtet ihre historische Entwicklung. Es differenziert verschiedene Arten von Intuition (Gefahrensignale, wissenschaftliche Entdeckungen, Eingebungen, Entscheidungsfindung) und analysiert deren jeweilige Funktionen. Der Fokus liegt auf der Beschreibung des Phänomens selbst, seiner Vielschichtigkeit und seiner Rolle in verschiedenen Kontexten.
2 Grenzen der Intuition: Hier werden die Grenzen und potenziellen Fallstricke von Intuition untersucht. Das Kapitel analysiert Faktoren, die das intuitive Wahrnehmen beeinflussen können, wie z.B. Berne's Theorie der Ich-Zustände, Gewohnheiten, Ängste und den Einfluss von Verstand und Sprache. Es werden verschiedene intuitive Persönlichkeitstypen betrachtet und die Frage nach der angeborenen oder anerzogenen Natur von Intuition diskutiert. Der Schwerpunkt liegt auf einem differenzierten Verständnis der Bedingungen, unter denen Intuition zuverlässig oder weniger zuverlässig ist.
3 Ergebnisse aus der Gehirnforschung und der Neurobiologie: In diesem Kapitel werden Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft herangezogen, um die biologischen Grundlagen von Intuition zu erforschen. Die Rolle der linken und rechten Gehirnhälfte, explizites und implizites Wissen, Damasios somatische Marker, Spiegelneuronen und das „Bauchhirn“ werden analysiert, um die neurobiologischen Prozesse hinter intuitiven Entscheidungen besser zu verstehen. Der Kapitel verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse mit dem zuvor diskutierten Phänomen der Intuition.
4 Intuition in der Sozialen Arbeit: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die Anwendung und Relevanz von Intuition im Kontext der Sozialen Arbeit. Es werden die Bedeutung von Intuition für den Beruf sowie Aspekte wie mangelnde Literatur, die Professionalisierungsdebatte und Ansätze intuitiven Arbeitens (z.B. intuitive Bilder, Waldorfpädagogik) diskutiert. Der Schwerpunkt liegt auf der praktischen Relevanz von Intuition und den damit verbundenen Herausforderungen für die Soziale Arbeit.
Schlüsselwörter
Intuition, Soziale Arbeit, implizites Wissen, Entscheidungsfindung, Gehirnforschung, Neurobiologie, Intuitionstypen, Grenzen der Intuition, Professionalisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Intuition in der Sozialen Arbeit
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit befasst sich umfassend mit dem Phänomen der Intuition, insbesondere ihrer Bedeutung und Relevanz innerhalb der Sozialen Arbeit. Sie untersucht die Definition, die Grenzen und die Anwendung von Intuition im professionellen Kontext sozialer Berufe.
Welche Aspekte der Intuition werden behandelt?
Die Arbeit behandelt verschiedene Aspekte der Intuition, darunter ihre Definition und Abgrenzung zu anderen Begriffen, ihre historischen Wurzeln, verschiedene Arten von Intuition (z.B. Gefahrensignale, wissenschaftliche Entdeckungen, Eingebungen), ihre neurobiologischen Grundlagen (Gehirnforschung, linke und rechte Gehirnhälfte, implizites Wissen, somatische Marker, Spiegelneuronen), Faktoren, die die Intuition beeinflussen (z.B. Berne's Theorie der Ich-Zustände, Gewohnheiten, Ängste), verschiedene intuitive Persönlichkeitstypen und die Frage nach der angeborenen oder anerzogenen Natur der Intuition.
Wie wird die Relevanz der Intuition für die Soziale Arbeit untersucht?
Die Arbeit beleuchtet die Relevanz von Intuition in der Sozialen Arbeit, indem sie deren Bedeutung für den professionellen Alltag sozialer Berufe untersucht. Sie diskutiert Aspekte wie den Mangel an Literatur und Lehre zum Thema Intuition in der Sozialen Arbeit, die Professionalisierungsdebatte und Ansätze intuitiven Arbeitens (z.B. intuitive Bilder, Waldorfpädagogik).
Welche Erkenntnisse aus der Gehirnforschung werden berücksichtigt?
Die Arbeit integriert Erkenntnisse aus der Gehirnforschung und Neurobiologie, um die biologischen Grundlagen von Intuition zu erforschen. Sie analysiert die Rolle der linken und rechten Gehirnhälfte, explizites und implizites Wissen, Damasios somatische Marker, Spiegelneuronen und das „Bauchhirn“ im Zusammenhang mit intuitiven Entscheidungen.
Welche Grenzen und Herausforderungen der Intuition werden angesprochen?
Die Arbeit identifiziert und analysiert die Grenzen und potenziellen Fallstricke intuitiven Handelns. Sie betrachtet Faktoren, die das intuitive Wahrnehmen beeinflussen können, wie z.B. Berne's Theorie der Ich-Zustände, Gewohnheiten, Ängste und den Einfluss von Verstand und Sprache. Die Frage, ob Intuition angeboren oder anerzogen ist, wird ebenfalls diskutiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Erklärung des Phänomens Intuition, Grenzen der Intuition, Ergebnisse aus der Gehirnforschung und der Neurobiologie, Intuition in der Sozialen Arbeit und Fazit und Ausblick. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Auseinandersetzung mit den jeweiligen Aspekten der Intuition.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral für die Arbeit?
Zentrale Schlüsselbegriffe sind: Intuition, Soziale Arbeit, implizites Wissen, Entscheidungsfindung, Gehirnforschung, Neurobiologie, Intuitionstypen, Grenzen der Intuition und Professionalisierung.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung von Intuition in der Sozialen Arbeit zu untersuchen, das Phänomen Intuition zu definieren, seine Grenzen aufzuzeigen und seine Relevanz für den professionellen Alltag sozialer Berufe zu beleuchten. Dabei werden verschiedene Perspektiven berücksichtigt, von der Gehirnforschung bis hin zu philosophischen und kulturellen Aspekten.
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- Dipl. Sozialarbeiterin/-päd. Juliane Dalheimer (Author), 2009, Intuition. Eine ungenutzte Ressource in der Sozialen Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174705