Mit der Erlangung der Unabhängigkeit am 15. August 1947 endete nach knapp 200 Jahren die Kolonialherrschaft über Indien, wobei Indien nicht nur die größte, sondern auch die wichtigste Kolonie des britischen Empire war. In Folge eines gewaltfreien Widerstandes gegen die Kolonialherrschaft, angeführt durch Mahatma Gandhi, wurde die Kolonie Indien in das heutige Indien, West-Pakistan (heutiges Pakistan) und Ost-Pakistan (heutiges Bang-ladesch) geteilt. Im gleichen Atemzug begann das Experiment Demokratie in diesem neuen Indien – in einer agrarischen Gesellschaft –, das nicht nur wegen der Größe, sondern auch wegen der Dauerhaftigkeit und Stabilität als weltweite Ausnahme anzusehen ist.
In der vorliegenden Arbeit soll, mit Hilfe einer Einzelfallstudie, die Entwicklung Indiens zur größten Demokratie der Welt betrachtet werden. Es soll untersucht werden, warum in einem Land wie Indien, das ein multi-ethnischer Staat ist und in der Zeit des Kalten Krieges als Entwicklungsland oder auch Dritte Welt Land bezeichnet wurde, eine Demokratie entstand und diese hohe Stabilität erlangte. Hierzu sollen die klassische Modernisierungstheorie, die Survival Story, aber auch eine Weiterentwicklung der Modernisierungs-theorie nach Carles Boix aus dem Jahr 2006, auf das Fallbeispiel Indien angewendet werden. Einhergehend stellen sich die Fragen, ob und welche wirtschaftlichen Indikatoren eine Demokratisierung einer Gesellschaft begünstigen oder ob solche Indizes lediglich eine stabilisierende Funktion besitzen.
Im folgenden Kapitel sollen die Systemtypen der Demokratie und autoritärer Regime zunächst definiert und voneinander abgegrenzt werden. Anschließend werden die einzelnen Theorien näher erläutert, sowie auf ihre Stärken und Schwächen eingegangen. Im daran anschließenden Kapitel wird das Land Indien betrachtet, wobei das Augenmerk nicht nur auf die Entstehung und innenpolitische Entwicklung gelegt werden soll, sondern auch auf die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung hin zum BRIC-Staat. Daran anknüpfend erfolgt die Anwendung der Theorien auf das Fallbeispiel Indien, indem die wirtschaftlichen Indizes angewendet werden, um so zu klären, ob die Entwicklung und Stabilisierung der Demokratie in Indien anhand ökonomischer Faktoren nachvollziehbar ist. Anschließend soll im Fazit eine kurze Zusammenfassung sowie eine Synthese und Analyse der Beobachtungen erfolgen, die mit einer Bewertung des Fallbeispiels einhergehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition und Abgrenzung von Demokratien und autoritären Regimen
- Die ökonomischen Theorien der Demokratisierung
- Die klassische Modernisierungstheorie
- Przeworskis „Survival Story“
- Das Demokratisierungsmodell nach Boix
- Die innenpolitische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Indiens
- Die innenpolitische Entwicklung Indiens
- Die gesellschaftliche Entwicklung Indiens
- Die wirtschaftliche Entwicklung seit 1947
- Anwendung der Theorien auf die indische Demokratie
- Die Anwendung der klassischen Modernisierungstheorie und der Survival Story
- Die Anwendung der modifizierten Modernisierungstheorie von Carles Boix
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entstehung und Stabilität der Demokratie in Indien anhand einer Einzelfallstudie. Es wird analysiert, wie in einem multi-ethnischen Land wie Indien, das während des Kalten Krieges als Entwicklungsland galt, eine Demokratie entstand und eine hohe Stabilität erlangte. Die Arbeit beleuchtet dabei die Rolle ökonomischer Faktoren und befasst sich mit der Frage, ob diese die Demokratisierung oder lediglich die Stabilisierung der Demokratie fördern.
- Definition und Abgrenzung von Demokratie und autoritären Regimen
- Die Anwendung ökonomischer Theorien auf die Demokratisierung
- Die innenpolitische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Indiens
- Die Anwendung der Theorien auf die indische Demokratie
- Die Bedeutung ökonomischer Faktoren für die Stabilität der Demokratie in Indien
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Fragestellung und den Fokus der Arbeit vor, indem sie die Herausforderungen der Demokratie in einem Land wie Indien beleuchtet und die zu analysierenden Theorien einführt.
- Definition und Abgrenzung von Demokratien und autoritären Regimen: Dieses Kapitel definiert die Begriffe „Demokratie“ und „autoritäres Regime“ und grenzt diese voneinander ab. Es analysiert die Merkmale, die diese Systemtypen auszeichnen und zeigt die Unterschiede in Bezug auf politische Freiheit, Pluralismus und die Rolle des Volkes auf.
- Die ökonomischen Theorien der Demokratisierung: Dieses Kapitel untersucht verschiedene ökonomische Theorien, die die Entstehung und den Wandel von Demokratien erklären. Es analysiert die klassische Modernisierungstheorie, Przeworskis „Survival Story“ und das Demokratisierungsmodell nach Boix. Es erläutert die jeweiligen Argumente und stellt die Stärken und Schwächen jeder Theorie dar.
- Die innenpolitische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Indiens: Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung Indiens seit der Unabhängigkeit im Jahr 1947. Es beleuchtet die innenpolitische Entwicklung, die gesellschaftliche Transformation und die wirtschaftliche Entwicklung, die Indien zu einem wichtigen BRIC-Staat gemacht haben.
- Anwendung der Theorien auf die indische Demokratie: In diesem Kapitel werden die zuvor vorgestellten Theorien auf die indische Demokratie angewendet. Es wird untersucht, inwieweit die wirtschaftliche Entwicklung Indiens die Demokratisierung des Landes beeinflusst hat und welche Rolle ökonomische Faktoren für die Stabilität der Demokratie spielen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Demokratie, autoritäres Regime, Modernisierungstheorie, Survival Story, ökonomische Faktoren, Entwicklung, Stabilität, multi-ethnischer Staat, BRIC-Staat, Indien.
- Quote paper
- Bachelor of Arts Mehran Zolfagharieh (Author), 2011, Indien: Postkoloniale Demokratie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174580