Kein marxistischer Theoretiker der Nachkriegszeit hat im Westen so ein universelles Ansehen genossen wie Antonio Gramsci. Seine theoretischen Schriften wurden nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, Lateinamerika und Asien entdeckt, übersetzt und analysiert. Selten haben Begriffe wie Hegemonie, Zivile Gesellschaft, Historischer Block, Ideologie etc. in den politischen Diskursen so eine Verbreitung gefunden. Er wird nach Marx und Lenin als wichtigster Theoretiker des Marxismus gefeiert.
In den 60ern des 20. Jahrhunderts haben sehr wenige den Wert seiner Schriften bzw. der Gefängnishefte schätzen können. Heute ist es anders: Gramscis Schriften und besonders die Gefängnishefte sind in fast alle Weltsprachen übersetzt. Heute kann jeder Gramscis Schriften ohne Vermittlung lesen und sich ein Bild davon machen. Die Diskussionen über den Inhalt und die Bedeutung seiner Schriften ist immer noch nicht beendet. Ganz im Gegenteil, seine Begriffe wie Hegemonie und Zivile Gesellschaft werden immer wieder neu interpretiert.
Gramscis Theorien sind nicht nur ein Gegenstand der Politik und der Philosophie, sondern auch der Pädagogik, Literaturwissenschaften, Sozialpsychologie und sogar der Sprachwissenschaften.
Im Hinblick auf den Zusammenbruch der Sowjet-Union und die neu-hegemonialen Bestrebung der USA seit dem 11. September rufen die unaufhaltsame Dynamik der Globalisierung und die politische Abstinenz in den westlichen Ländern Gramscis Begriffe wie Hegemonie, Zivilgesellschaft, Demokratie etc. verstärkt in Erinnerung.
Und diese Arbeit beabsichtigt, die Dimensionen des Hegemoniebegriffs Gramscis herauszuarbeiten und sie danach mit der Laclau/Mouffeschen Interpretation zu vergleichen. Dabei werden nicht nur Schriften Gramscis und Lauclau/Mouffes herangezogen, sondern auch das Buch Perry Andersons „Antonio Gramsci, eine kritische Würdigung“ zu Hilfe genommen.
Gramsci entwickelte die Hegemonietheorie nicht nur, um die politischen Zustände in Italien zu analysieren, sondern er versuchte auch, einen Ausweg in den Jahren des aufkommenden Faschismus zu finden. Er machte sich Gedanken, wie man die neuen Zustände in den kapitalistischen Ländern begreifen und der kommunistischen Bewegung ein theoretisches Rüstzeug geben könnte. Durch seine Arbeit erweiterte er die theoretische Basis der marxistischen Theorie. Allerdings sollte diese Theorie nicht nur in der kommunistischen Bewegung, sondern auch, sogar vielmehr in den nicht-marxistischen Kreisen Widerhall finden.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- I. Der Hegemoniebegriff im Allgemeinen
- 1. Die Dimensionen des Begriffs
- 2. Die Entdeckung des Hegemoniebegriffs
- 3. Der russische Ursprung des Hegemoniebegriffs
- II. Der Hegemoniebegriff in den Gefängnisheften
- 1. Hegemonie als Instrument des Partikularismus
- 2. Hegemonie als Instrument der Politik
- 3. Hegemonie als eine Kombination von Zwang und Konsens
- III. Der Hegemoniebegriff bei Laclau/Mouffe
- 1. Kritik der Philosophie
- 2. Radikalisierung des Hegemoniebegriffs
- 3. Der Begriff des Leeren
- 4. Artikulation als Operationsmethode
- 5. Kritik an Gramsci
- 6. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Hegemoniebegriff, vergleicht Gramscis Konzeption mit der Interpretation von Laclau und Mouffe und beleuchtet dessen historische Entwicklung und Anwendung in verschiedenen Bereichen der Sozialwissenschaften. Die Arbeit zielt darauf ab, die vielschichtigen Dimensionen des Begriffs aufzuzeigen und dessen Bedeutung für politische Analyse und Praxis zu verdeutlichen.
- Der Hegemoniebegriff bei Gramsci
- Vergleichende Analyse von Gramscis und Laclau/Mouffes Hegemoniekonzepten
- Die Rolle der Ideologie in der Herstellung von Hegemonie
- Hegemonie als Instrument der Politik und gesellschaftlicher Herrschaft
- Anwendung des Hegemoniebegriffs in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Die Einleitung betont die weitreichende Bedeutung von Gramscis Werk und dessen anhaltende Relevanz im politischen Diskurs. Sie hebt die vielfache Interpretation und Anwendung seiner Konzepte wie Hegemonie und Zivilgesellschaft hervor, sowie deren Aktualität angesichts globaler Entwicklungen und politischer Veränderungen.
I. Der Hegemoniebegriff im Allgemeinen: Dieses Kapitel analysiert den Hegemoniebegriff in seiner Allgemeinheit. Es erörtert die verschiedenen Dimensionen des Begriffs, seine Entstehung und seine Wurzeln im russischen Kontext. Die Analyse unterstreicht die umfassende Anwendung des Begriffs von Gramsci in diversen Bereichen der Sozialwissenschaften, von der Sprachwissenschaft bis zur Politikwissenschaft, und beschreibt ihn als ein vielseitig einsetzbares Werkzeug der Analyse.
II. Der Hegemoniebegriff in den Gefängnisheften: Das Kapitel fokussiert auf Gramscis eigene Konzeptualisierung von Hegemonie in seinen Gefängnisheften. Es beleuchtet die Rolle der Hegemonie als Instrument des Partikularismus, als Mittel der Politik und als Kombination von Zwang und Konsens. Die Analyse veranschaulicht Gramscis komplexes Verständnis von Hegemonie im Kontext sozialer und politischer Machtstrukturen.
III. Der Hegemoniebegriff bei Laclau/Mouffe: Dieser Abschnitt vergleicht Gramscis Hegemoniebegriff mit der Interpretation von Laclau und Mouffe. Er analysiert die Kritik von Laclau und Mouffe an der traditionellen Philosophie, die Radikalisierung ihres Hegemoniebegriffs und ihre Konzepte wie "das Leere" und "Artikulation". Die Kritik an Gramsci sowie der Vergleich mit diesem bilden den Schwerpunkt dieses Abschnitts.
Schlüsselwörter
Hegemonie, Gramsci, Laclau, Mouffe, Ideologie, Zivile Gesellschaft, Marxismus, Politik, Macht, Herrschaft, Diskurs, Artikulation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des Hegemoniebegriffs bei Gramsci und Laclau/Mouffe
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Hegemoniebegriff, vergleicht Gramscis Konzeption mit der Interpretation von Laclau und Mouffe und beleuchtet dessen historische Entwicklung und Anwendung in verschiedenen Bereichen der Sozialwissenschaften. Das Ziel ist, die vielschichtigen Dimensionen des Begriffs aufzuzeigen und dessen Bedeutung für politische Analyse und Praxis zu verdeutlichen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Hegemoniebegriff bei Gramsci, eine vergleichende Analyse von Gramscis und Laclau/Mouffes Hegemoniekonzepten, die Rolle der Ideologie in der Herstellung von Hegemonie, Hegemonie als Instrument der Politik und gesellschaftlicher Herrschaft sowie die Anwendung des Hegemoniebegriffs in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptteile: Einleitung, "Der Hegemoniebegriff im Allgemeinen", "Der Hegemoniebegriff in den Gefängnisheften" (Gramsci) und "Der Hegemoniebegriff bei Laclau/Mouffe". Jeder Teil analysiert den Hegemoniebegriff aus verschiedenen Perspektiven und vergleicht die verschiedenen Ansätze.
Was wird im Kapitel "Der Hegemoniebegriff im Allgemeinen" behandelt?
Dieses Kapitel analysiert den Hegemoniebegriff in seiner Allgemeinheit, erörtert seine verschiedenen Dimensionen, seine Entstehung und seine Wurzeln im russischen Kontext. Es unterstreicht die umfassende Anwendung des Begriffs in diversen Bereichen der Sozialwissenschaften.
Was ist der Fokus des Kapitels "Der Hegemoniebegriff in den Gefängnisheften"?
Dieses Kapitel fokussiert auf Gramscis eigene Konzeptualisierung von Hegemonie. Es beleuchtet die Rolle der Hegemonie als Instrument des Partikularismus, als Mittel der Politik und als Kombination von Zwang und Konsens im Kontext sozialer und politischer Machtstrukturen.
Worauf konzentriert sich der Abschnitt über Laclau/Mouffe?
Dieser Abschnitt vergleicht Gramscis Hegemoniebegriff mit der Interpretation von Laclau und Mouffe. Er analysiert deren Kritik an der traditionellen Philosophie, die Radikalisierung ihres Hegemoniebegriffs und ihre Konzepte wie "das Leere" und "Artikulation". Die Kritik an Gramsci und der Vergleich mit ihm bilden den Schwerpunkt.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Hegemonie, Gramsci, Laclau, Mouffe, Ideologie, Zivilgesellschaft, Marxismus, Politik, Macht, Herrschaft, Diskurs, Artikulation.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Quelle dieser FAQ ist eine zusammenfassende Übersicht über ein akademisches Werk zur Hegemonie. Genaueres zu den verwendeten Quellen findet sich im vollständigen Text.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Wissenschaftler*innen und Studierende der Sozialwissenschaften, Politikwissenschaft und Philosophie, die sich mit dem Hegemoniebegriff und den Arbeiten von Gramsci und Laclau/Mouffe auseinandersetzen.
- Quote paper
- Sadik Usta (Author), 2010, Ursprung und Anwendung des Hegemoniebegriffs bei Gramsci, Laclau und Mouffe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174519