Das Schwanken zwischen Freihandel und Protektionismus prägt auch im Zeitalter der
Globalisierung nahezu alle internationalen Wirtschaftsbeziehungen egal ob zwischen
Industriestaaten oder in Frage der Entwicklungspolitik. Internationale Organisationen
wie die Europäische Union oder die World Trade Organization (WTO) sehen sich
diesem Konflikt genauso ausgesetzt wie einzelne Nationalstaaten oder supranationale
Konzerne.
Ziel dieser Arbeit ist es Protektionismus und Freihandel auf ihre historischen Wurzeln
zurückzuführen. Ersterer dürfte seinen Ursprung wohl im Merkantilismus der absoluten
Monarchien des 16., 17. und 18. Jahrhunderts haben. Zweiterer wohl in dem durch
Adam Smith im 18. Jahrhundert begründeten klassischen Liberalismus. In dieser
Arbeit soll die aktuelle Diskussion beider Konzepte auf ideengeschichtlicher Ebene
fortgeführt werden.
Dazu werden in einem ersten Schritt Grundsätze merkantilistischer und liberaler
Außenhandelspolitik beschrieben. In einem zweiten Schritt werden einige
charakteristisch merkantilistische Instrumente und Anschauungen Edelmetall- und
Zollpolitik betreffend der liberalen Argumentation Adam Smiths ausgesetzt.
Anschließend soll auf Basis der vorangegangen Kapitel der sinnvolle Einsatz von
protektionistischen und Freihandelsinstrumenten im Entwicklungsprozess einer
Volkswirtschaft der Dritten Welt aufgezeigt werden.
Da diese Arbeit vor allem auf historischer und ideengeschichtlicher Ebene
argumentieren soll, erschien es sinnvoll in erster Linie mit Originalliteratur zu arbeiten.
So bietet Adam Smiths „Der Wohlstand der Nation“ und David Ricardos „Über die
Gründsätze der politischen Ökonomie und der Besteuerung“ einen umfassenden
Überblick über die Ursprünge liberalen Gedankenguts. Als schwierig hat sich hingegen
die Suche nach umfassenden Originalquellen den Merkantilismus betreffend erwiesen,
so dass dieser Teil der Arbeit in erster Linie auf Jürg Niehans „Der Gedanke der
Autarkie“ beruht.
Inhaltverzeichnis
I. Einleitung
II. Hauptteil
1. Grundsätze merkantilistischer Außenhandelspolitik
2. Grundsätze klassisch-liberaler Außenhandelspolitik
3. Merkantilismus contra Liberalismus
3.1 Edelmetallpolitik
3.2 Zölle auf Waren
4. Schlussfolgerungen für sich entwickelnde Volkswirtschaften
III. Fazit
IV. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Das Schwanken zwischen Freihandel und Protektionismus prägt auch im Zeitalter der Globalisierung nahezu alle internationalen Wirtschaftsbeziehungen egal ob zwischen Industriestaaten oder in Frage der Entwicklungspolitik. Internationale Organisationen wie die Europäische Union oder die World Trade Organization (WTO) sehen sich diesem Konflikt genauso ausgesetzt wie einzelne Nationalstaaten oder supranationale Konzerne.
Ziel dieser Arbeit ist es Protektionismus und Freihandel auf ihre historischen Wurzeln zurückzuführen. Ersterer dürfte seinen Ursprung wohl im Merkantilismus der absoluten Monarchien des 16., 17. und 18. Jahrhunderts haben. Zweiterer wohl in dem durch Adam Smith im 18. Jahrhundert begründeten klassischen Liberalismus. In dieser Arbeit soll die aktuelle Diskussion beider Konzepte auf ideengeschichtlicher Ebene fortgeführt werden.
Dazu werden in einem ersten Schritt Grundsätze merkantilistischer und liberaler Außenhandelspolitik beschrieben. In einem zweiten Schritt werden einige charakteristisch merkantilistische Instrumente und Anschauungen Edelmetall- und Zollpolitik betreffend der liberalen Argumentation Adam Smiths ausgesetzt. Anschließend soll auf Basis der vorangegangen Kapitel der sinnvolle Einsatz von protektionistischen und Freihandelsinstrumenten im Entwicklungsprozess einer Volkswirtschaft der Dritten Welt aufgezeigt werden.
Da diese Arbeit vor allem auf historischer und ideengeschichtlicher Ebene argumentieren soll, erschien es sinnvoll in erster Linie mit Originalliteratur zu arbeiten. So bietet Adam Smiths „Der Wohlstand der Nation“ und David Ricardos „Über die Gründsätze der politischen Ökonomie und der Besteuerung“ einen umfassenden Überblick über die Ursprünge liberalen Gedankenguts. Als schwierig hat sich hingegen die Suche nach umfassenden Originalquellen den Merkantilismus betreffend erwiesen, so dass dieser Teil der Arbeit in erster Linie auf Jürg Niehans „Der Gedanke der Autarkie“ beruht.
II. Hauptteil
1. Grundsätze merkantilistischer Außenhandelspolitik
Die merkantilistische Außenhandelspolitik ist durch protektionistische Instrumente wie Einfuhrverbote, Zölle und Ausfuhrverbote bestimmt.1 Allerdings finden diese Instrumente nicht auf alle Arten von Gütern gleiche Anwendung. Der Merkantilismus unterscheidet grundsätzlich zwischen Waren und Edelmetallen. Durch die Verhängung von Einfuhrverboten soll der Import von Fertigwaren unterbunden oder durch Zollschranken zumindest eingeschränkt werden.2 Die Einfuhr von Gold und Silber hingegen ist in merkantilistischen Wirtschaftssystem ausdrücklich erwünscht, und daher frei von protektionistischen Hindernissen.3 Betrachtet man die merkantilistische Exportpolitik, verhält es sich genau umgekehrt. Während die Ausfuhr von Edelmetallen meist völlig verboten ist, findet die Ausfuhr von Fertigprodukten ungehindert statt.4
Diese Grundsätze greifen umso stärker, je stärker ein Staat industrialisiert ist.5 Wenig industrialisierten Nationen hingegen wird auch im Merkantilismus die Einfuhr von industriellen Fertigwaren zugesprochen um die Bedürfnisse der Bevölkerung zu decken.6
Begründet ist die staatlich Zollpolitik in der allgemeinen Betrachtungsweise des Außenhandels. Der merkantilistischen Ideologie zufolge resultieren aus den von Staat zu Staat verschiedenen Produktionsbedingungen zwischenstaatliche Interessenkonflikte, die jederzeit in einen offenen Krieg ausufern können.7 Im Handel sehen Merkantilisten nichts anderes als eine Art Waffe diese Konflikte zu Gunsten der eigenen Nation zu entscheiden, also einen „[…] fortgesetzten Krieg mit anderen Mitteln […]“.8
Um nun in diesen immerwährenden Konflikten bestehen zu können erscheint es notwendig, so unabhängig wie möglich von anderen Staaten zu sein. Hieraus ergibt sich eine handelspolitische Idealvorstellung, nach der die jeweilige Volkswirtschaft ihren Bedarf an Lebensmitteln und Fertigwaren selbst deckt und darüber hinaus noch in der Lage ist einen Überschuss zu produzieren um diesen im Tausch gegen Edelmetalle und andere Rohstoffe auszuführen.9 Neben diesem Ideal der „Warenautarkie“10 ist die Erzeugung einer positiven Handelsbilanz für die merkantilistische Außenhandelspolitik von enormer Bedeutung.11 Ein Handelsbilanzgewinn ist im merkantilistischen Denken gleichzusetzen mit Macht.12 Da Handel nach merkantilistischer Definition nur eine abgewandelte Form des Kriegs ist und eine positive Handelsbilanz als Stärkung der eigenen Volkswirtschaft bei gleichzeitiger Schwächung der anderen Volkswirtschaft gedeutet wird, ist die Frage nach positiver oder negativer Handelsbilanz gleichzeitig die Frage nach Sieg oder Niederlage in eben diesem Handelskrieg.
Die grundlegenden Ziele merkantilistischer Außenhandelspolitik sind also die Erwirtschaftung eines Außenhandelsüberschusses und die Errichtung einer in Hinblick auf Warenproduktion autarken Volkswirtschaft. Allerdings stehen sich diese Zielsetzungen langfristig entgegen.13 Da der Überschuss im Außenhandel erwirtschaftet werden soll ohne Waren in die eigene Volkswirtschaft zu importieren, werden automatisch die ausländischen Absatzmärkte geschwächt, da auf ihnen nur angeboten nicht aber nachgefragt wird. Der Merkantilismus entzieht sich also die eigene Lebensgrundlage, indem er die Volkswirtschaften schädigt, von deren Leistungsfähigkeiten er in seinem Exportbestreben abhängig ist. Hinzukommt, dass die für den jeweiligen ausländischen Markt zuständige Regierung ihrerseits wahrscheinlich ebenfalls Einfuhrzölle und -verbote verhängt also selbst zu merkantilistischen Instrumenten greift um die eigene Volkswirtschaft zu schützen. Langfristig steht also für jedes merkantilistische Wirtschaftssystem zu befürchten das die Senkung der Einfuhr Ausfuhrverluste zur Folge hat, die auch durch die Vorteile der geringeren Einfuhr, also der gesteigerten Autarkie, nicht ausgeglichen werden können.14
Der Wunsch nach „Warenautarkie“ behindert also langfristig das Streben nach Reichtum im Zuge einer positiven Handelsbilanz und wird deswegen von den meisten Merkantilisten hinter die Bilanzpolitik zurückgestellt.15 Die Einfuhr von Waren wird vor allem im Spätmerkantilismus durch die gleichzeitige Erhöhung der Ausfuhr gerechtfertigt, ist also, wenn auch nur als notwendiges Übel, anerkannt, während der Autarkiegedanke zunehmend an Bedeutung verliert.16
Betrachtet man diese Öffnung gegenüber Einfuhren und die Verwerfung des Autarkieideals, lässt sich schon hier der Übergang vom Merkantilismus zum klassischen Liberalismus beobachten,17 jedoch ohne das grundsätzliche Standpunkte wie die Interpretation des Handels als Krieg oder die Ablehnung der aus Handel resultierenden Abhängigkeit aufgegeben werden.18 Vielmehr erkennt der Spätmerkantilismus die Notwendigkeit des Außenhandels an und hofft durch den so erworbenen Wohlstand und die daraus gewonnene Macht den als ungünstig definierten Folgen wie den Verflechtung in internationale Beziehungen und Abhängigkeiten entgehen zu können.19
2. Grundsätze klassisch-liberaler Außenhandelspolitik
Die zentrale handelspolitische Forderung des klassischen Liberalismus ist der Verzicht auf staatliche Interventionen zu Gunsten eines internationalen Freihandels. Entgegen der merkantilitischen Interpretation des Handels als Krieg mit anderen Mitteln in dem es gilt durch Zölle und Verbote andere Nationen zu Gunsten der eigenen Volkswirtschaft zu schädigen, betrachtet der Liberalismus den Außenhandel, sofern er nicht durch protektionistische Instrumente beschränkt wird, als friedensstiftende Kraft, die zum Vorteil aller Beteiligten wirkt.20
Der liberalen Argumentation zufolge, muss der freie und regelmäßige Handel zwischen zwei Nationen stets vorteilhaft für beide sein, da beide Nationen in der Volkswirtschaft des jeweils anderen einen Absatzmarkt für die eigenen überschüssige Waren finden.21
In der Regel dürfte das dabei eingesetzte Kapital, also der Wert der Waren, auf beiden Seiten gleich groß und damit die Handelsbilanz ausgeglichen sein.22 Aus dem gegenseitigen Austausch resultieren Vorteile für beide Volkswirtschaften, da die überschüssige Produktion jeweils durch die Nachfrage auf dem ausländischen Markt finanziert wird, so dass mehr Arbeit und Mittel zur Finanzierung dieser Arbeit vorhanden sind, wovon wiederum die einheimische Bevölkerung profitiert.23 Sollte eine der beiden Nation in erster Linien Waren ausführen die nicht im eigenen Land produziert sondern ebenfalls eingeführt wurden, also Zwischenhandel betreiben, so ist dies zwar weniger vorteilhaft als die Ausfuhr inländisch produzierter Waren, da die Erlöse nicht den eigenen Produktionsstätten zu Gute kommen, allerdings wird immer noch ein Gewinn erzielt, so dass keinesfalls von einem Verlustgeschäft gesprochen werden kann.24
Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass der vom klassischen Liberalismus geforderte freie Außenhandel für alle Seiten in unterschiedlich hohem Maß vorteilhaft, je nach dem wie groß der Anteil selbstproduzierter Waren mit denen eine Nation handelt, ist. Gleichzeitig werden auf diese Weise internationale Abhängigkeiten dadurch geschaffen, dass ein bestimmter Teil der jeweiligen Volkswirtschaft stets von der Nachfrage auf ausländischen Märkten abhängig ist, so dass auch Kriege wesentlich unwahrscheinlicher als im merkantilistischen System erscheinen, da diese auch immer den Wegfall eines gewissen Teils der ausländischen Nachfrage bedeuten würden, somit den eigenen Binnenmarkt schwächen und damit nicht im Interesse nationaler Regierungen liegen.25
In diesem Zusammenhang verwirft die liberale Theorie auch die von Merkantilisten unterstellte Abhängigkeit des volkswirtschaftlichen Wachstums von einer positiven Außenhandelsbilanz.26 Stattdessen definiert sie die Bilanz zwischen Produktion und Verbrauch als wachstumsbestimmende Größe.27 Solange eine Nation mehr produziert als sie verbraucht und mit diesem Überschuss die Nachfrage auf ausländischen Märkten im Zuge eines freien Außenhandels deckt, wächst auch ihre Volkswirtschaft und zwar
in der Größenordnung des produzierten Überschusses.28 Umgekehrt schrumpft eine Volkswirtschaft immer dann, wenn sie mehr verbraucht als sie produziert.29 Insofern ist Wachstum und damit Wohlstand in erster Linie davon abhängig ob das jeweilige Land in der Lage ist einen Überschuss an Waren zu produzieren und diesen Überschuss dann ihm Rahmen eines freien Außenhandels gewinnbringend ausführen kann, nicht aber von einer positiven Handelsbilanz.30
[...]
[...]
1 Vgl. Niehans, Jürg: Der Gedanke der Autarkie: im Merkantilismus von einst und im Neomerkantilismus von gestern, Zürich 1945, S.27.
2 Vgl. ebd., S.78.
3 Vgl. ebd.
4 Vgl. ebd.
5 Vgl. ebd.
6 Vgl. ebd.
7 Vgl. ebd., S.36.
8 Ebd.
9 Vgl. ebd., S.38.
10 Ebd.
11 Vgl. ebd., S.65.
12 Vgl. ebd.
13 Vgl. ebd., S.68.
14 Vgl. ebd.
15 Vgl. ebd. sowie ebd., S.74.
16 Vgl. ebd., S.73.
17 Vgl. ebd.
18 Vgl. ebd., S.82f.
19 Vgl. ebd.
20 Vgl. Smith, Adam: Der Wohlstand der Nation: eine Untersuchung seiner Natur und seiner Ursachen, (übers. und hrsg. von Horst Claus Recktenwald), München 1999, S.406.
21 Vgl. ebd., S.402.
22 Vgl. ebd.
23 Vgl. ebd., S.402f.
24 Vgl. ebd., S.403.
25 Vgl. ebd., S.402ff.
26 Vgl. ebd., S.410.
27 Vgl. ebd., S.410f.
28 Vgl. ebd.
29 Vgl. ebd.
30 Vgl. ebd., S.411.
- Arbeit zitieren
- Jan Trützschler (Autor:in), 2003, Merkantilismus und klassischer Liberalismus als Vorläufer von Protektionismus und internationalem Freihandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17448
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