Der französische Soziologe Pierre Bourdieu strebte schon zu Beginn seiner Arbeit als Sozialwissenschaftler nach einer Form des Eingreifens in die soziale Welt. Damit verbunden ist für Bourdieu immer die Möglichkeit der Reform, die aktive Bemühung um den Abbau von sozialer Ungleichheit, Not und Elend (Münch 2004, S. 417). Denn Bourdieu versteht seine Aufgabe vielmehr als engagierter
Intellektueller, der sich angesichts kultur-und sozialpolitischer Probleme der Teilnahme an konstruktiven Diskussions- und Gestaltungsprozessen verpflichtet fühlt (Schwingel 2000: 8).
Die bildungssoziologsichen Erkenntnisse und Theorien Pierre Bourdieus sollen Gegenstand dieser Arbeit werden. Sie analysieren die Reproduktion sozialer Ungleichheiten durch das Bildungssystem. Dabei soll seiner Theorie der kulturellen Reproduktion besondere Aufmerksamkeit zukommen.
Die folgende Arbeit geht der Frage nach, aus welchem Grund und inwiefern die soziale Herkunft als ausschlaggebend für Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg angesehen werden kann.
Dabei wird zu Beginn der Arbeit die Bedeutung der Bildungsexpansion für den sozialpolitisch angestrebten Abbau sozialer Ungleichheiten im Bildungssystem untersucht.
Anschließend sei Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion dargestellt. Wobei die Reproduktion kulturellen Kapitals und deren Implikationen für die Aufrechterhaltung sozialer Ungleichheit im und durch das Bildungssystem im Vordergrund steht. Bourdieus Konzepte sind Grundlage der Erklärung bestehender Ungleichheiten der Bildungschancen und der Bedeutung der Ressourcen des Einzelnen im Bildungssystem sowie der Bedeutung des Bildungssystems für die Verteilung von Chancen. Nach der theoretischen Ausarbeitung Bourdieus Konzepte der kulturellen Reproduktion folgt die Darlegung ausgewählter empirischer Untersuchungen. In der Tradition der Soziologie Bourdieus soll versucht werden, einerseits durch empirische Studien einen anschaulichen Einblick in die Theorie zu gewähren, andereseits konkrete Ansätze bourdieuscher Bildungssoziologie in der Praxis zu liefern.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einführung
- 2. Bourdieus Theorie kultureller Reproduktion
- 2.1 Das kulturelle Kapital
- 2.2 Kapitaltransformationen
- 2.3 Kulturelles Kapital und soziale Ungleichheiten im Bildungssystem
- 3. Empirische Untersuchungen
- 3.1 Kulturelles Kapital und Bildungsaspiration
- 3.2 Kulturelles Kapital und Schulerfolg
- 3.3 Kulturelles Kapital und Reproduktion von Führungskräften im französischen Unternehmensbereich
- 4. Fazit
- 5. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit befasst sich mit Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion und untersucht, wie diese Theorie die Reproduktion sozialer Ungleichheit im Bildungssystem erklärt. Die Arbeit analysiert den Einfluss des kulturellen Kapitals auf Bildungschancen und beleuchtet, wie sich die soziale Herkunft auf den Bildungserfolg auswirkt.
- Die Bedeutung der Bildungsexpansion für den Abbau sozialer Ungleichheiten im Bildungssystem
- Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion und die Reproduktion von Ungleichheiten durch das Bildungssystem
- Die Rolle des kulturellen Kapitals im Bildungssystem und dessen Einfluss auf die Bildungschancen
- Empirische Untersuchungen zur Beziehung zwischen kulturellem Kapital und Bildungsaspiration, Schulerfolg und der Reproduktion von Führungskräften
- Die Bedeutung von Bourdieus Theorien für die Erklärung bestehender Ungleichheiten in den Bildungschancen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung präsentiert Bourdieus Ansatz, die soziale Welt durch empirische Forschung zu analysieren und zu verändern. Sie betont die Relevanz von Bildung in modernen Gesellschaften und die Bedeutung von Bourdieus Theorien im Kontext der Ergebnisse der PISA-Studien. Die Einleitung führt den Leser in die Frage ein, wie soziale Herkunft Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg beeinflussen kann.
Kapitel 2 stellt Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion vor, welche die anhaltende soziale Ungleichheit aufgrund sozialer Herkunft erklärt. Bourdieu argumentiert, dass das Bildungssystem die Chancenungleichheit reproduziert, da es die Kinder nach ihrer sozialen Herkunft sortiert und nicht alle gleichermaßen zum Bildungssystem Zugang haben. Kapitel 2 analysiert die verschiedenen Kapitalformen (ökonomisches, kulturelles, soziales Kapital) und ihre Bedeutung im Bildungssystem.
Kapitel 3 beleuchtet empirische Untersuchungen, die Einblicke in die Praxis der bourdieuschen Bildungssoziologie liefern. Diese Untersuchungen untersuchen die Beziehung zwischen kulturellem Kapital und Bildungsaspirationen, Schulerfolg und der Reproduktion von Führungskräften in der Wirtschaft.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit fokussiert auf die folgenden Schlüsselkonzepte: kulturelle Reproduktion, Bildungsexpansion, soziales Kapital, kulturelles Kapital, Bildungschancen, Bildungsungleichheit, soziale Herkunft, Bildungssystem, PISA-Studien, Meritokratie, Bourdieu.
- Quote paper
- Johannes Buhl (Author), 2007, Theorie der kulturellen Reproduktion nach Pierre Bourdieu, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173952