Die Quelle stellt einen Auszug aus der Slawenchronik dar und liegt
gedruckt vor.
Sie befaßt sich mit der Ansiedlung von Deutschen und Slawen in Holstein.
Und zwar erhalten die Holsten, die zuerst und das beste Gebiet bekommen,
das Terrain westlich von Segeberg, an der Trave, außerdem
Schwentinefeld und den Bereich von der Schwale bis Grimmelsberg und
bis zum Plöner See. Den Westfalen wird das Darguner Land
zugesprochen, den Holländern das Eutiner Gebiet. Die Friesen werden in
Süsel angesiedelt und die Slawen im Raum Oldenburg und Lütjenburg.
Graf Adolf II. von Holstein veranlaßt die Besiedlung 1143.
Neben der Originalfassung in lateinischer Sprache, gibt es eine deutsche
Übersetzung. Bei der sind allerdings leichte Abweichungen von der
Bedeutung der lateinischen Begriffe entstanden. So zum Beispiel bei „terra
deserta“ (in Zeile 30)1, was eigentlich „[...] Erde verwüstet“ heißt, aber in
der Übersetzung als „Land verlassen“ bezeichnet wird. Oder auch in
Zeile 6: „in mortibus fratrum et parentum“, was im engen Sinne „mit dem
Tod eurer Brüder und Eltern“ heißt, aber vom Herausgeber wie folgt
übersetzt wurde: „mit dem Blute eurer Brüder und Väter“, da dieses eine
markante Redewendung ist. „Terram desiderabilem“ (Z.8), das
„wünschenswerte Land“, wurde abgeschwächt zum „lieblichen Land“.
Helmold von Bosau, der die Slawenchronik verfaßt hat, war ein
Geistlicher, der 1134 im Zuge der Missionierung in das Augustiner-
Chorherrenstift Segeberg gekommen war. Er lebte von ca. 1120 bis 1177
und verstarb in Bosau, seiner Pfarrstelle, die einen Missionsstützpunkt
darstellte. Sein Werk „Chronica Slavorum“ setzt mit der Zeit Karls des
Großen ein und entstand wahrscheinlich im Zeitraum um 1167/68 .2 [...]
1 Siehe Quelle . In: Franz, Günther: Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes
im Mittelalter. Darmstadt 1974. Nr. 75, S.192-195.
2 Ehbrecht, Wilfried: Helmold von Bosau. In: Angermann, Norbert (Hg.): Lexikon des
Mittelalters. Bd. 4. Erzkanzler bis Hiddensee. München 1989. S.2124 – 2125.
Inhaltsverzeichnis
- I. ) Einleitung
- II.) Einbettung in den historischen Rahmen
- II. 1.) Die Voraussetzungen, die Situation vor dem Beginn der Ostsiedlung
- II. 2.) Segeberg
- II. 3.) Die Spezifika der den Bevölkerungsgruppen zugeordneten Regionen
- II. 4.) Die Organisation der Besiedlung
- III.) Zusammenfassung
- IV.) Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Interpretation einer Quelle aus der Slawenchronik Helmolds von Bosau, die die Ansiedlung von Deutschen und Slawen in Holstein im Jahr 1143 durch Graf Adolf II. von Holstein beschreibt. Die Arbeit analysiert die Quelle hinsichtlich ihrer Aussagekraft für die Geschichte der Ostsiedlung und die Entwicklung des Gebietes im Kontext der damaligen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
- Die Rolle Graf Adolfs II. von Holstein in der Ostsiedlung
- Die Organisation und räumliche Verteilung der Siedlergruppen
- Die Darstellung der Slawen in der Quelle und deren historische Einordnung
- Die Bedeutung der Quelle für die Erforschung der Ostsiedlung
Zusammenfassung der Kapitel
I. ) Einleitung
Die Einleitung stellt die Quelle, einen Auszug aus der Slawenchronik, vor und erläutert ihren Kontext. Sie beleuchtet die Ansiedlung von Deutschen und Slawen in Holstein durch Graf Adolf II. von Holstein im Jahr 1143 und analysiert Unterschiede zwischen der lateinischen Originalfassung und der deutschen Übersetzung.
II.) Einbettung in den historischen Rahmen
II. 1.) Die Voraussetzungen, die Situation vor dem Beginn der Ostsiedlung
Dieser Abschnitt erläutert wichtige geographische Namen und die politische Situation im Grenzgebiet zwischen Dänen, Obodriten und Sachsen im 8. Jahrhundert bis 1138. Er beleuchtet die Geschichte des Gebietes und die Konflikte zwischen den verschiedenen Volksgruppen.
II. 2.) Segeberg
Dieser Abschnitt analysiert die Ereignisse von 1138, als Slawen die sächsischen Siedlungen um Segeberg zerstörten. Er beleuchtet die Rolle Segebergs im Kontext der Ostsiedlung und die Bedeutung der Burg für die Machtverhältnisse in der Region.
II. 3.) Die Spezifika der den Bevölkerungsgruppen zugeordneten Regionen
Dieser Abschnitt beschreibt die räumliche Verteilung der verschiedenen Siedlergruppen, die von Graf Adolf II. von Holstein angesiedelt wurden. Er beleuchtet die Bedeutung der geografischen Lage und die Gründe für die Zuweisung bestimmter Gebiete an die jeweiligen Gruppen.
II. 4.) Die Organisation der Besiedlung
Dieser Abschnitt analysiert die Organisation der Besiedlung und die Rolle Graf Adolfs II. von Holstein in diesem Prozess. Er beleuchtet die Machtverhältnisse und die rechtlichen Rahmenbedingungen der Siedlungstätigkeit.
Schlüsselwörter
Ostsiedlung, Holstein, Graf Adolf II., Slawenchronik, Helmold von Bosau, Segeberg, Wagrien, Obodriten, Sachsen, Dänen, Besiedlung, Territorialherrschaft, geographische Namen, politische Situation, Quelle, Interpretation, historische Einordnung
- Quote paper
- Anna Kiesbauer (Author), 2001, Quelleninterpretation: 1143 Graf Adolf II. von Holstein siedelt Deutsche und Slawen in Holstein an, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17292