Einhergehend mit der gegenwärtigen Ökonomisierung der Universitäten und der starken Orientierung der wissenschaftlichen Pädagogik an den Sozialwissenschaften und an der Empirie sind die philosophischen und historischen Züge innerhalb der wissenschaftlichen Pädagogik fraglich geworden. Diese Züge werden traditionell repräsentiert durch die Allgemeine bzw. die Systematische Pädagogik.
In meiner Abhandlung will ich plausibel machen, dass es für die Allgemeine bzw. die Systematische Pädagogik sehr sinnvoll ist, eine Einsicht zu berücksichtigen, die bezogen auf die Philosophie bereits Aristoteles gewonnen hatte, der hierdurch gewissermaßen zum Vater der Philosophiegeschichte geworden ist: Wollen wir ein Sachproblem verstehen — etwa eben das Verhältnis von Gerechtigkeit und Bildung —, so kann dies nur gelingen, wenn wir den Blick auf die Geschichte der Entdeckung dieses Sachproblems richten und uns mit den geschichtlichen Antworten auf dieses Sachproblem kritisch auseinandersetzen.
Die Auseinandersetzung mit der Geschichte eines Sachproblems ist ein Teil der Auseinandersetzung mit dem Sachproblem selbst, soll dieses geklärt und verstanden werden. Die systematische und die historische Dimension gehören untrennbar zusammen, auch wenn dieses Bewusstsein heute verloren zu gehen droht.
Ohne Geschichte und ohne skeptisch prüfendes Philosophieren kommt, so meine These, die Allgemeine bzw. die Systematische Pädagogik nicht aus — ebensowenig wie die wissenschaftliche Pädagogik ohne ihren philosophisch-systematischen Aspekt. Die wissenschaftliche Pädagogik bedarf historischer und philosophisch-skeptischer Züge zur Sacherschließung und zur Sachklärung.
Was ich unternehme, ist daher eine philosophisch-skeptisch beeinflusste Annäherung an das Sachproblem des Verhältnisses von Bildung und Gerechtigkeit am Exempel von zwei prominenten Antworten, die in der Geschichte auf die Frage nach diesem Verhältnis gegeben wurden: von Martin Luther und von Platon.
Inhaltsverzeichnis
0. Orientierende Vorworte: Die gegenwärtige Situation der wissenschaftlichen Pädagogik und das Anliegen und Programm der Abhandlung
I. Erster Hauptteil: Zur Problematik des Verhältnisses von Bildung und Gerechtigkeit am Beispiel Martin Luthers und ausgewählter Aspekte seiner Wirkungsgeschichte
0. Einleitung und Überblick
1. Akzentuierungen zum Verständnis von Bildung und von Gerechtigkeit in der Ära seit Luther
1.1 Politischer Akzent: Zusammenhänge zwischen Bildung und irdischer, äußerer Gerechtigkeit sowie Herrschaft
1.2 Kultureller Akzent: Entwicklung zur veräußerlichten Auffassung von Wissen und Bildung
2. Die »Zwei-Reiche-Lehre« Luthers im Zusammenhang der Frage von Bildung und Gerechtigkeit
3. Konsequenzen für eine Bildungstheorie mit Option auf skeptisch-kritische Bildung zur Ermöglichung eines problemerschlossenen Gerechtigkeitsverständnisses
II. Zweiter Hauptteil: Platon und das Problem von Bildung und Gerechtigkeit
1. Einführung
1.1 Verknüpfung von göttlicher und menschlicher Gerechtigkeit am Ursprung des abendländischen Philosophierens
1.2 Der Übergang vom Vorrang der göttlichen Gerechtigkeit hin zur menschlichen Gerechtigkeit durch Platons »Rettung der Phänomene«
2. Bildung und Gerechtigkeit in Anlehnung an Platons Politeia
III. Schluss: Philosophische Skepsis und historische Forschung als wesentliche Momente systematisch-pädagogischer Reflexion
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
- Quote paper
- PD Dr. phil. habil. Roland Mugerauer (Author), 2011, Bildung und Gerechtigkeit - Unzeitgeistiges zu ihrem Verhältnis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172927
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