Die Familie des Dr. Gillis Valckenier um 1657 von Gabriel Metsu in der Gemäldegalerie Berlin


Hausarbeit (Hauptseminar), 1996

32 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Bildbeschreibung

III. Die Rolle der Frau zur Zeit Metsus: ein Rekonstruktionsversuch anhand der Fachliteratur

IV. Die architektonischen Elemente als eines Ausdrucksform aktuellen Stilkonflikts und als kulturpolitische Äußerung des Auftraggebers

V. Zusammenfassung und Ausblick

Anhang I: Abbildungen
Anhang II: Kurzbiographie Gillis Valckeniers
Anhang III: Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Diese Hausarbeit wird als ein Versuch verstanden, sich dem Familienportrait der Valc- keniers von Gabriel Metsu methodisch anzunähern und es zu interpretieren. Obwohl die unterschiedlichen Interpretationsansätze im Bereich der holländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts im Auge behalten werden, wird im Rahmen dieser Arbeit jedoch ver- mieden, ein Urteil über derartige Ansätze zu fällen. Vielmehr habe ich im Sinn, sie als Annäherungsweisen bei der Analyse und Interpretation des Dahlemer Bildes anzuwen- den.

Auf die Frage, ob dieses Familienporträt als Genre bezeichnet werden sollte oder eher als (genrehaftes) Gruppenportrait, werde ich hier nicht eingehen, auch wenn sie sicherlich für das Dahlemer Gemälde interessant wäre.1

Auf die Analyse des malerischen Stilwandels Metsus, der meines Erachtens in diesem Werk aus der Zeit um 1657 deutlich wird, werde ich ebenfalls verzichten. Nach wie vor ist eine chronologische Einordnung der Werke Metsus sehr schwierig, da nur 22 Gemälde seines Œuvres eigenhändig datiert sind.2

In der vorliegenden Arbeit soll versucht werden, dieses Gemälde als ein von den Wünschen der auftraggebenden Familie geprägtes Werk zu interpretieren und somit als ein die zeitgenössischen ideologischen Strömungen repräsentierendes Gemälde und ein Spiegelbild der (kultur-) politischen Entwicklungen und Konflikte der damaligen Zeit zu verstehen. Dabei werde ich insbesondere meinen Interessen für den frauengeschichtlichen und (kultur-) historischen Hintergrund des Bildes nachgehen.

Nach einer präzisen Bildbeschreibung soll zunächst die prominente Erscheinung Frau Valckeniers auf dem Gruppenporträt beleuchtet werden, welche ihrer wichtigen Rolle in dem Familienleben entspricht. Ihr weiblicher Stolz gilt vor allem ihrer Rolle als Mutter und Erzieherin der Kinder. Es soll versucht werden, das Verständnis der Frauenrolle im Holland des 17. Jahrhunderts und die zeitgenössische Vorstellung von Kindererziehung anhand der kunsthistorischen Fachliteratur zu rekonstruieren.

Das Schwergewicht im dritten Teil dieser Arbeit liegt auf der Erläuterung des scheinbaren Widerspruchs zwischen der „neuen“ klassizistischen Dekoration der Innen- architektur und dem auf dem aufgeschlagenen Buch abgebildeten „alten“ gotischen Turm. Der spannungsreiche kultur- und sozialhistorische Hintergrund in der Mitte des 17. Jahrhunderts bietet dabei einen wichtigen Anhaltspunkt für die Erklärung dieses scheinbaren Widerspruchs als Manifestation aktuellen Stilkonflikts in den Niederlan- den. Es soll gezeigt werden, daß der Auftraggeber als Amsterdamer Stadtregent durch die widersprüchlich erscheinende gleichzeitige Darstellung beider Stilformen eine Kompromißlösung für die zeitgenössischen politischen Auseinandersetzungen vor- schlägt — die sich hier gerade im kulturellen Bereich manifestieren. In diesem Zusam- menhang wird ein genaueres Eingehen auf den Lebenslauf Gillis Valckeniers nützlich sein.

II. Bildbeschreibung

In einem kostbar eingerichteten Raum ist die Patrizierfamilie Valckenier versammelt. Geteilt in zwei Gruppierungen ist der Vater Gillis Valckenier mit dem Sohn Wouter links neben einem Tisch, der in der Mitte des Raumes steht, dargestellt, während die weiblichen Familienmitglieder auf der rechten Hälfte des Gemäldes ihren Platz gefun- den haben.

Breit ausladend sitzt Gillis auf einem Stuhl neben dem von grünem Tuch bedeck- ten Tisch. Seine rechte Hand ist in die Taille gestürzt, während der linke Arm auf einem großformatigen, geöffneten Buch ruht, das schräg auf einem zweiten Band liegt. Ein schwarzer Hut mit hohem Kopf liegt auf der linken Hälfte des Buches, und auf der auf- geschlagenen rechten Seite ist ein Turm mit spitzem Helm abgebildet. Ein Paar braune Handschuhe aus weichem Leder hängt senkrecht von der vorderen Tischkante herunter.

Der Vater wendet den Körper leicht dem Sohn zu, jedoch ist sein Blick nicht auf den Jungen gerichtet. Dabei schaut der Vater leicht nach oben und scheint nicht die Absicht zu haben, dem sich unterhalb seiner Schulterhöhe befindlichen Sohn größere Aufmerksamkeit zu schenken.

Der etwas unsicher erscheinende Junge hält auf der aufgehobenen linken Hand ei- nen Falken,3 der auf den Familienamen „Valckenier“ anspielen soll.4 Dieser Siebenjäh- rige5 hat ein rundes, seinem Vater ähnelndes Gesicht und trägt ein prächtiges, purpurro- tes Kleid mit Gängelbändern, die das Aussehen eines Umhangs annehmen.6 In seiner herunterhängenden rechten Hand hält er einen mit Federn reich geschmückten Schlapphut. Das Schrittmotiv mit dem vorangestellten linken, dem leicht angehobenen hinteren rechten Bein sowie der zum Gruß gezogene Hut verdeutlichen, daß er gerade durch die geöffnete Tür eingetreten ist. Zwar ist sein ganzer Körper der Familie zugeneigt, jedoch ist sein Blick auf niemanden fixiert, sondern auf einen Punkt gerichtet, der weit vor ihm auf dem Boden außerhalb der Bildfläche liegt.

Zu Füßen des Jungen ist ein schwarzweißes Windspiel zu sehen, welches die bei- den Vorderpfoten auf das rechte Hinterbein einer Katze drückt, die seitlich auf dem Holzfußboden liegt. Der Hund trägt um den Hals ein mit metallenen Halbkugeln besetz- tes Lederband. Sein Körper ist gekrümmt, sein Schwanz zwischen den Beinen einge- klemmt. Die Zähne fletschend provoziert er die Katze. Diese verzieht das Mäulchen und dreht ihren Kopf erschrocken zu dem Hund, der nicht wesentlich größer ist als sie.

Der traditionellen Raumaufteilung entsprechend sind die weiblichen Mitglieder auf der rechten Hälfte des Familienporträts dargestellt. Links neben ihrem Gatten sitzt die junge Mutter Jacoba Ranst,7 mit ihrer linken Seite dem Betrachter zugewandt, auf einem Stuhl vor dem Tisch, dessen Rückenlehne mit grünem Stoff bespannt ist.

Ihr gelber Satinrock klafft vorne auf, der linke Schoß hängt neben dem Knie herab und bringt einen Unterrock zum Vorschein. Das Satinuntergewand weist ein kälteres Blaßgelb auf und ist wie der etwas kürzere Oberrock auf der Vorderseite vertikal mit breiten, blaßockerfarbenen Streifen besetzt.

Um die Schultern trägt die junge Mutter ein vorn geknotetes Gazetuch, durch welches der schmale Kragen des Gewandes, der bis über die Schultern herabsinkt, zu sehen ist. Ein solches dekolletiertes Gewand mit weiter Halsöffnung galt in den 50er Jahren des 17. Jahrhunderts als hoch elegant.8 Das Stirnhaar ist der Mode entsprechend nach hinten gelegt. Die Seitenlocken hängen dagegen bis zu den Schultern herab, geziert mit Federn, schwarzen Bändern und Schleifenrosette.9

Sie wendet sich ihrem Sohn zu und lächelt dabei kaum bemerkbar. In ihrer waag- recht aufgehobenen linken Hand hält sie eine kurze Metallröhre mit drei Kugeln, deren Funktion sich nicht genauer bestimmen läßt. Auf die Vermutung, daß es sich hier mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Amulett handeln könnte, werde ich später noch ein- mal zurückkommen.

Von hinten stützt die Mutter mit ihrem rechten Arm die Tochter Eva Catharina, die frontal zum Betrachter auf den Tisch hingesetzt ist. Lächelnd blickt das Mädchen aus dem Bild heraus. Das Satinkleid dieses Mädchens hat eine kräftige, scharlachrote Farbe, die mit dem Dunkelgrün der Tischdecke kontrastiert. Eine weiße Gazeschürze fällt über ihr Knie herunter und bedeckt völlig den Unterrock.

Ihre ältere Schwester Rebecca ist auf dem Fußboden hinter der Mutter mit einem Spaniel beschäftigt. Ihre unter dem Rock sichtbare Fußspitze weist darauf hin, daß sie auf einem niedrigen, ganz von dem Rock versteckten Hocker oder einem Kissen sitzt.

In ihrer rechten, erhobenen Hand hält das Mädchen ein kleines Stück Kuchen (oder ähnliches), wonach der Hund sich streckt. Der Spaniel mit der scharlachroten Halsschleife steht auf beiden Hinterbeinen und drückt seine linke Vorderpfote auf den Schoß des Mädchens. Das Mädchen nimmt die rechte Pfote des Hundes in die Hand, schaut ihm aber nicht zu, statt dessen wendet sie den Kopf direkt zum Betrachter und lächelt dabei bedeutungsvoll.

Ihr aufklaffender Rock zeigt den scharlachroten Schoßbesatz und gibt den blauen Unterrock frei. Das Ober- und Untergewand sind fein gemustert und ihre satinartige Stofflichkeit mit Sorgfalt und malerischer Geschicklichkeit wiedergegeben. Die Ärmel ihres hellockerfarbenen Obergewandes sind mit scharlachroten Streifen und Bändern geschmückt.

Hinter dem Stuhl der Hausherrin steht ein Dienstmädchen10 in dunklem Kleid mit weißem Spitzenschultertuch. Ihr Haar ist glatt nach hinten zu einem Knoten gelegt, be- deckt von einem schwarzen Häubchen. Sie hält im linken Arm die kleinste Tochter Pe- teranna11, die trotz des jungen Alters in ein ähnliches Kostüm mit Haube, Schürze und vorn aufklaffendem Rock mit Gängelbändern wie ihre älteren Schwester gekleidet ist. Das kleine Mädchen hängt ihren rechten Arm um den Hals der Dienerin, und diese wiederum legt ihre rechte Hand schützend auf die Schürze des Mädchens.

Die Dienerin neigt ihren Oberkörper leicht nach rechts, als ob sie das Gewicht des kleinen Mädchens dadurch ausgleichen wollte. Sie blickt aufmerksam auf den Jungen vor der Tür. Daher ist sie die einzige unter den drei Erwachsen im Bild, die eine deutli- che Verbindung zu dem Jungen aufnimmt, obgleich sie sich am weitesten von ihm ent- fernt befindet.

Hinter dem Dienstmädchen steht ein von Marmorsäule und Pilaster mit korinthi- schen Kapitellen getragener Kamin, von dem nur eine kleine Ecke abgebildet ist. Auf dem gerahmten Kaminbild ist mit einiger Mühe der Hinterkörper eines emporschnellen- den Pferdes erkennbar. Das Pferd trägt auf dem Rücken einen Soldaten, der eine schwertähnliche Waffe über seinem Kopf schwingt. Ein zweiter Mann liegt besiegt auf dem Rücken.

Als Pendant zu dem Kamin ist am linken Rand des Bildes ein reich ornamentier- tes Steinportal zu sehen. Die offene Tür gewährt einen freien Blick durch zwei weitere Räume. Die hintereinander liegenden Zimmer mit geöffneten Türen erzeugen auf der Bildfläche eine Tiefenwirkung, jedoch ohne die Absicht, ins Unendliche zu führen. Die Tiefensicht wird durch eine Hausfassade verstellt, die auf der anderen Seite einer schmalen Straße liegt.

Das Gemälde mit goldenem Rahmen an der Wand bildet sicherlich den augenfäl- ligsten Teil des Dahlemer Bildes. Der breite, geschnitzte Rahmen ist von einem Putten- kopf mit zwei Flügeln gekrönt. An seiner oberen Kante ist eine Stange befestigt, an der ein grüner Vorhang aus halbdurchsichtigem Stoff hängt, welcher zwei Drittel der Ge- mäldefläche bedeckt. Der offene linke Teil läßt vermuten, daß das Gemälde eine Land- schaft zeigt.

Der linke Rand des hängenden Vorhangs wird von einem Blatt des Weinstocks weitergeführt, der neben zwei Pfirsichen in einer auf einem Metallständer ruhenden Porzellanschale liegt. Der Vorhang, die auf dem Tisch liegenden Gegenstände und der Tisch mit grüner Decke bilden zusammen eine „leere“ Zone in der Bildmitte, die die weibliche und männliche Gruppe teilt. Der offene Rand des Vorhangs fällt interessan- terweise genau zwischen die beiden bereits von dem Tisch getrennten Gruppierungen im Vordergrund.

Ganz deutlich wird diese Aufteilung, wenn man eine vertikale Linie genau durch die Bildmitte (Abb. 1) zieht: Sie verläuft rechts dicht neben dem offenen Vorhang, schneidet dessen untere Ecke, fällt mit dem rechten Rand der Handschuhe zusammen und geht ganz genau durch die Mitte des Tischbeins hindurch. Diese unsichtbare Mittelachse wird dann erst von dem linken Fuß des Vaters durchbrochen.

Der Weinstock, der als sinnliches Bild der Frau „im Hause“ zu verstehen ist,12 und die Architekturbücher, die offensichtlich der Männerwelt zugeordnet sind, berühren einander nicht. Der Metallständer mit Fruchtschale steht bescheiden und zurückhaltend hinter den Büchern. Die äußerste Kante der Schale bleibt in dem Raum rechts von der unsichtbaren Mittelachse des Bildes. Ein Blatt und eine Zweigspitze des Weinstocks strecken sich vorsichtig nach links herüber, während die Bücher und die Hutkrempe des Herrn massiv in die rechte Bildhälfte eindringen.

In der linken Bildhälfte, wo sich die männlichen Familienmitglieder aufhalten, be- finden sich der sichtbare Teil des Wandgemäldes, das aufgeschlagene Buch, der Jagd- hund und die geöffneten Türen. Im Gegensatz dazu wird die rechte Bildhälfte von Früchten, dem Haushund, dem das Gemälde bedeckenden Vorhang und dem häusliche Wärme spendenden Kamin eingenommen. Offensichtlich bringt diese scharfe Zweitei- lung einen deutlichen Gegensatz zwischen der nach außen hin geöffneten Welt der Männer und dem intimen, nach innen gerichteten und von Frauen bestimmten Bereich des Familienlebens zum Ausdruck.

III. Die Rolle der Frau zur Zeit Metsus: ein Rekonstruktionsversuch anhand der Fachliteratur

Nach den Idealvorstellungen zahlreicher zeitgenössischer Haushalts- und Familienbü- cher, die sich vor allem an Leser aus den mittleren und oberen Klassen wandten,13 wa- ren die Aufgaben von Mann und Frau in der Familie geteilt. Während der Ehemann und Vater durch den Beruf, den er normalerweise außerhalb des Hauses verübte, seine Frau und Kinder zu ernähren hätte, sei die Frau wegen ihres naturbestimmt schwächeren Körperbaus mehr für den Haushalt geeignet.

Die Frau war ans Haus gebunden und stand im Dienst der Familie und des Ehe- manns. Sie war zwar ihrem Ehemann untergeordnet und sollte ihm gegenüber gehorsam sein, war aber keineswegs seine Sklavin. Freude sollte sie am Haushalt haben und wur- de sogar aufgefordert, ihr Haus wie ein „ heerscherse en besitster “ (Herrscher und Besit- zer) zu verwalten.14

Obwohl die junge Mutter auf Metsus Gemälde dem traditionellen Schema nach auf der weniger wichtigen Seite zur Linken ihres Ehemannes angeordnet ist und mit ihren Töchtern auf der Bildfläche ein wenig zur Seite gedrängt wird, wirkt sie auf dem Familienporträt keineswegs untergeordnet. Im Gegenteil, sie sitzt vor dem Tisch; daher ist sie näher zum Betrachter gerückt als ihr Mann neben dem Tisch. Ihr gelber Satinrock besitzt einen hohen Grad von Helligkeit. Die Falten laufen sanft und weich. Das Licht, das die Faltengrate entlang läuft, ist mit großer Geschicklichkeit dargestellt. So zieht die überzeugend wiedergegebene Stofflichkeit des Satins eine größere Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich als das schwarze Kostüm ihres Gatten.

Frau Valckenier scheint zwar zu einer Bewegung anzusetzen, es ist jedoch schwierig festzustellen, ob sie dem Sohn etwas überreichen will oder ob ihr aufgehobe- ne Arm eher als eine Art mahnende Geste zu verstehen ist. Ohne Zweifel ist sie aber die einzige unter den Dargestellten, die eine gewisse Aktivität erkennen läßt. Diese „han- delnde“ Geste unterscheidet ihre Darstellung von der der meisten Frauen auf zeitgenös- sischen Familienporträts, die entweder eine deutliche Abhängigkeit und Unterwürfigkeit dem Mann gegenüber zeigen oder sich passiv, ja manchmal teilnahmslos verhalten. Durch ihre prominente Erscheinung, unterstützt von den obengenannten optischen Ef- fekten, gewinnt die junge Mutter in diesem Familienbild ein Gewicht, das dem ihres Mannes durchaus die Waage hält.

Frau Valckenier scheint sich ihrer Rolle und Position in der Familie sehr wohl bewußt zu sein. Mit einem nicht übertriebenen Stolz sitzt sie wie eine „ heerscherese “ und „ besitster “ in ihrem Haus, in ihrem Milieu, wo „ alles [...] ordentelyck toegae15 (alles ... ordentlich zugeht). Inmitten ihrer sorgfältig gekleideten und gehorsamen Kin-der, begleitet von der wachsamen und pflichtbewußten Dienerin ist sie unbestreitbar das soziale Zentrum des inneren Familienlebens. In ihr laufen alle Fäden zusammen. Bewußt wird ihre Rolle als Mutter und Erzieherin aller vier Kinder durch Symbole der Erziehung betont.

[...]


1 Robinson (1974: 55) spricht von einer „easy unity of genre and portrait“ in diesem Werk.

2 Schneede 1968, S. 46.

3 Die Farbigkeit des Vogels führt leicht zu der Vermutung, daß es hier sich um einen Papagei handeln könnte. Aber bei dem Vogel fehlt der bedeutend dickere und stärkere Schnabel, der ein wesentliches Merkmal der Papageien ist. Vgl. Brehms Neue Tierenzyklopädie, Freiburg 1975. Bd. 7, S. 9. Außer- dem sind Papageien in der holländischen Genremalerei fast ausschließlich zusammen mit Mädchen und jungen Frauen zu sehen, wenn sie überhaupt jemandem zugeordnet sind.

4 Spicer 1988, S. 583.

5 Für das Alter der Valckenierkinder s. Van Eeghen 1976. S. 79f.

6 Für diesen wichtigen Hinweis danke ich Frau Purrucker, der Leiterin der „Gesellschaft für historische Waffen- und Kostümkunde e. V.“, Berlin, ebenso für den Hinweis auf das Amulett in der Hand der Mutter.

7 Siehe die Tabelle neben dem Gemälde in Dahlem. Die Identifikation der einzelnen Person s. Van Eeghen 1976.

8 Siehe die Tabelle neben dem Gemälde in Dahlem. Die Identifikation der einzelnen Person s. Van Eeghen 1976.

9 Thienen 1930, 94f. Ebd., S. 89.

10 Sowohl der Text auf der Tabelle neben dem Gemälde in Dahlem als auch Van Eeghen 1976, S. 80f. bezeichnet diese weibliche Figur als Anna Ranst, die jüngere Schwester der Hausherrin. Jedoch be- zweifle ich die Argumente Van Eeghens, daß die einfache Tracht Anna Ransts an ihrem unverheirate- ten Status (ongehuwde staat van Anna) liegen könnte oder speziell für dieses Bild ausgewählt sei. Die Zusammensetzung von schwarzem Häubchen, dunklem Kleid, weißem Schultertuch ist typisch für die zeitgenössische Kleidung des weiblichen Dienstpersonals. Solche Figuren tauchen sehr oft in hollän- dischen Genrebildern des 17. Jahrhunderts auf, z. B. bei dem Wasser über die Hände ihrer Herrin gie- ßenden Mädchen in dem Bild Terborchs von 1651 in Dresden oder bei der einen Stuhl bringenden Magd in „Besuch einer Wöchnerin“ Metsus von 1661 im Metropolitan Museum of Art in New York.

11 Ebd., S. 80.

12 Frantis 1993, S. 142f. und de Jongh 1974, S. 179. Dein Weib wird sein wie ein fruchtbarer Wein- stock / drinnen in deinem Hause.“ Diese Stelle in Psalm 128:3 wurde im 17. Jahrhundert in Holland oft zitiert und war visuell durch Radierungen, Druck und Gemälde verbreitet.

13 Frantis 1993, S. 66. Meine Rekonstruktion der zeitgenössischen Vorstellungen von Frauenrolle und Kindererziehung basiert hauptsächlich auf dieser Untersuchung.

14 Johannes Colerus: De verstandige huys-houder... 2. Aufl. Amsterdam 1663. Zitiert nach Frantis 1993, S. 68.

15 Johannes de Swaef: De geestelycke queeckerye van de jonge planten des Heeren... 1621/1740, S. 312. Zitiert nach Frantis 1993, S. 233, Anm. 79.

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Die Familie des Dr. Gillis Valckenier um 1657 von Gabriel Metsu in der Gemäldegalerie Berlin
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Kunsthistorisches Institut)
Veranstaltung
HS 13666, Holländische Genremalerei
Note
1,0
Autor
Jahr
1996
Seiten
32
Katalognummer
V172724
ISBN (eBook)
9783640927623
Dateigröße
3505 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Holländische Genremalerie, Malerei des 17. Jh., die Rolle des Mannes und der Frau im 17. Jh.
Arbeit zitieren
Dr. Xiaoqin Su (Autor:in), 1996, Die Familie des Dr. Gillis Valckenier um 1657 von Gabriel Metsu in der Gemäldegalerie Berlin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172724

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