In der hier vorliegenden Studie wird das `Schicksal´ der Möglichkeiten auf sokratisch-problematische Bildung für den Neuplatonismus untersucht, weil dieser die wesentliche Gelenkstelle bildet zwischen Platon und dem `Vater des Abendlandes´, Augustin. Die Untersuchung des Neuplatonismus auf die Chancen des sokratisch-problematischen Wissens und sokratisch-problematischer Bildung konzentriert sich auf die Philosophie Plotins. Denn erstens ist Plotin als dessen Begründer die zentrale Gestalt des Neuplatonismus, bedeutender als alle Späteren. Dies gilt auch für seinen Einfluss auf das frühe christlich-theologische Denken. Wegen der Zugänglichkeit seiner Philosophie über das Schrifttum wurde „die große klassische Philosophie der Griechen, insbesondere die Platos, von den Vätern der christlichen Kirche mit Plotins Augen gelesen []. Plotins Einfluß begegnet uns von Augustin an auf Schritt und Tritt.“
Plotin ist daher äußerst wichtig für das, was `der abendländische Platonismus´ genannt werden kann, und zwar für die „gesamte Tradition des Platonismus, bis in die neueste Zeit hinein“.
Durch Plotin kommt es zu dem, was man mit einer Ausdrucksweise Gadamers als `platonisch-plotinische Wirkungseinheit´ bezeichnen kann. Diese wurde erst durch das „Aufkommen des historischen Bewusstseins und die Entwicklung des historischen Sinnes im 19. Jahrhundert“ „zur Auflösung“ gebracht. „Die neue Benennung `Neuplatonismus´ ist ein sprechender Ausdruck dafür, daß man jetzt erst zwischen Plotin und Plato einen wesentlichen Unterschied erkannt hatte.“
Selbst Hegel „gehört noch in vollem Umfange in die Wirkungsgeschichte Plotins“.
Zum zweiten gilt, was C. Horn feststellt: „Das Corpus Plotinianum bildet einen überlieferungsgeschichtlichen Glücksfall; im Fall Plotins besteht die einzigartige Situation, daß das gesamte schriftliche Werk eines antiken Philosophen tradiert ist. Mehr noch, ein zeitgenössischer Editionsbericht, die porphyrische Vita Plotini, gibt uns die chronologische Folge der Schriften und wichtige Umstände ihrer Entstehung an.“
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Plotin als 'Platoniker'
- Das Philosophieren Plotins als Aufstieg zum absolut transzendenten Einen
- Das Problemwissen nach Plotin und der Verlust des sokratisch qualifizierten Problemwissens
- Sokratisch-kritische Anfrage an die Philosophie Plotins
- Sokratisch-kritische Bewertung der Philosophie Plotins
- Sokratisch-kritische Bewertung der Folgen der Philosophie Plotins für die weiteren Chancen sokratisch-problematischer Bildung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Werk Plotins im Kontext des Platonismus und beleuchtet, wie sich die Philosophie Plotins von der sokratischen Tradition abhebt und dabei einen Verlust an problematischer Vernunft und Bildung bewirkt. Die Arbeit hinterfragt die Chancen und Herausforderungen der sokratischen Problematik im Lichte des Neuplatonismus.
- Der Einfluss des Platonismus auf Plotins Philosophie
- Der Aufstieg zum Absoluten und die Abkehr von der sokratischen Problematik
- Die Folgen des Verlusts sokratisch qualifizierten Problemwissens
- Die kritische Auseinandersetzung mit Plotins Philosophie im Hinblick auf die sokratische Tradition
- Die Auswirkungen der Philosophie Plotins auf Bildung und Vernunft
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung
Das Kapitel führt in das Thema der Arbeit ein und skizziert die zentrale These: Die Philosophie Plotins führt zu einem Verlust an problematischer Vernunft und Bildung, indem sie sich von der sokratischen Tradition entfernt.
Plotin als 'Platoniker'
Dieses Kapitel untersucht Plotins Verhältnis zum Platonismus und beleuchtet die spezifischen Merkmale seiner Interpretation platonischer Ideen.
Das Philosophieren Plotins als Aufstieg zum absolut transzendenten Einen
Dieses Kapitel analysiert Plotins Philosophie des Aufstiegs zum Absoluten und erklärt, wie diese Vorstellung vom sokratischen Problemwissen abweicht.
Das Problemwissen nach Plotin und der Verlust des sokratisch qualifizierten Problemwissens
Das Kapitel vergleicht das Problemwissen bei Plotin mit dem sokratischen Problemwissen und zeigt, wie Plotins Philosophie zu einem Verlust an problematischer Vernunft führt.
Sokratisch-kritische Anfrage an die Philosophie Plotins
Dieses Kapitel unternimmt eine kritische Auseinandersetzung mit Plotins Philosophie aus sokratischer Perspektive und stellt Fragen zu den Auswirkungen seiner Konzeption auf Bildung und Vernunft.
Sokratisch-kritische Bewertung der Philosophie Plotins
Dieses Kapitel bewertet die Philosophie Plotins im Lichte sokratischer Prinzipien und analysiert die potenziellen Folgen seiner Ansätze für die Bildung.
Sokratisch-kritische Bewertung der Folgen der Philosophie Plotins für die weiteren Chancen sokratisch-problematischer Bildung
Das Kapitel untersucht die Auswirkungen der Philosophie Plotins auf die Möglichkeiten sokratisch-problematischer Bildung und diskutiert alternative Modelle.
Schlüsselwörter
Plotin, Neuplatonismus, Platonismus, Sokrates, Problemwissen, Vernunft, Bildung, Transzendenz, Kritik, Bildungsphilosophie, Philosophiegeschichte.
- Quote paper
- Roland Mugerauer, PD Dr. phil. habil. (Author), 2011, Plotin - Neuplatonismus als Entsokratisierung Platons, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172705