Die vorliegende Arbeit trägt den Titel „Doping in den Medien – Ein inhaltsanalytischer Vergleich von Radsportberichterstattungen in Deutschland und Italien“. Sie geht der Forschungsfrage nach, ob es in der Dopingberichterstattung deutscher und italienischer
Medien kulturelle Unterschiede gibt.
Ausgehend von dieser übergeordneten Frage wird untersucht, wie kritisch ausgewählte Zeitungen aus beiden Ländern dem Thema Doping bei der Tour de France begegnen, welche Hintergründe und Auswirkungen sie beleuchten, inwiefern sie das System Radsport
infrage stellen und welche Selbstverantwortung sie sich im Umgang mit Doping auferlegen.
Für die Durchführung dieser explorativen Studie wurden zwei praktische Untersuchungsmethoden ausgewählt: das teil-standardisierte Experteninterview sowie die
qualitative Inhaltsanalyse. Die Befragung von drei ausgewählten Journalisten, die von Berufs wegen täglich mit dem
Thema Doping zu tun haben, dient als Hinwendung auf den Untersuchungsschwerpunkt dieser Arbeit. Im Zentrum steht die vergleichende Inhaltsanalyse von Artikeln der Süddeutschen Zeitung sowie der Gazzetta dello Sport. Am Ende seiner praktischen Arbeit stellt der Autor die Ergebnisse zur Diskussion und gibt Empfehlungen für zukünftige Forschungsansätze zu diesem Thema.
Insgesamt ist festzustellen, dass deutsche Medien eine weitaus kritischere Grundhaltung zum Doping einnehmen als italienische. Sportarten, in denen Doping weit verbreitet ist (Radsport), werden stärker hinterfragt. Diese distanzierte Position äußert sich bei positiven Dopingfällen, kommt vor allem aber in der intensiven Verdachtsberichterstattung und dem Generalverdacht gegenüber Athleten zur Geltung. Die kritische Grundhaltung deutscher
Medien ist Voraussetzung dafür, dass sie sich im Umgang mit Doping eine deutlich wahrnehmbarere Selbstverantwortung auferlegen und mehr gesellschaftliche Auswirkungen des Themas betrachten.
Eine besondere Stellung nimmt die Hintergrundberichterstattung ein. In diesem Punkt verfolgen italienische Medien einen für den südeuropäischen Sportjournalismus typischen boulevardesken, emotionalen Stil, der auf persönliche Anteilnahme ausgerichtet ist. Er ist nur schwer mit der tendenziell auf investigative Recherche ausgerichteten Hintergrundberichterstattung deutscher Medien zu vergleichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Problemstellung
- Doping – Definition, Entstehung und Einordnung
- Eine historische Betrachtung
- Doping aus heutiger Sicht – was heißt das?
- Doping im Sport
- Doping im Spitzensport
- Doping im Profi-Radsport
- Doping und der rechtliche Hintergrund
- Medienkommunikation in Deutschland und Italien
- Mediensysteme in Westeuropa
- Das Mediensystem in Deutschland
- Der deutsche Printmarkt
- Tageszeitungen
- Die Süddeutsche Zeitung
- Das Mediensystem in Italien
- Der italienische Printmarkt
- Tageszeitungen
- Sportzeitungen
- Die Gazzetta dello Sport
- Kulturspezifische Kommunikation
- Verschiedene Journalismus-Kulturen
- Klassifikation der Mediensysteme in Deutschland und Italien
- Doping im Spitzensport und der mediale Umgang damit
- Einfluss und Anspruch des Sportjournalismus
- Die Kritik an Sportjournalisten
- Welche Rolle spielen die Medien beim Thema Doping?
- Ein Rollenverständnis
- Abkehr von der ursprünglichen Berichterstattung
- Zwischenfazit und Forschungsfrage
- Exkurs: Leitfaden-Interviews
- Aufbau, Methode und Relevanz
- Auswertung und Vergleich
- Zusammenfassung
- Der Vergleich von Radsportartikeln der Süddeutschen Zeitung und der Gazzetta dello Sport zum Thema Doping
- Bildung von Hypothesen
- Definition von Variablen und Bildung von Indikatoren
- Wahl des Untersuchungsdesigns
- Untersuchungsobjekte, Vergleichsartikel, Untersuchungszeitraum
- Wissenschaftliche Methode
- Die Inhaltsanalyse
- Die qualitative Inhaltsanalyse
- Entwicklung des Untersuchungsinstruments
- Codebuch
- Überprüfung der Hypothesen
- Verifikation
- Falsifikation
- Zusammenfassung und Fazit
- Aufbauende Forschungsansätze
- Kulturelle Unterschiede in der Dopingberichterstattung deutscher und italienischer Medien
- Der Einfluss des jeweiligen Mediensystems auf die Darstellung von Doping
- Die Rolle des Sportjournalismus im Umgang mit Doping
- Die Selbstverantwortung von Medien im Antidoping-Kampf
- Die Auswirkungen von Doping auf das gesellschaftliche Ansehen von Sportarten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Forschungsfrage auseinander, ob es in der Dopingberichterstattung deutscher und italienischer Medien kulturelle Unterschiede gibt. Im Zentrum steht ein inhaltsanalytischer Vergleich der Radsportberichterstattung der Süddeutschen Zeitung und der Gazzetta dello Sport während der Tour de France 2008 und 2009. Dabei wird untersucht, wie kritisch die beiden Zeitungen dem Thema Doping begegnen, welche Hintergründe und Auswirkungen sie beleuchten, inwieweit sie das System Radsport infrage stellen und welche Selbstverantwortung sie sich im Umgang mit Doping auferlegen. Der Vergleich soll Aufschluss darüber geben, ob es tatsächlich kulturelle Unterschiede in der medialen Darstellung von Doping gibt und inwieweit diese auf die jeweiligen Mediensysteme und Journalismus-Kulturen zurückzuführen sind.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 stellt die Einleitung und die Problemstellung dar. Der Autor erläutert die Forschungsfrage, die er mit dieser Arbeit beantworten möchte: Gibt es kulturelle Unterschiede in der Dopingberichterstattung deutscher und italienischer Medien? Kapitel 2 befasst sich mit der Definition, Entstehung und Einordnung von Doping. Der Autor geht dabei auf die historische Entwicklung des Themas ein und stellt die verschiedenen Definitionen von Doping vor, die im Laufe der Zeit entstanden sind. Kapitel 3 behandelt den rechtlichen Hintergrund von Doping. Der Autor erläutert, dass Doping im Allgemeinen nicht strafbar ist, sondern vor allem durch die Sportverbände sanktioniert wird. Kapitel 4 beleuchtet die Medienkommunikation in Deutschland und Italien. Der Autor beschreibt die Besonderheiten der beiden Mediensysteme und vergleicht sie hinsichtlich ihres Aufbaus, ihrer Struktur und ihrer Einflussfaktoren. Kapitel 5 geht auf den medialen Umgang mit Doping im Spitzensport ein. Der Autor diskutiert die Rolle und den Einfluss des Sportjournalismus und stellt fest, dass sich die mediale Dopingberichterstattung im Laufe der Zeit verändert hat. Kapitel 6 fasst die Erkenntnisse aus der Literaturarbeit zusammen und leitet die Forschungsfrage für den praktischen Teil der Arbeit ab. Kapitel 7 beschreibt die Durchführung von Leitfaden-Interviews mit drei Journalisten, die sich mit dem Thema Doping befassen. Die Interviews sollen die Erkenntnisse aus der Literaturarbeit festigen und ggf. neue Untersuchungsansätze liefern. Kapitel 8 bildet den Kern der Arbeit und beinhaltet den inhaltsanalytischen Vergleich von Radsportartikeln der Süddeutschen Zeitung und der Gazzetta dello Sport. Der Autor stellt die Hypothesen vor, die er im Laufe der Analyse überprüfen möchte, und erläutert die angewendeten Methoden. Kapitel 9 fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen und liefert ein Fazit. Der Autor zeigt auf, dass es tatsächlich kulturelle Unterschiede in der Dopingberichterstattung deutscher und italienischer Medien gibt und die deutsche Medienlandschaft eine deutlich kritischer Haltung gegenüber Doping einnimmt. Kapitel 10 gibt schließlich Anknüpfungspunkte für zukünftige Forschungsansätze zu diesem Thema an.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe Doping, Medienberichterstattung, Vergleich, Kultur, Deutschland, Italien, Radsport, Süddeutsche Zeitung, Gazzetta dello Sport, Inhaltsanalyse, und Selbstverantwortung. Die Arbeit analysiert die mediale Darstellung von Doping unter Berücksichtigung der verschiedenen Journalismus-Kulturen und die Rolle von Medien und Journalisten im Antidoping-Kampf. Dabei werden die Unterschiede in der Berichterstattung über Doping zwischen Deutschland und Italien beleuchtet und die jeweiligen Mediensysteme und ihre Einflüsse auf die Darstellung des Themas untersucht. Die Arbeit trägt zum Verständnis der Medienlandschaft und ihrer Bedeutung im Umgang mit einem gesellschaftlich relevanten Thema bei.
- Quote paper
- Marcel Bohnensteffen (Author), 2010, Doping in den Medien – Ein inhaltsanalytischer Vergleich von Radsportberichterstattungen in Deutschland und Italien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172630