Das Böse ist immer und überall; Verbrechen hat es schon immer gegeben und wird es immer geben.
Dennoch entsteht ein Problem, wenn man sich mit Kriminalität beschäftigen will. Was Kriminalität ist,
ist eine Frage der Definition. Kriminalität entsteht dadurch, daß man ein bestimmtes Verhalten als
kriminell definiert. Doch einfach festzustellen, was normativ verboten ist, scheint wenig geeignet für
die Betrachtung einer Epoche, in der die Strafrechtspflege noch weitgehend gewohnheitsrechtlichen
Mustern folgte, und zudem in einzelnen Fällen noch Differenzen zwischen der sozialen Anschauungen
und den Buchstaben des Gesetzes deutlich hervortreten. Einen Anhaltspunkt bietet immerhin die
Justiziabilität; kurz gesagt: kriminell ist, was bestraft wurde. Da auch ein Blick auf den Strafvollzug geworfen werden soll - denn dieser war als fester Bestandteil des öffentlichen Lebens Alltagserlebnis
in der Frühen Neuzeit - soll diese zugegeben nicht sehr präzise Definition als Richtschnur dienen.
Untersuchungsgegenstand soll also die Kriminalität in der Gesellschaft sein, d.h. die kriminelle Handlung
und die Reaktion darauf, soweit sich diese in der Öffentlichkeit abspielte.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- I.1 Problemstellung
- I.2 Vorbemerkungen
- I.3 Forschungsstand
- a) Literatur
- b) Quellenlage
- II. Erscheinungsformen von Kriminalität in gesellschaftlichem Wertesystem und sozialer Wirklichkeit
- II.1 Angriffe auf die Ehre
- II.2 Gewalt
- II.3 Sittlichkeitsdelikte und Kindsmord
- II.4 Eigentumsdelikte
- II.5 Bandenkriminalität
- II.6 Hexerei, Ketzerei und Religionsdelikte
- III. Wechselwirkung zwischen Gesellschaft und Kriminalität
- III.1 Entstehung von Delinquenz
- a) Ursachen
- b) Kriminelle Karrieren
- III.2 Reaktion der Umwelt auf abweichendes Verhalten
- a) Resozialisierung und Prävention
- b) Ausgrenzung und Stigmatisierung
- III.3 Im Namen des Volkes: Öffentliche Bewältigung
- a) Manifestation der Herrschaft
- b) Beteiligung der Bevölkerung
- IV. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Kriminalität in der Frühen Neuzeit mit dem Fokus auf die gesellschaftlichen Reaktionen auf abweichendes Verhalten. Sie beleuchtet die verschiedenen Formen der Kriminalität, ihre Ursachen und die Auswirkungen auf die Gesellschaft.
- Erscheinungsformen von Kriminalität in der Frühen Neuzeit
- Wechselwirkung zwischen Gesellschaft und Kriminalität
- Reaktionen auf Kriminalität: Resozialisierung, Ausgrenzung, öffentliche Bewältigung
- Die Rolle von Recht und Gesetzgebung in der Frühen Neuzeit
- Die Bedeutung von Alltagsquellen für die Erforschung von Kriminalität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung und den Forschungsstand dar, wobei der Fokus auf die Bedeutung von Gerichtsakten und der Entwicklung einer sozialhistorisch-kriminologischen Betrachtungsweise liegt. Das zweite Kapitel befasst sich mit den verschiedenen Erscheinungsformen von Kriminalität in der Frühen Neuzeit, von Angriffen auf die Ehre bis hin zu Hexerei und Religionsdelikten. Das dritte Kapitel analysiert die Wechselwirkung zwischen Gesellschaft und Kriminalität und untersucht die Entstehung von Delinquenz, die Reaktionen der Umwelt und die Rolle der öffentlichen Bewältigung. Die Zusammenfassung fasst die zentralen Erkenntnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Kriminalität, Frühe Neuzeit, Gerichtsakten, soziale Wirklichkeit, Wertesystem, Deliktsformen, Bandenkriminalität, Hexerei, Resozialisierung, Ausgrenzung, öffentliche Bewältigung, ordnungspolitische Instrumentarien, Rechtsgeschichte, sozialhistorisch-kriminologische Betrachtungsweise, Alltagsquellen.
- Quote paper
- Christian Vogel (Author), 2001, Kriminalität in der Frühen Neuzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17258